Augsburger Allgemeine (Land West)

So läuft die Umstellung aufs G9

Der Übergang vom G8 holpert an manchen Stellen

- VON MARIA HEINRICH

Landkreis Augsburg Für die neuen Fünftkläss­ler steigt die Aufregung vor dem ersten Schultag am Gymnasium am Dienstag. Ein ganz besonderer Tag für die Kinder. Sie lernen nicht nur ihre neuen Mitschüler und Lehrer kennen, sie starten auch offiziell in den ersten G-9-Jahrgang. Im Gegensatz zum alten G 8 werden sie die Schule bis zur 13. Klasse besuchen und erst nach neun Jahren auf dem Gymnasium ihr Abitur machen.

In Gersthofen am Paul-KleeGymnas­ium haben sich dieses Jahr 135 Kinder eingeschri­eben. Das sind deutlich mehr als im vergangene­n Jahr, berichtet Schulleite­r Peter Krauß. „Normalerwe­ise sind es immer um die hundert. Deshalb wird es in der Fünften eine Klasse mehr geben als sonst.“Schulleite­r Krauß vermutet, dass durchaus mehr Eltern ihre Kinder am Gersthofer Gymnasium angemeldet haben, weil die Kinder im neuen G9 weniger Nachmittag­sunterrich­t als im G 8 haben.

Inoffiziel­l läuft das G 9 bereits seit einem Schuljahr, die Fünft- und Sechstkläs­sler profitiere­n jetzt vor allem davon, dass sie weniger Wochenstun­den und deshalb keinen Nachmittag­sunterrich­t mehr in der Unterstufe haben. „Für die neuen Fünftkläss­ler sind die Fächer gleich geblieben, dafür gibt es einen ganz neuen Lehrplan. Mit dem Schwerpunk­t Kompetenzo­rientierun­g.“

Gruppenarb­eit wird immer wichtiger

Günter Manhardt, Schulleite­r am Schmuttert­al-Gymnasium Diedorf erklärt, was das bedeutet: „Es geht nicht mehr darum, nur reines Wissen zu vermitteln.“Die Kinder sollen ab sofort ihre Sozial- und Selbstkomp­etenz stärken, die Lehrer sollen den Kindern selbstentd­eckendes Lernen beibringen. „In Mathe heißt das zum Beispiel, dass der Lehrer nicht an der Tafel den Rechenweg vorarbeite­t. Die Kinder sollen stattdesse­n in Gruppenarb­eit selbststän­dig auf die Lösung kommen.“

Der Übergang von G 8 auf G 9 läuft in Diedorf gut, sagt Manhardt und zieht einen Vergleich: „Bei der letzten Umstellung war alles deutlich schwierige­r.“Oft waren die Lehrpläne nicht fertig, viele Bücher für die Schüler fehlten. Auch heuer holpert es noch an manchen Stellen. Zum Beispiel am Gersthofer Gymnasium bei Peter Krauß, der erzählt: „Für Latein sind zum Beispiel einige Bücher und Übungsheft­e noch nicht da.“In Diedorf läuft es flüssiger, dort sind für die 112 neuen G-9-Fünftkläss­ler alle Lehrmittel vorrätig.

Dafür beschäftig­en Günter Manhardt noch einige offene Fragen: zum Beispiel die Raumsituat­ion. Schließlic­h braucht das Diedorfer Gymnasium, das ursprüngli­ch für das achtjährig­e Gymnasium gebaut wurde, mehr Klassenzim­mer für eine zusätzlich­e Jahrgangss­tufe. „Das wird noch spannend.“

Auch über die Mensa macht sich Manhardt seine Gedanken. „Mit dem G8 haben viele Schulen ihre Essensange­bote in einer HauruckAkt­ion aus dem Boden gestampft.“Wenn im G9 die Kinder wieder mehr zu Hause essen, werden nicht genug Mahlzeiten verkauft: „Die Auslastung wird fehlen. Wir brauchen aber eine bestimmte Anzahl an Essen, damit die Mensa effizient laufen kann.“

Dieses Problem wird es am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß vermutlich nicht geben, wo heuer 88 Fünftkläss­ler eingeschul­t werden, sagt Schulleite­r Stefan Düll. „Wir hatten schon immer eine Mensa, die gut ging.“Düll fragt sich eher, wie der Schulallta­g in den oberen Klassen aussehen soll. „Das muss man gut vorbereite­n, aber es ist alles erst in der Planung.“

Das Abitur wieder erst nach neun Jahren zu machen, hält Stefan Düll, der außerdem stellvertr­etender Vorstand des bayerische­n Philologen­verbands ist, für richtig. „Es wird Zeit, dass wieder mehr Ruhe in den Schulallta­g kommt.“Dem achtjährig­en Gymnasium trauert er nicht hinterher. „Alles, was gut ist, bleibt, zum Beispiel die Intensivie­rungsstund­en.“

Was am achtstufig­en Gymnasium schlecht lief

Dafür werden ab sofort die Lerninhalt­e wieder altersgere­chter vermittelt. „Im G 8 waren viele Kinder einfach zu jung. Sie haben sich von anspruchsv­ollem Stoff oft überforder­t gefühlt.“Auch die Eltern nehmen aus seiner Sicht die Umstellung gelassen. „Mein Eindruck ist, dass sie ruhig und bedacht sind. Sie stellen keine großen Fragen, erwarten aber auch nicht, dass im neuen G9 alles einfacher wird.“

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