Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ohne Gasthof Schuster würde es mich gar nicht geben“

Ilse und Robert Schlund haben sich in Neusäß beim Tanzen getroffen, und es war Liebe auf den ersten Blick

- VON MATTHIAS SCHALLA UND MANUELA PETER

Neusäß Das Gasthaus Schuster in Neusäß ist Geschichte. Und so manch alteingese­ssener Neusässer dürfte beim Abriss des altehrwürd­igen Gebäudes sicherlich die ein oder andere Träne im Knopfloch zerdrückt haben. Schließlic­h hat vor allem die ältere Generation zahlreiche Erinnerung­en an das Wirtshaus. Viele feierten dort ihre Hochzeit, andere machten dort eine Ausbildung, im Fasching wurde ausgelasse­n getanzt, und so mancher Stammtisch verbrachte dort fröhliche Stunden.

„Meine Eltern, Ilse und Robert Schlund, haben sich vor mehr als 52 Jahren an einem Samstag, es war der 23. April 1966, beim Tanzen im Gasthof Schuster kennengele­rnt“, schreibt Manuela Peter. Ihre Mama Ilse Schlund ist in Neusäß aufgewachs­en und ging auch dort mit Hans Schuster zur Schule. Ihre Mutter hat sie erst im Alter von 44 Jahren zur Welt gebracht und sie wuchs auch deshalb sehr behütet auf. „Aus diesem Grund war ihre Mutter auch immer dabei, wenn es Samstagabe­nd zum Schuster ging, selbst als sie schon 61 Jahre alt war“, erzählt Peter. So hätte die Oma ihre Mutter Ilse immer im Blick gehabt. Doch am 23. April 1966 kam alles anders.

„Meine Mutter Ilse ging mit ihrer Freundin Christa Haberl ohne Aufsicht in den nahegelege­nen Gasthof Schuster.“Der Gasthof sei den Erzählunge­n ihrer Eltern damals sehr bekannt für seine Tanzabende mit Livemusik gewesen. „Mein Papa (Robert Schlund) ging an diesem Abend mit seinen besten Freunden Werner Auer, Erwin Wörner und Herbert Huber dorthin.“Die Freunde würden sich noch heute regelmäßig drei- bis viermal im Jahr treffen und hätten nie den Kontakt verloren. Herbert Huber sei jedoch leider bereits verstorben.

Im Gasthof Schuster kam es dann, wie es kommen musste. „Da hat mein Papa meine Mama erblickt und wie früher üblich sofort zum Tanzen aufgeforde­rt.“Es seien viele Tänze gewesen, die die beiden an diesem Abend zusammen getanzt haben, hätten ihr die Eltern erzählt. Und: Es war Liebe auf den ersten Blick.“

Zu Fuß hätte Robert Schlund dann ihre Mama nach Hause gebracht, bevor er selber zu Fuß (ein Auto hatte er zu dieser Zeit nicht) nach Augsburg in die Ottostraße heimlief. „Am nächsten Tag haben sich die beiden dann auf dem Augsburger Plärrer verabredet“, erzählt Peter weiter.

Von da an hätte ihr Papa viele Kilometer zu Fuß von Augsburg, Ottostraße, nach Neusäß zum Gasthof Schuster zurückgele­gt und ihre Eltern hätten noch viele Tanzabende gemeinsam erlebt. „Am 4. Juli 1969 haben die beiden standesamt­lich geheiratet und feiern nächstes Jahr ihre goldene Hochzeit“, freut sich Peter. Die kirchliche Trauung fand am 5. Juli 1969 in der Thomas-Morus-Kirche in Neusäß statt.

„Ich selbst wohne nun schon seit 24 Jahren in Neusäß und habe in den Tagen, als der Gasthof abgerissen wurde oft daran gedacht, dass es mich ohne die damaligen Tanzabende dort vor mehr als 50 Jahren heute gar nicht geben würde.“

Haben auch Sie schöne oder lustige Erinnerung­en an den Gasthof Schuster? Schicken Sie uns doch Ihre Erlebnisse, gern auch mit Bild. Per Post an Augsburger Allgemeine, Bahnhofstr­aße 8, 86368 Gersthofen. Per E-Mail an die Adresse redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de. Wir werden in loser Folge diese Beiträge veröffentl­ichen.

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Foto: Familie Schlund/Peter Ilse und Robert Schlund haben sich am Samstag, 23. April 1966, beim Tanzen kennengele­rnt.
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Herbert Huber, Christa Haberl, Werner Auer, Ilse Schlund (geb. Kimmel) und Robert Schlund im Gasthof Schuster.

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