Augsburger Allgemeine (Land West)
So läuft die Umstellung aufs G9
Der Übergang vom G8 holpert an manchen Stellen
Landkreis Augsburg Für die neuen Fünftklässler steigt die Aufregung vor dem ersten Schultag am Gymnasium am Dienstag. Ein ganz besonderer Tag für die Kinder. Sie lernen nicht nur ihre neuen Mitschüler und Lehrer kennen, sie starten auch offiziell in den ersten G-9-Jahrgang. Im Gegensatz zum alten G 8 werden sie die Schule bis zur 13. Klasse besuchen und erst nach neun Jahren auf dem Gymnasium ihr Abitur machen.
In Gersthofen am Paul-KleeGymnasium haben sich dieses Jahr 135 Kinder eingeschrieben. Das sind deutlich mehr als im vergangenen Jahr, berichtet Schulleiter Peter Krauß. „Normalerweise sind es immer um die hundert. Deshalb wird es in der Fünften eine Klasse mehr geben als sonst.“Schulleiter Krauß vermutet, dass durchaus mehr Eltern ihre Kinder am Gersthofer Gymnasium angemeldet haben, weil die Kinder im neuen G9 weniger Nachmittagsunterricht als im G 8 haben.
Inoffiziell läuft das G 9 bereits seit einem Schuljahr, die Fünft- und Sechstklässler profitieren jetzt vor allem davon, dass sie weniger Wochenstunden und deshalb keinen Nachmittagsunterricht mehr in der Unterstufe haben. „Für die neuen Fünftklässler sind die Fächer gleich geblieben, dafür gibt es einen ganz neuen Lehrplan. Mit dem Schwerpunkt Kompetenzorientierung.“
Gruppenarbeit wird immer wichtiger
Günter Manhardt, Schulleiter am Schmuttertal-Gymnasium Diedorf erklärt, was das bedeutet: „Es geht nicht mehr darum, nur reines Wissen zu vermitteln.“Die Kinder sollen ab sofort ihre Sozial- und Selbstkompetenz stärken, die Lehrer sollen den Kindern selbstentdeckendes Lernen beibringen. „In Mathe heißt das zum Beispiel, dass der Lehrer nicht an der Tafel den Rechenweg vorarbeitet. Die Kinder sollen stattdessen in Gruppenarbeit selbstständig auf die Lösung kommen.“
Der Übergang von G 8 auf G 9 läuft in Diedorf gut, sagt Manhardt und zieht einen Vergleich: „Bei der letzten Umstellung war alles deutlich schwieriger.“Oft waren die Lehrpläne nicht fertig, viele Bücher für die Schüler fehlten. Auch heuer holpert es noch an manchen Stellen. Zum Beispiel am Gersthofer Gymnasium bei Peter Krauß, der erzählt: „Für Latein sind zum Beispiel einige Bücher und Übungshefte noch nicht da.“In Diedorf läuft es flüssiger, dort sind für die 112 neuen G-9-Fünftklässler alle Lehrmittel vorrätig.
Dafür beschäftigen Günter Manhardt noch einige offene Fragen: zum Beispiel die Raumsituation. Schließlich braucht das Diedorfer Gymnasium, das ursprünglich für das achtjährige Gymnasium gebaut wurde, mehr Klassenzimmer für eine zusätzliche Jahrgangsstufe. „Das wird noch spannend.“
Auch über die Mensa macht sich Manhardt seine Gedanken. „Mit dem G8 haben viele Schulen ihre Essensangebote in einer HauruckAktion aus dem Boden gestampft.“Wenn im G9 die Kinder wieder mehr zu Hause essen, werden nicht genug Mahlzeiten verkauft: „Die Auslastung wird fehlen. Wir brauchen aber eine bestimmte Anzahl an Essen, damit die Mensa effizient laufen kann.“
Dieses Problem wird es am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß vermutlich nicht geben, wo heuer 88 Fünftklässler eingeschult werden, sagt Schulleiter Stefan Düll. „Wir hatten schon immer eine Mensa, die gut ging.“Düll fragt sich eher, wie der Schulalltag in den oberen Klassen aussehen soll. „Das muss man gut vorbereiten, aber es ist alles erst in der Planung.“
Das Abitur wieder erst nach neun Jahren zu machen, hält Stefan Düll, der außerdem stellvertretender Vorstand des bayerischen Philologenverbands ist, für richtig. „Es wird Zeit, dass wieder mehr Ruhe in den Schulalltag kommt.“Dem achtjährigen Gymnasium trauert er nicht hinterher. „Alles, was gut ist, bleibt, zum Beispiel die Intensivierungsstunden.“
Was am achtstufigen Gymnasium schlecht lief
Dafür werden ab sofort die Lerninhalte wieder altersgerechter vermittelt. „Im G 8 waren viele Kinder einfach zu jung. Sie haben sich von anspruchsvollem Stoff oft überfordert gefühlt.“Auch die Eltern nehmen aus seiner Sicht die Umstellung gelassen. „Mein Eindruck ist, dass sie ruhig und bedacht sind. Sie stellen keine großen Fragen, erwarten aber auch nicht, dass im neuen G9 alles einfacher wird.“