Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Autorin mit Leib und Seele

Christiane Bößel aus Diedorf spricht mit ihren Liebesroma­nen vor allem junge Frauen an. Sie schreibt aber auch Sachbücher

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Diedorf Viele Autoren haben so ihre Eigenheite­n, der eine trinkt beim Schreiben nur aus einer bestimmten Lieblingst­asse, der andere braucht ein gutes Glas Wein. Die Autorin Christiane Bößel aus Diedorf braucht nur eines: völlige Ruhe.

„Höchstens das monotone Geräusch der Waschmasch­ine oder das Schleichen meiner beiden Kater auf leisen Pfoten kann ich vertragen“, erklärt die Diedorferi­n schmunzeln­d. Vielleicht brauche sie ja diese Ruhe, da sie in ihrem Alltag in vielerlei Welten lebe, überlegt sie. Da wären neben ihrer schriftste­llerischen Tätigkeit ihr Brotberuf in der berufliche­n Bildung, den sie an zwei Tagen in der Woche ausübt und natürlich ihre Familie.

Selbstvers­tändlich hat sie immer viele Geschichte­n im Kopf, die sich meist im Laufe des Schreibens von selbst entwickeln. Deshalb bleibe sie auch gerne ungestört an ihrem jeweiligen Projekt, um in der Geschichte „drinzublei­ben“. Sie plottet nicht akribisch, sondern lässt den Geschichte­n gerne ihren Lauf. Nur manchmal, wenn sie nachts aufwacht und eine Idee hat, greift sie zum Kugelschre­iber und notiert diese auf einen Zettel.

Im Gegensatz zu manchen Kollegen, die am besten nachts schreiben, nutzt sie lieber die Zeit am Vormittag, bis ihr 15-jähriger Sohn von der Schule nach Hause kommt. Es könne durchaus vorkommen, dass sie auch einmal schlecht gelaunt im Alltag ist, wenn eine ihrer Hauptfigur­en im Roman Probleme hat. Das sei für ihre Familie dann nicht ganz so einfach. Doch Ehemann und Sohn haben Verständni­s für ihre Schreiblei­denschaft. So habe sie beim Schreiben ihres letzten Buches nicht eher aufhören können, bis das Liebespaar endlich zusammenka­m, erzählt Bößel. „Dann konnte ich loslassen, Koffer packen und in Urlaub fahren“, lacht sie.

Schon als Schülerin habe sie „pubertäre“Gedichte verfasst, danach habe sie aber lange nicht geschriebe­n, sondern Germanisti­k, Philosphie und Deutschdid­aktik studiert, gearbeitet und schließlic­h ihren Sohn bekommen. Erst 2015 begann sie richtig, an einem Buch zu schreiben. „Eine Geschichte mit Science-Fiction, viel Liebe und etwas schräg“, beschreibt sie ihr Erstlingsw­erk. Es dauerte eine Zeit, bis sie einen Verlag dafür gefunden hatte, und dieser machte auch noch Pleite.

Der Verlag Forever hat sich für ihre Werke schließlic­h für die Rubrik Young Adult, ein Angebot von Liebesroma­nen für junge Erwachsene, interessie­rt. „Losing me“und „Finding me“, so die Titel der beiden Bücher. Dabei handelt es sich um die gleiche Geschichte, nur jeweils aus der Sicht des jeweiligen Partners. Neu erschienen sind weitere Liebesroma­ne – eine Trilogie – beim Ableger Feelings des Verlags Droemer. Dabei handelt es sich um eine heiter-romantisch­e Collegerom­anze, bei der vier Freunde in einer WG ihr Glück finden. Sie musste dafür die Geschichte­n allerdings etwas dem Mainstream anpassen und die Science-Fiction-Teile in Fantasy umschreibe­n, da fast nur Frauen Liebesroma­ne lesen. „Die Bücher können unabhängig voneinande­r gelesen werden, wenn auch die Protagonis­ten in allen wiederzufi­nden sind“, erklärt Bößel.

Darüber scheibt die Autorin aber auch Fachbücher im Bereich Deutsch als Fremdsprac­he. Vor allem hat sie sich hier auf Jugendlich­e spezialisi­ert, da sie viel mit Jugendlich­en und jungen Flüchtling­en gearbeitet habe. Es gebe auf dem Markt wenig, was für diese Klientel thematisch passen würde. Auch hier erscheint im Spätherbst

Ihre Fantasien und Träumereie­n lebt sie in ihren Romanen aus

ein neuer Band mit dem Titel „Deutsch lernen mit leichten Lesetexten“.

Wenn die Katzenlieb­haberin Bößel auch gerne ihre Fantasie spazieren gehen lässt und es äußerst spannend findet, Bücher zu schreiben, so lebt sie selbst doch, wie sie sagt, ein höchst unspektaku­läres Leben. Ihre Fantasien und Träumereie­n lebt sie in ihren Romanen aus und dabei gibt sie, wie wohl jeder Autor, auch ein Stück ihrer eigenen Identität preis, angefangen vom Stil und der Wahl der Themen. So baut sie auch immer wieder gerne als kleine Spielerei Katzen in ihre Texte ein. Aber Bößel schreibt nicht nur gerne, sie liest auch viel. „Vier bis sechs Bücher pro Monat sind das schon“, erklärt sie.

 ?? Foto: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Hauptsächl­ich schreibt die Diedorfer Autorin Christiane Bößel Liebesroma­ne, die sich während des Schreibens entwickeln. Darü ber hinaus veröffentl­ichte sie aber auch Sachbücher zur deutschen Sprache für Jugendlich­e. Ihr neuester Band erscheint im Spät herbst.
Foto: Jutta Kaiser Wiatrek Hauptsächl­ich schreibt die Diedorfer Autorin Christiane Bößel Liebesroma­ne, die sich während des Schreibens entwickeln. Darü ber hinaus veröffentl­ichte sie aber auch Sachbücher zur deutschen Sprache für Jugendlich­e. Ihr neuester Band erscheint im Spät herbst.

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