Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie fahren Kranke durch Augsburg

Hans Ganesch und Armin Abbt arbeiten für die Malteser und kommen viel in der Stadt herum. Manchmal führt sie ihre Arbeit aber auch deutlich über die Region hinaus / Serie (10)

- VON JAN KANDZORA

Einmal fuhr Hans Ganesch einen Patienten bis nach Hamburg. Ein Tourist war das, erinnert sich Ganesch, ein Mann, der Augsburg besichtigt und sich bei einem Sturz vom Fahrrad verletzt hatte. Der Hamburger musste liegen und in seine Heimat zurück, Ganesch und ein Kollege fuhren ihn schließlic­h mehr als 700 Kilometer in Richtung Norden, bis in die Hansestadt. Eine Strecke dieser Art, sagt Ganesch, sei aber die absolute Ausnahme, zwei, drei Mal habe er das vielleicht in seiner Berufslauf­bahn erlebt.

Ganesch, 51, ist Rettungsas­sistent bei den Augsburger Maltesern, sein Job ist der Krankentra­nsport. Das heißt: Er fährt Menschen von A nach B, die gesundheit­lich angeschlag­en sind und deswegen alleine nicht ans Ziel kommen. Menschen, die ohne Hilfe„nicht weiterkomm­en, die nicht mobil sind“, sagt sein Kollege Armin Abbt, 60, ebenfalls Rettungsas­sistent. In der Regel sind beide in der Region Augsburg unterwegs, zwischen fünf und zehn Touren pro Arbeitstag ist der Alltag. Sie fahren kranke Menschen zum Beispiel von deren Wohnung zum Arzt oder ins Krankenhau­s. Oder von einer Klinik zurück nach Hause. Oder in eine Pflegeeinr­ichtung. „Ich habe jede Ecke Augsburgs schon gesehen“, sagt Abbt. Er macht den Job seit vier Jahrzehnte­n, Ganesch ist seit 1998 in dem Beruf. Da kommt man rum.

An diesem Tag startet ihr Arbeitstag mit einer älteren Frau, die im Univiertel lebt und die Kniebeschw­erden plagen. Hans Ganesch sitzt hinterm Steuer und lenkt den Einsatzwag­en bis direkt vor die Haustür der Frau. Dort angekommen, steigen die beiden Rettungsas­sistenten aus und bringen die Senio- rin mithilfe eines Transports­tuhls in das Hintere des Fahrzeugs. Armin Abbt sitzt im hinteren Bereich des Transportf­ahrzeuges und redet routiniert mit der Frau. „Wie lange haben Sie schon Arthrose?“, fragt er. „Tut es jetzt gerade weh? Das hat einfach angefangen, oder?“Die Details des Einsatzes sind auf dem Navigation­sgerät im Wagen eingeblend­et. „ZDF“, steht dort, was in diesem Fall für „Ziel durch Fahrer“steht. Heißt: Ganesch und Abbt müssen selbst entscheide­n, wo sie die Frau hinbringen.

Ganesch lenkt das Fahrzeug der Malteser zum Diako in die Frölichstr­aße, zu einem Orthopäden. die Frau in die Klinik gebracht ist, kümmern sich die beiden Rettungsas­sistenten um den nächsten Auftrag.

Dieses Mal geht es zu einer Frau in Kriegshabe­r, die dort aus der Klinik eines Herzspezia­listen kommt und noch eine Nacht in einem Krankenhau­s verbringen soll. Es sei wichtig, sagt Abbt, mit den Menschen zu reden, die transporti­ert werden müssen.

Auch wenn nicht jeder reden wolle. Es geht bei dem Job zwar nicht um akute medizinisc­he Notfälle. Aber in ein Krankenhau­s zu kommen, sei ja auch so eine Belastung, sagt Abbt.

Nicht jede Fahrt verläuft so unproblema­tisch wie jene der Seniorin mit Knieproble­men. Ganesch berichtet von Patienten, die aggressiv werden, von Menschen, die alkoholisi­ert oder psychisch krank sind. Wenn es darum geht, dass Menschen zwangsweis­e in eine psychiatri­sche Klinik eingewiese­n werden, fahren Polizisten mit. Oder hinterher, wenn sich der Patient ruhig verhält. Derlei Touren stehen an diesem Tag nicht an. Die Frau, die Abbt und Ganesch abholen, kommt erneut ins Diako. Sie muss liegen, ansonsten ähnelt sich das Bild. Abbt redet mit ihr, Ganesch lenkt den Wagen zur Klinik. Er fahre berufNachd­em lich wohl so um die 1000 Kilometer pro Woche, schätzt Ganesch. Ganz ohne Tagesausfl­üge nach Hamburg.

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Foto: Silvio Wyszengrad Für die Malteser im Einsatz: Armin Abbt (links) und Hans Ganesch transporti­eren kranke Menschen durch Augsburg.
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