Augsburger Allgemeine (Land West)
Burkhardia legt die Jettinger Fasnacht auf Eis
Alle Veranstaltungen für die kommende Saison sind abgesagt. Wie der Verein seine Entscheidung begründet und warum Bürgermeister Hans Reichhart trotz der klaren Ansage „niemals nie“sagen will
Jettingen Scheppach Immer komplexere Vorschriften: Der Jettinger Fasnachtsverein Burkhardia zieht die Reißleine. In einer Pressemitteilung erklären der Vorstand und das Komitee: „Die Würfel für die kommende Saison sind gefallen“– nach einem einstimmigen Beschluss in der Vorstandssitzung werde es keine Veranstaltungen geben.
Auch an der Burkhardia seien die aktuellen Probleme der einheimischen Vereine nicht vorbeigegangen. „Trotz einer erfolgreichen Saison ist es immer schwerer geworden, interessierte, aktive und hilfsbereite Mitstreiter für die Jettinger Fasnacht zu finden.“Es wird ein Dank an alle Unterstützer ausgesprochen; „auch diverse Vorschriften, Sicherheitskonzepte, Regelungen, Genehmigungen usw. konnten uns bis jetzt nicht abhalten, den Fasching für Jung und Alt zu organisieren. Gestartet haben wir mit unserem Kinderball, dann ging es weiter mit dem Fähnrichsball, und den Abschluss bildeten der Fasnachtsumzug mit vorherigem Rumäckra und der Kehraus.“Das alles und noch mehr war auch für die kommende Saison geplant, „doch nach allem Abwägen ist es uns nicht möglich, dies zu stemmen. Unsere personellen Mittel sind beschränkt, und wir sehen uns aktuell nicht in der die Jettinger Fasnacht mit allem Drum und Dran zu organisieren.“
Das solle nicht bedeuten, dass sie für immer und ewig begraben wird – wenn denn das Aufrechterhalten der Tradition auf mehr Schultern verteilt werden könne. Dazu seien aber Bürger, Vereine, Firmen, die Gemeinde und auch die eigenen Mitglieder gefordert. Nach der Saison 2018/19 solle es eine Generalversammlung geben inklusive Neuwahlen von Vorstand und Komitee, sodass genug Zeit bleibe, „sich auf neue Herausforderungen vorzubeLage, reiten“, heißt es abschließend. Hans Reichhart, Bürgermeister von Jettingen-Scheppach, macht diese Nachricht „fast sprachlos“, wie er auf Anfrage unserer Zeitung sagt, durch die er erst von dem Entschluss erfahren habe. „Das trifft mich hart.“Schon in der vergangealle nen Saison hätten die Veranstaltungen auf der Kippe gestanden, aber er habe den Eindruck gehabt, „dass es wieder läuft“. Für den Bürgermeister ist die nächste Saison jedenfalls „noch nicht gestorben; sag niemals nie“.
Burkhardia-Präsident Peter Potsch aber sagt, dass es jedes Jahr aufs Neue ein Kampf gewesen sei. Oft habe es Abgänge in Vorstand und Komitee gegeben, „wir wollen jetzt nicht wieder betteln, weil jemand das Interesse verliert“. Die Nachricht komme auch für die Faschingsgesellschaft Burgavia aus Burgau überraschend, sagt der kommisarische Präsident Ludwig Strehle. Bei seinem Verein gebe es aber noch genug, die sich einbringen wollten, auch wenn die Auflagen für Veranstaltungen – den Umzug in der Stadt organisiert nicht die Burgavia, sondern ein eigenständiges Komitee – immer härter würden. „Wir können sie noch stemmen“, auch wenn man natürlich nie genug Ehrenamtliche haben könne.
Ob auch andere Vereine einen solchen Schnitt wie die Burkhardia planen, können weder Strehle noch Potsch sagen. Ihnen sei da nichts zu Ohren gekommen. Und der Vizepräsident des Regionalverbands Bayerisch-Schwäbischer-Fastnachtsvereine wollte sich jedenfalls nicht auf die Anfrage äußern, das tue er telefonisch nie.