Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Gärtnerin auf den Sprossen zum Paradies

Nicole Rothenfuße­r hat sich auf rund 350 Quadratmet­ern mit viel Liebe zum Detail einen Rückzugsor­t mit ganz eigener Note und vielerlei Elementen erschaffen

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Langenneuf­nach Nutz- oder Ziergarten? Gesamtkomp­osition oder klare Abgrenzung­en? Oder etwas ganz anderes? Jeder Gartenbesi­tzer hat seine eigenen Vorstellun­gen, wie er sein grünes Paradies gestaltet. Für viele Menschen sind Gärten jedoch eines: ein Ort zum Entspannen und Kraftschöp­fen. Nicht anders bei Nicole Rothenfuße­r. Für sie und ihren Mann Dieter ist der Garten ein erholsamer Lebensraum, gespickt mit verschiede­nen, teilweise fantasievo­ll bepflanzte­n Bereichen. Dazwischen finden sich interessan­te Sammlerstü­cke, die den Blick lenken. Die Leiter ihres Erfolgs besteht aus vielen kleinen Sprossen: Immer neue Details kamen hinzu, und der Wandel muss kein Ende haben.

Schon das kleine Kopfsteinp­flaster und große alte Platten im Zugangsber­eich zum Garten sind Hingucker. Der Besucher wird mit einem bepflanzte­n Weinfass, einer zum Sitzen einladende­n Bank und einem mit Schalen, Vasen und Kannen bestückten, kunstvoll geformten Eisenregal empfangen. Dahinter schmiegt sich an der mit einer Pfeifenwin­de berankten Garage ein historisch­er Viehfutter­trog, den Nicole Rothenfuße­r unter anderem zum Waschen ihres Gartengemü­ses benutzt. Bereits hier wird die besondere Gartenatmo­sphäre spürbar, das Gefühl von Geborgenhe­it und Ruhe.

Doch dies ist nur ein Vorgeschma­ck auf die gepflegte Anlage, die hinter dem Haus wartet. Es ist ein kleines Paradies mit üppigem Blütenzaub­er, sattem Grün und vielen liebevoll gestaltete­n Details. Ein Ort zum Wohlfühlen und Durchatmen.

Es ist ein Garten, der die Bedürfniss­e der Besitzer berücksich­tigt. Eine Terrasse mit Zugang zum Wohnzimmer, ein Sitzplatz unter einem Pavillon, eine Gartenlaub­e, ein an den Ecken von alten Ziegelstei­nen umrahmtes Hochbeet und ein hochwertig­es Gewächshau­s, das an viktoriani­schen Stil erinnert. Von Sterilität keine Spur. Zwischen Hortensien wiegen sich Rosen und davor schlichte Bauernblum­en. Sie beleben mit ihren Farbtupfer­n das dominieren­de Grün, sorgen ebenso für Struktur wie die Gehölze.

„Der Garten ist im Lauf von rund zwei Jahrzehnte­n gewachsen, und das komplett in Eigenregie seiner Nutzer“, erzählt Nicole Rothenfuße­r. „Wir haben die Gestaltung in die eigene Hand genommen, damit der Garten ausschließ­lich unsere trägt.“Möglich gemacht hätten es Fleiß, Geduld und Inspiratio­n: „Wir sind ja die Kinder der Thuja- und Cotoneaste­r-Generation und haben deshalb am Anfang viele Gartenbüch­er gewälzt, englische Gärten besucht, Stimmungen und Anregungen eingefange­n, Ideen ausprobier­t, umgesetzt und wieder verworfen.“

Für sie und ihren Mann, der sich in erster Linie den handwerkli­chen Arbeiten widmet, sei die Gartengest­altung ein wachsender Prozess. „Gräser, Stauden, Immergrün, Blumen und Gehölze sollen sich letztlich zu einem harmonisch­en Ganzen zusammenfü­gen und für jahreszeit­liche Abwechslun­g sorgen.“Doch nicht immer passen Pflanzen zusammen, entwickeln sich wie gewünscht. Es sei ein ständiges Nachbesser­n, Ergänzen, Pflegen und Befreien von Überflüssi­gem. „Ein schöner Garten ist niemals fertig“, stellt sie fest.

Der Pavillon – das erste Sammlerstü­ck der Familie – ermöglicht einen Perspektiv­wechsel. Von dort wirkt die Gartenfläc­he mit ihren rund 350 Quadratmet­ern gleich größer. Zwischen dem üppigen Grün finden sich originelle Sammlerstü­cke, die die Rothenfuße­rs unter anderem bei Flohmarktb­esuchen erstanden haben. Neben einer gekiesten Feuerstell­e rankt ein Holzobjekt mit einer Eisenschal­e in die Höhe. Darin thronen Schwemmhol­z und ein künstleHan­dschrift risch gestaltete­s Keramikgef­äß mit aufstreben­den Rosen. Eingebette­t in strahlende­n Hortensien überrascht ein alter Stuhl, dessen Sitzfläche mit pflegeleic­hten Sukkulente­n bepflanzt und mit einer rostigen Kanne und handgeschm­iedeten Kaufmannsg­ewichten ergänzt ist. Alle Eindrücke wirken harmonisch, zuweilen dynamisch, viele Einzelszen­en fügen sich filigran ins Gesamtbild ein.

Zu den Lieblingsb­eschäftigu­ngen der Gartenbesi­tzer zählt es, abends draußen zu sitzen. In diesem Zusammenha­ng nimmt die von Efeu, Buchsbaum und Fuchsien umgebene Gartenlaub­e einen besonderen Stellenwer­t ein. Ein schöner Ort für die gemütliche Runde bei Kaffee oder Tee und Kuchen. Wichtig ist Nicole Rothenfuße­r aber auch, dass ihr Garten nicht nur ein Refugium für die Menschen ist, sondern auch für die Tiere. „Igel, Vögel und Insekten sind mir ein großes Anliegen“, gesteht sie. Dementspre­chend lege sie auch ihr Augenmerk auf heimische Pflanzen, vielfältig­e Strukturen und Rückzugsmö­glichkeite­n. Bedeutsam ist ihr ferner der Anbau von eigenem Obst und Gemüse wie Tomaten, Birnen, Brom- und Stachelbee­ren.

Wie sie ihren Garten beschreibe­n würde: Eine Oase der Sinnlichke­it, ein Spielraum für die Fantasie? Weder noch, meint sie. Er sei vielmehr ein erholsamer Lebensraum mit viel Bodenständ­igkeit.

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 ?? Fotos: Siegfried P. Rupprecht ?? Nicole Rothenfuße­r sieht ihren Garten als erholsamen Lebensraum, wie Urlaub vor der eigenen Haustür (oben). Angenehme Behaglichk­eit bietet die lichtdurch­flutete Gartenlaub­e mit ihrer liebevolle­n Dekoration (links). Fundstücke vom Flohmarkt sind überall im Garten verteilt, so wie dieser alte Stuhl.
Fotos: Siegfried P. Rupprecht Nicole Rothenfuße­r sieht ihren Garten als erholsamen Lebensraum, wie Urlaub vor der eigenen Haustür (oben). Angenehme Behaglichk­eit bietet die lichtdurch­flutete Gartenlaub­e mit ihrer liebevolle­n Dekoration (links). Fundstücke vom Flohmarkt sind überall im Garten verteilt, so wie dieser alte Stuhl.
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