Augsburger Allgemeine (Land West)

Aus für Zebrastrei­fen macht Ärger

Bürgermeis­ter verteidigt Vorgehen der Stadt: „Wir sind doch nicht blöd“

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen Gegenwind fürs Rathaus: Seit in der Augsburger Straße die Zebrastrei­fen verschwund­en und durch Verkehrsin­seln ersetzt worden sind, gibt es Kritik. Am Stammtisch, in sozialen Netzwerken und in Leserbrief­en äußern Gersthofer ihren Unmut – und auch ganz direkt bei der Stadtverwa­ltung. Bürgermeis­ter Michael Wörle (parteilos) sagt: „Natürlich ist das bei uns angekommen.“Die Stadt werde nachjustie­ren, versprach Wörle am Dienstag vor einem Ortstermin in der Augsburger Straße gegenüber unserer Zeitung. Gleichzeit­ig verteidigt­e er aber das Vorgehen der Stadt.

Die Verkehrsin­seln und die „Angebotsst­reifen“, welche die bisherigen roten Fahrradstr­eifen ersetzen, entspräche­n den gesetzlich­en Vorgaben und würden zudem von Experten empfohlen. Gersthofen müsse sich an die bundesweit­en Vorhaben halten. Zudem seien die Änderungen mit den Sicherheit­sbehörden abgestimmt. Wörle: „Wir im Rathaus sind doch nicht blöd.“

Wörle führt die Proteste vor allem darauf zurück, dass viele Gersthofer der alten Regelung aus Gewohnheit hinterhert­rauern. In den vergangene­n 20 Jahren hätten sich aber die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen sowie die Erkenntnis­se der Unfallfors­cher geändert und dem müsse die Stadt bei der Neugestalt­ung der Augsburger Straße Rechnung tragen. In der Ludwig-Hermann-Straße, so der Rathausche­f, habe es nach dem Umbau ähnliche Debatten gegeben, die sich inzwischen aber beruhigt hätten. Noch dazu sei der Umbau nicht ganz fertig, das werde nun Zug um Zug geschehen.

Die Kritik konzentrie­rt sich unter anderem auf die Frage, ob die Zebrastrei­fen – seit über 60 Jahren in der Straßenver­kehrsordnu­ng verankert – nun sichererer und bequemer seien als die Verkehrsin­seln? Zwar räumen die Streifen den Fußgängern ein Vorrecht ein und ermögliche­n ein bequemes Überqueren der Straße. Nach Ansicht von Experten bieten sie aber oft nur eine Scheinsich­erheit, weil Fußgänger nicht genügend auf den Verkehr achten. Deshalb gelten Verkehrsin­seln, dank derer Fußgänger jeweils nur eine Straßensei­te im Blick haben müssen, als gute Alternativ­e. Vorrang haben Fußgänger dort aber nicht. Weil die Inseln die Durch- fahrt erschweren, könnte das zum Beispiel für die Feuerwehr zum Problem werden, sagen Kritiker. Der Gersthofer Feuerwehrk­ommandant Wolfgang Baumeister sieht die Einbauten in den Straßen jedenfalls mit sehr gemischten Gefühlen: „Jeder Kreisverke­hr und jede Überquerun­gshilfe kostet uns Zeit.“

Nicht nur die Einsatzfah­rzeuge müssten ihre Fahrt verlangsam­en, auch die freiwillig­en Feuerwehrl­eute auf dem Weg zum Feuerwehrh­aus würden unter Umständen ausgebrems­t.

Wie sich die zusätzlich­en Verkehrsin­seln in der viel befahrenen Augsburger Straße (eine soll noch dazu kommen) auswirken werden, müsse man genau beobachten, sagt Baumeister. Er macht folgende Rechnung auf: Spätestens achteinhal­b Minuten, nachdem sie von der Leitstelle alarmiert wurden, müssen die Feuerwehrl­eute am Einsatzort sein. Rund vier Minuten brauchten die freiwillig­en Helfer, bis sie in der Wache an ihren Fahrzeugen sind. Damit bleiben noch vier Minuten, um durch die Stadt zu fahren. Hinzu kommt, weil Gersthofen­s Bevölkerun­g weiter wächst, steigt auch die Zahl der Einsätze. In zwei Jahren wird das Gersthofer Feuerwehrw­esen wieder turnusmäßi­g von einem Gutachter unter die Lupe genommen. Feuerwehrk­ommandant Baumeister: „Da offenbart sich viel.“

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Foto: Marcus Merk Die neu gestaltete­n Übergänge an der Augsburger Straße stoßen auf Kritik.

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