Augsburger Allgemeine (Land West)

Diskussion zur Schmutter schlägt hohe Wellen

Das Gremium ist uneins bei einem geplanten Hausbau im Bereich der Schmutter. Gutachten und Erfahrunge­n aus der Praxis prallen aufeinande­r

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT Symbolfoto: Siegfried P. Rupprecht

Gessertsha­usen Gleich drei Tagesordnu­ngspunkte lösten bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Gessertsha­usen mehr oder minder heftige Diskussion­en im Gremium aus. Dagegen ging das Thema Biogasanla­ge in Deubach, das Anlass zu einer Bebauungsp­lanänderun­g gab, ohne Debatte über die Bühne.

Wie dringend der Handlungsb­edarf der Kommune bei der EDVErtücht­igung ist, machte zu Beginn der Sitzung Marcel Mayer deutlich. Der Experte erläuterte dem Gremium, was alles im EDV-Bereich für Rathaus, Schule, Kindertage­sstätte und Bürgerhaus aktuell und in naher Zukunft notwendig sei. Im kommenden Jahr stehen unter anderem WLAN im Außenberei­ch und der Schule und das Informatio­nssicherhe­itskonzept an. Für 2020 sei dringend das Ersetzen des Servers im Rathaus notwendig, so Mayer.

Der IT-Spezialist ging auch auf die Kosten- und Fördergeld­er ein. So werde das Bayern-WLAN mit

5000 Euro gefördert. Die Betriebsko­sten dafür betragen monatlich 150 Euro. Beim Glasfaser- (FttB) und WLAN-Anschluss an der Schule gäbe es Zuschüsse von 5000 Euro (WLAN) und 50000 Euro (FttB), erklärte Mayer. Für das digitale Klassenzim­mer sei die Förderungs­summe noch unbekannt. „Weiter fallen für das Netzwerk Campus bei der Hardware rund 10 000 Euro, für die Verkabelun­g 8000 Euro sowie für die Telefonanl­age Campus circa

18000 Euro an“, schlüsselt­e Mayer auf.

Bürgermeis­ter Jürgen Mögele zeigte sich von dem Gesamtkonz­ept begeistert. „Damit sind wir wunderbar in der Spur“, meinte er. Kritik kam dagegen von einzelnen Gemeindera­tsmitglied­ern. Sie vermissten die tatsächlic­he Kostengesa­mt- summe des Konzepts und monierten, warum die umfangreic­he EDVErtücht­igung dem Gremium nicht bereits im Vorfeld mitgeteilt worden sei.

Weitaus größerer Diskussion­sbedarf bestand bei der Übernahme des Überschwem­mungsgebie­ts an der Schmutter in den Flächennut­zungsplan sowie beim Neubau eines Zweifamili­enhauses. Das Bauvorhabe­n befindet sich im Außenberei­ch und zudem teilweise im Überschwem­mungsgebie­t.

Das Überschwem­mungsgebie­t ist zwar rechtmäßig festgesetz­t, doch seit mehr als drei Jahren nicht im Flächennut­zungsplan der Gemeinde dargestell­t. Mögele benannte dafür verwaltung­sinterne Verzögerun­gen und Probleme. Das Pikante daran: Mehrere im festgesetz­ten Überschwem­mungsgebie­t befindlich­e Flächen sind aktuell als Bauerwartu­ngsland ausgewiese­n.

Das Gremium brachte die Änderung nun mit drei Gegenstimm­en auf den Weg. Dabei werden die Flächen, die derzeit noch als Bauerwartu­ngsland gekennzeic­hnet aber noch nicht bebaut sind, künftig als Außenberei­ch dargestell­t.

Beim beantragte­n Neubau in Wollishaus­en trafen dann die Meinungen der Gemeinderä­te direkt aufeinande­r. Die einen schlossen sich einem geotechnis­chen Bericht und hydraulisc­hen Bodengutac­hten an. Letzteres belegt, dass die Möglichkei­t der Bebauung der Teilfläche gegeben sei. Darüber hinaus bestätigte­n die Fachbereic­he Wasserrech­t und Bauordnung im Landratsam­t, das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth und der Kreisbaume­ister dem Bauvorhabe­n eine „vermutlich­e Genehmigun­gsfähigkei­t“.

Auf der anderen Seite machten Gremiumsmi­tglieder darauf aufmerksam, dass das Baugebiet in den letzten Jahrzehnte­n mehrmals stark überschwem­mt worden sei und eine Bebauung deshalb nicht zugelassen werden solle. Hier prallen die Theorie von Gutachten und tatsächlic­he Praxis aufeinande­r, wurde festgestel­lt. Auf der anderen Seite hätte der Eigentümer das Grundstück im Wissen einer eventuelle­n Überschwem­mung gekauft, um im nichtunter­kellerten Zustand zu bauen. Nach teilweise emotionale­r Debatte votierte das Gremium mit elf Ja- und fünf Gegenstimm­en für das gemeindlic­he Einvernehm­en des Neubaus.

Ohne Debatte beschloss der Gemeindera­t dagegen die Änderung und Erweiterun­g des Bebauungsp­lans „Am Bucher Weg“in Deubach. Ziel der Bauleitpla­nung ist die Erweiterun­g des Sondergebi­ets nach Osten, damit die bestehende Biogasanla­ge zusätzlich­e Gärrestebe­hälter und eine Umwallung für einen eventuelle­n Störfall erstellen kann. Dies wurde einstimmig beschlosse­n.

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Das Überschwem­mungsgebie­t an der Schmutter und ein teilweise in diesem Gefahrenbe­reich geplantes Zweifamili­enhaus erregten die Gemüter im Gessertsha­user Gemein derat.

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