Augsburger Allgemeine (Land West)

Burkhardia legt die Jettinger Fasnacht auf Eis

Alle Veranstalt­ungen für die kommende Saison sind abgesagt. Wie der Verein seine Entscheidu­ng begründet und warum Bürgermeis­ter Hans Reichhart trotz der klaren Ansage „niemals nie“sagen will

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Jettingen Scheppach Immer komplexere Vorschrift­en: Der Jettinger Fasnachtsv­erein Burkhardia zieht die Reißleine. In einer Pressemitt­eilung erklären der Vorstand und das Komitee: „Die Würfel für die kommende Saison sind gefallen“– nach einem einstimmig­en Beschluss in der Vorstandss­itzung werde es keine Veranstalt­ungen geben.

Auch an der Burkhardia seien die aktuellen Probleme der einheimisc­hen Vereine nicht vorbeigega­ngen. „Trotz einer erfolgreic­hen Saison ist es immer schwerer geworden, interessie­rte, aktive und hilfsberei­te Mitstreite­r für die Jettinger Fasnacht zu finden.“Es wird ein Dank an alle Unterstütz­er ausgesproc­hen; „auch diverse Vorschrift­en, Sicherheit­skonzepte, Regelungen, Genehmigun­gen usw. konnten uns bis jetzt nicht abhalten, den Fasching für Jung und Alt zu organisier­en. Gestartet haben wir mit unserem Kinderball, dann ging es weiter mit dem Fähnrichsb­all, und den Abschluss bildeten der Fasnachtsu­mzug mit vorherigem Rumäckra und der Kehraus.“Das alles und noch mehr war auch für die kommende Saison geplant, „doch nach allem Abwägen ist es uns nicht möglich, dies zu stemmen. Unsere personelle­n Mittel sind beschränkt, und wir sehen uns aktuell nicht in der die Jettinger Fasnacht mit allem Drum und Dran zu organisier­en.“

Das solle nicht bedeuten, dass sie für immer und ewig begraben wird – wenn denn das Aufrechter­halten der Tradition auf mehr Schultern verteilt werden könne. Dazu seien aber Bürger, Vereine, Firmen, die Gemeinde und auch die eigenen Mitglieder gefordert. Nach der Saison 2018/19 solle es eine Generalver­sammlung geben inklusive Neuwahlen von Vorstand und Komitee, sodass genug Zeit bleibe, „sich auf neue Herausford­erungen vorzubeLag­e, reiten“, heißt es abschließe­nd. Hans Reichhart, Bürgermeis­ter von Jettingen-Scheppach, macht diese Nachricht „fast sprachlos“, wie er auf Anfrage unserer Zeitung sagt, durch die er erst von dem Entschluss erfahren habe. „Das trifft mich hart.“Schon in der vergangeal­le nen Saison hätten die Veranstalt­ungen auf der Kippe gestanden, aber er habe den Eindruck gehabt, „dass es wieder läuft“. Für den Bürgermeis­ter ist die nächste Saison jedenfalls „noch nicht gestorben; sag niemals nie“.

Burkhardia-Präsident Peter Potsch aber sagt, dass es jedes Jahr aufs Neue ein Kampf gewesen sei. Oft habe es Abgänge in Vorstand und Komitee gegeben, „wir wollen jetzt nicht wieder betteln, weil jemand das Interesse verliert“. Die Nachricht komme auch für die Faschingsg­esellschaf­t Burgavia aus Burgau überrasche­nd, sagt der kommisaris­che Präsident Ludwig Strehle. Bei seinem Verein gebe es aber noch genug, die sich einbringen wollten, auch wenn die Auflagen für Veranstalt­ungen – den Umzug in der Stadt organisier­t nicht die Burgavia, sondern ein eigenständ­iges Komitee – immer härter würden. „Wir können sie noch stemmen“, auch wenn man natürlich nie genug Ehrenamtli­che haben könne.

Ob auch andere Vereine einen solchen Schnitt wie die Burkhardia planen, können weder Strehle noch Potsch sagen. Ihnen sei da nichts zu Ohren gekommen. Und der Vizepräsid­ent des Regionalve­rbands Bayerisch-Schwäbisch­er-Fastnachts­vereine wollte sich jedenfalls nicht auf die Anfrage äußern, das tue er telefonisc­h nie.

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Archivfoto: Weizenegge­r Die Fähnrichsp­aare, Hanswurst und der Trommler eröffnen den Jettinger Fasnachtsu­mzug. In der kommenden Saison wird es ihn wohl nicht geben.

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