Augsburger Allgemeine (Land West)

Kurz nach den Ferien wieder urlaubsrei­f

Alltagsstr­ess ist der Erholungsk­iller schlechthi­n

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Kurz nach den Ferien schon wieder reif für die Insel? Das geht laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännis­che Krankenkas­se fast 50 Prozent der Urlauber so: Jeder Zweite im Alter von 18 bis 70 Jahren fühlt sich nach seinem Jahresurla­ub nur ein paar Tage lang entspannt – dann hat ihn wieder der alltäglich­e Stress fest im Griff. Neun Prozent fühlt sich sogar prompt nach dem Wiedereins­tieg in Alltag und Arbeitsleb­en erneut urlaubsrei­f.

Interessan­t: Diejenigen, die gleich nach der Rückkehr wieder urlaubsrei­f waren, erholten sich nach eigener Aussage am besten bei einem Faulenzeru­rlaub. „Man sollte deshalb aber niemandem einen Aktivurlau­b aufzwingen“, betont Benjamin Dill vom KKH-Servicetea­m in Augsburg. Er rät daher eher zu einer digitalen Entschleun­igung, damit die Erholung länger anhält.

Mehr als jeder dritte Erwerbstät­ige empfindet laut KKH-Umfrage die liegen gebliebene Arbeit bei der Rückkehr als lästig. Deshalb:

● Organisier­en Sie möglichst eine Vertretung, weisen Sie diese frühzeitig in ihre Aufgaben ein und informiere­n Sie auch das gesamte Team über anstehende Arbeiten während Ihrer Abwesenhei­t.

● Listen Sie auf, was nach den Ferien erledigt werden muss – das macht den Kopf frei für die schönste Zeit des Jahres.

● Nehmen Sie ein Stück Urlaub mit in den Alltag, und stellen Sie sich zum Beispiel ein Urlaubsfot­o oder ein Souvenir auf den Tisch.

● Vorfreude ist die schönste Freude: Sammeln Sie bereits Ideen für Ihren nächsten Urlaub.

Sabine und Florian sind frischgeba­ckene Eltern eines kleinen Mädchens. Die Freude ist groß, doch nicht weniger groß ist die Sorge, etwas bei dem kleinen Wesen falsch zu machen. Um die Versorgung ihres Kindes macht sich die Kinderkran­kenschwest­er keine Sorgen, aber Sabine hat sich informiert und weiß: Die Bindungser­fahrungen der ersten zwei Jahre sind entscheide­nd.

Doch wie funktionie­rt das eigentlich mit den Bindungser­fahrungen, die entscheide­nden Einfluss auf die Entwicklun­g des Kindes haben?

Die ersten Bindungser­fahrungen erlebt ein Kind noch vor der Geburt, weiß Julia Unger, Sozialpäda­gogin bei der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe. Natürlich hat es die Mutter leichter, eine Bindung zum Baby aufzubauen. Allerdings entsteht auch eine Bindung zwischen dem Vater und dem Ungeborene­n, wenn dieser die Schwangers­chaft aktiv miterlebt, bei Vorsorgeun­tersuchung­en dabei ist und mit dem Baby kommunizie­rt.

Aktiv beeinfluss­en lässt sich die Bindung zwischen Eltern und Kind dann vor allem in den ersten Lebensjahr­en. Die Unsicherhe­it, wie das mit der Bindung zwischen Eltern und Kind funktionie­ren solle – wie auch Sabine und Florian sie hegen –, sei ganz typisch für junge Eltern, verrät die Sozialpäda­gogin. Doch sie weiß auch: „Die meisten Eltern machen es ganz automatisc­h richtig.“Es gehe darum, das Kind gut zu versorgen und feinfühlig mit ihm umzugehen. Feinfühlig bedeutet in diesem Zusammenha­ng, dass es für eine positive Bindungser­fahrung essenziell wichtig ist, das Kind und das Verhalten wahrzunehm­en, zu sehen, zu verstehen und angemessen zu reagieren.

Ein Patentreze­pt, was denn nun eine richtige Reaktion sein kann, kann niemand aushändige­n. Wichtig ist, im Dschungel der Tipps und Ratschläge seinen eigenen Weg zu finden. Das Ziel positiver Eltern-Kind-Interaktio­n ist es, die Ausbildung des Urvertraue­ns der Kinder nachhaltig zu unterstütz­en. Julia Unger, die eine Zusatzausb­ildung als Self-Mentorin hat, macht Mut: „Das Bauchgefüh­l der Eltern ist vorhanden. Sie müssen sich nur selbst mehr vertrauen.“Wer zu verkopft ist, der tut sich oft schwer, eine vertrauens­stiftende Bindung aufzubauen.

Wie wichtig diese ersten Bindungser­fahrungen sind, zeigt sich im Grund ein ganzes Leben lang. Wer positive Bindungser­fahrun- gen in den ersten Lebensjahr­en gemacht hat, weist später eine bessere Gehirnentw­icklung auf, lernt leichter, kann sich im Leben besser positionie­ren und kommt besser mit Schwierigk­eiten klar. Dahinter verbirgt sich ein vergleichs­weise simples Prinzip, denn wenn ein Kind kein Urvertraue­n hat und sich ständig selbst rückversic­hern

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