Augsburger Allgemeine (Land West)
Drei Standbeine einer Künstlerin
Karin Bauer zeigt eine Auswahl ihrer Arbeiten ab Dienstag bei Keimfarben in Diedorf. Neben Bildern gibt’s auch eine Skulptur
Diedorf Was liegt näher für eine Firma, die Farben herstellt, als sich auch für Farben und weiterführend für Kunst und Künstler der näheren und weiteren Umgebung zu interessieren. Die Firma Keimfarben in Diedorf bietet seit vielen Jahren etablierten Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke in ihren Räumen auszustellen.
In der Herbstausstellung zeigt heuer zum ersten Mal Karin Bauer mit etwa 70 Werken und Formaten aller Größen einen Querschnitt ihrer Arbeiten. Von Haus aus eigentlich Zeichnerin und Druckgrafikerin, hat sie eine Serie ihrer Malereien aus dem Jahr 2016 mitgebracht, die bisher nicht öffentlich gezeigt wurden.
„Diese Abteilung der Ausstellung ist damit die wichtigste meiner drei Disziplinen“, erklärt Bauer, die insbesondere Farben wie Weinrot und Frühlingsgrün liebt, die immer wieder in ihren Bildern auftauchen. Auch setzt sie gerne lasierende Neontöne dezent ein. Bauer betont, dass sie keine großformatige Malerin ist. „70 mal 100 ist meine ideale Größe.“Dabei malt die Künstlerin nicht auf Leinwand. „Ich komme vom Zeichnen, das Material ist mir zu weich und zu nachgiebig. Ich muss den Pinsel aufsetzen können, und dann muss der Strich so sein, wie ich ihn haben will“, bevorzugt sie Hartfaserplatten, die sie vorher grundiert. Gerne malt sie Serien, die Sechserserie ihrer orangefarbenen Stühle zeigt. Beim Malen einer Serie legt sie die Hartfaserplatten aus und fängt an. Sie kommt dadurch in Schwung, erreicht eine besondere Leichtigkeit. Am Anfang sei alles noch sehr frei, erst wenn die Bilder dem Ende zugingen, arbeite sie konkreter und genauer.
Zwischen der Malerei, dem Zeichnen und der Druckgrafik jongliert die Künstlerin, die eigentlich von der Radierung und Lithografie, also den alten handwerklichen Arbeiten herkommt, gerne hin und her. Zusätzlich hat Bauer für die Ausstellung eine Holzarbeit mitgebracht, wie sie sie in den letzten Jahren immer wieder gerne anfertigt. „Im Prinzip ist auch dies eine zeichnerische Arbeit“, erklärt sie. Dabei fertigt sie kleine Zeichnungen in der Größe sechs mal acht Zentimeter an, scannt diese ein und vergrößert sie auf teilweise bis zu zwei Metern und reibt ihren Strich mit viel Druck auf Holzplatten auf. Sie nennt diese Technik „Frottage“, wenn ihre Art zu arbeiten auch im eigentlichen Sinn nicht mit der Arbeitsweise von Max Ernst zu vergleichen ist. Diese neue Technik wendet Bauer seit ein paar Jahren an. Ein paar ältere Zeichnungen zeigen eindeutig, dass sie die Vorläuferarbeiten der Holzarbeit sind. Für Materialdrucke verwendet die Künstlerin Abfall wie Verpackungen oder Plastik mit Struktur.
An Ausstellungen hat Karin Bau- er immer sehr gerne teilgenommen. „Jetzt aber möchte ich mehr in Einzelausstellungen gehen.“Sie könne damit mehr von sich zeigen.
Für Karin Bauer war immer schon klar, dass sie gestalterisch arbeiten wollte. Sicherheitshalber studierte sie allerdings zunächst Kommunikationsdesign an der Fachwie hochschule für Gestaltung in Augsburg, arbeitete als Grafikdesignerin und fertigte Logos für Firmen und Illustrationen für Kinder- und Sachbücher. Doch dann kehrte die Lust zu zeichnen zurück. Mit Kunstkursen ist sie nochmals in die „Lehre“gegangen und kam schließlich zur freien Kunst. Diese sieht sie als ihr zweites Standbein neben ihrem Brotberuf an. Seit ihrem Studium lebt die Singlefrau in Augsburg.
Vernissage ist am Dienstag, 11. Sep tember, um 19.30 Uhr in der Keim Akademie Diedorf, Keimstraße 16. Da nach sind die Arbeiten dort noch bis 15. März 2019 zu sehen.