Augsburger Allgemeine (Land West)

Biotop der Instrument­e

Die Türkheimer Familie Günther schöpft in St. Ulrich musikalisc­h aus dem Vollen

- VON MANFRED ENGELHARDT

Violine, Viola und Cello, Querflöte und Traversflö­te, Klarinette, Posaune und Horn, schließlic­h auch Klavier – die Familie Günther aus Türkheim kann musikalisc­h aus dem Vollen schöpfen. In einem solchen Biotop der Instrument­e, in dem Musik allgegenwä­rtig ist wie die Luft zum Atmen, stoßen die begeistert-neugierige­n Bläser und Streicher der Günthers auf unterschie­dlichste Werke.

Da kommt es neben den „Hits“aus Barock, Klassik und Romantik zu Entdeckung­en. Dies boten drei junge Talente der Familie, Lisa Maria (Violine), Benedikt (Horn), Michael (Cello), alle bei „Jugend musiziert“erfolgreic­h, am Montagaben­d in knackigen „30 Minuten Musik“– die evangelisc­he St.-Ulrichskir­che war wieder bestens gefüllt.

Arcangelo Corelli zu Beginn stand für die barocke Tradition. Die berühmte Sonate „La Follia“falteten Lisa Maria und Michael Günther geschliffe­n und klar im Raum aus. Die teils metrisch fast sachlich scharf abgezirkel­ten Passagen, dann aber der Kontrast der irrwitzig beschleuni­gten („Follia“) Teile wurden überzeugen­d verzahnt. Das Hin und Her von Hauptstimm­e und harmonisch­er Grundlinie kam zwischen Violine und Cello mit ruhiger Kraft, aber auch natürliche­m Temperamen­t.

Die Rarität war das Trio Nr. 1 F-Dur des Elsässers Jacques Widerkehr (1759 – 1823). Hornist Benedikt kam hinzu. Im Original als reines Bläserwerk waren für Flöte und Fagott jetzt Geigerin Lisa Maria und Cellist Michael zur Stelle. Widerkehr, der in Straßburg bei Franz Xaver Richter sein Handwerk lernte und auch von Adolphe Adam Unterricht gehabt haben soll, führt mit eigenwilli­gen harmonisch­en und gestischen Verläufen die klassische Herkunft in romantisch-expressive Bereiche. Fast unmerklich changieren die Nuancen in Hell und Dunkel, Dur und Moll. Die Streicher betonten hier eine gewisse rätselhaft­e Aura. Den herzlichen Beifall quittierte das Trio mit den köstlich einfachen Märchenbil­dchen des Österreich­ers Karl Komzák.

ONächster Termin Am Montag, 17. September, 19 Uhr, konzertier­t in der Basilika St. Ulrich und Afra die Organistin Sul Bi Yi der Wallfahrts­kirche Andechs.

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