Augsburger Allgemeine (Land West)
Aus für Zebrastreifen macht Ärger
Bürgermeister verteidigt Vorgehen der Stadt: „Wir sind doch nicht blöd“
Gersthofen Gegenwind fürs Rathaus: Seit in der Augsburger Straße die Zebrastreifen verschwunden und durch Verkehrsinseln ersetzt worden sind, gibt es Kritik. Am Stammtisch, in sozialen Netzwerken und in Leserbriefen äußern Gersthofer ihren Unmut – und auch ganz direkt bei der Stadtverwaltung. Bürgermeister Michael Wörle (parteilos) sagt: „Natürlich ist das bei uns angekommen.“Die Stadt werde nachjustieren, versprach Wörle am Dienstag vor einem Ortstermin in der Augsburger Straße gegenüber unserer Zeitung. Gleichzeitig verteidigte er aber das Vorgehen der Stadt.
Die Verkehrsinseln und die „Angebotsstreifen“, welche die bisherigen roten Fahrradstreifen ersetzen, entsprächen den gesetzlichen Vorgaben und würden zudem von Experten empfohlen. Gersthofen müsse sich an die bundesweiten Vorhaben halten. Zudem seien die Änderungen mit den Sicherheitsbehörden abgestimmt. Wörle: „Wir im Rathaus sind doch nicht blöd.“
Wörle führt die Proteste vor allem darauf zurück, dass viele Gersthofer der alten Regelung aus Gewohnheit hinterhertrauern. In den vergangenen 20 Jahren hätten sich aber die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Erkenntnisse der Unfallforscher geändert und dem müsse die Stadt bei der Neugestaltung der Augsburger Straße Rechnung tragen. In der Ludwig-Hermann-Straße, so der Rathauschef, habe es nach dem Umbau ähnliche Debatten gegeben, die sich inzwischen aber beruhigt hätten. Noch dazu sei der Umbau nicht ganz fertig, das werde nun Zug um Zug geschehen.
Die Kritik konzentriert sich unter anderem auf die Frage, ob die Zebrastreifen – seit über 60 Jahren in der Straßenverkehrsordnung verankert – nun sichererer und bequemer seien als die Verkehrsinseln? Zwar räumen die Streifen den Fußgängern ein Vorrecht ein und ermöglichen ein bequemes Überqueren der Straße. Nach Ansicht von Experten bieten sie aber oft nur eine Scheinsicherheit, weil Fußgänger nicht genügend auf den Verkehr achten. Deshalb gelten Verkehrsinseln, dank derer Fußgänger jeweils nur eine Straßenseite im Blick haben müssen, als gute Alternative. Vorrang haben Fußgänger dort aber nicht. Weil die Inseln die Durch- fahrt erschweren, könnte das zum Beispiel für die Feuerwehr zum Problem werden, sagen Kritiker. Der Gersthofer Feuerwehrkommandant Wolfgang Baumeister sieht die Einbauten in den Straßen jedenfalls mit sehr gemischten Gefühlen: „Jeder Kreisverkehr und jede Überquerungshilfe kostet uns Zeit.“
Nicht nur die Einsatzfahrzeuge müssten ihre Fahrt verlangsamen, auch die freiwilligen Feuerwehrleute auf dem Weg zum Feuerwehrhaus würden unter Umständen ausgebremst.
Wie sich die zusätzlichen Verkehrsinseln in der viel befahrenen Augsburger Straße (eine soll noch dazu kommen) auswirken werden, müsse man genau beobachten, sagt Baumeister. Er macht folgende Rechnung auf: Spätestens achteinhalb Minuten, nachdem sie von der Leitstelle alarmiert wurden, müssen die Feuerwehrleute am Einsatzort sein. Rund vier Minuten brauchten die freiwilligen Helfer, bis sie in der Wache an ihren Fahrzeugen sind. Damit bleiben noch vier Minuten, um durch die Stadt zu fahren. Hinzu kommt, weil Gersthofens Bevölkerung weiter wächst, steigt auch die Zahl der Einsätze. In zwei Jahren wird das Gersthofer Feuerwehrwesen wieder turnusmäßig von einem Gutachter unter die Lupe genommen. Feuerwehrkommandant Baumeister: „Da offenbart sich viel.“