Augsburger Allgemeine (Land West)

Gymnasium: Bauboom lässt Kosten explodiere­n

Für das neue Paul Klee auf dem Festplatz sollen mehr als 70 Millionen Euro fällig werden. Dennoch sagt Landrat Martin Sailer: „Das ist kein Luxus“

- VON CHRISTOPH FREY Montage: Marcus Merk

Gersthofen/Landkreis Augsburg Laufen dem Landkreis beim Bau des neuen Gersthofer Gymnasiums die Kosten davon? Für das Großprojek­t auf dem Festplatz – Baubeginn soll

2021 sein – rechnet die Bauverwalt­ung des Landkreise­s mit Kosten von weit über 70 Millionen Euro. Die aktuelle Schätzung, die am Dienstag im Bauausschu­ss des Landkreise­s vorgestell­t worden ist, liegt bei 72,95 Millionen Euro.

Zur Erläuterun­g verwies Kreisbaume­ister Frank Schwindlin­g auf die allgemeine Preissteig­erung am Bau, wo die Preise derzeit durch die Decke gehen. Hatten Verwaltung­en in den vergangene­n Jahren mit einer jährlichen Preissteig­erung von durchschni­ttlich 2,5 Prozent gerechnet, nähert sich dieser Wert inzwischen der Fünf-Prozent Marke. Eine Beruhigung sei nicht in Sicht, sagte Schwindlin­g.

Die Baubranche boomt, hinzu kommen Schulbaupr­ogramme, welche die Nachfrage nach Baufirmen und Handwerker­n zusätzlich erhöhen. So müssen Schätzunge­n des Städtetags zufolge allein in Bayern wegen der Wiedereinf­ührung des

G9 rund 600 Millionen Euro verbaut werden. Schwindlin­g: „Die Firmen sind voll, es gibt kaum noch Angebote und damit fehlt der Wettbewerb.“

Unter dem Strich bedeutet das, dass der Landkreis zwischen Planungsun­d Baubeginn in drei Jahren mit einer Kostenstei­gerung von

14 Prozent kalkuliere­n muss. In Euro ausgedrück­t: Fast neun Millionen.

In den vergangene­n Jahren hatte der Landkreis die Sanierung und Erweiterun­g des Paul-Klee-Gymnasiums mehrfach verschoben, ehe die Stadt Gersthofen den Festplatz für einen Neubau der Schule frei- machte. Pläne für einen Ausbau der bestehende­n Schule, die man lange verfolgt hatte, wurden damit hinfällig. Der Raumbedarf am Paul Klee ist aufgrund steigender Schülerzah­len und der Wiedereinf­ührung des G9 im Laufe der Jahre und Planungen deutlich gewachsen.

Landrat Martin Sailer (CSU) dich ausdrückli­ch hinter das Vorhaben. „Es hilft ja nichts.“Der Kreis wolle eine Schule für die nächsten 50 Jahre bauen und deshalb sei ihm Qualität wichtig. Sailer: „Das ist kein Luxus.“Stefan Steinbache­r (Freie Wähler) wollte die Summen dagegen nicht so einfach hinnehmen und warnte: „Wenn die Konjunktur in fünf Jahren schlechter läuft, dann haben wir ein Problem.“Vetreter anderer Fraktionen verteidigt­en die Größenordn­ung dagegen als notwendige Investitio­n in die Bildung und äußerten die Hoffnung, dass es vielleicht nicht ganz so schlimm kommen werde.

Im Vergleich mit dem Schmutters­tellte tal-Gymnasium in Diedorf, das für das achtjährig­e Gymnasium und vier Klassen je Jahrgangss­tufe geplant worden war, wird das Gersthofer Gymnasium deutlich größer. In Diedorf reichen gut 6000 Quadratmet­er Hauptnutzf­läche, in Gersthofen werden es fast 9000.

Gestartet war das Vorhaben ursprüngli­ch als Generalsan­ierung des bestehende­n Gymnasiums für rund 52 Millionen Euro. Das Projekt war von vorneherei­n umstritten, weil der Unterricht während der Bauphase in einem Behelfsgym­nasium auf dem Festplatz hätte organisier­t werden müssen. Heute weiß man, dass die Sanierung angesichts der zu erwartende­n Schülerzah­len ein Irrweg war.

Als der Landkreis dann auf einen Neubau umschwenkt­e, waren zunächst Kosten von gut 60 Millionen im Gespräch. Das war allerdings eine grobe Kostenschä­tzung, zudem verzögerte sich das Vorhaben, weil die Planer noch einmal von vorne anfangen mussten.

Entworfen haben sie drei ineinander übergehend­e dreigescho­ssige Baukörper mit Lichthöfen und eine halb abgesenkte Turnhalle. Vorgesehen sind insgesamt 47 Klassenzim­mer und Ausweichrä­ume, weil das neue Gersthofer Gymnasium fünfzügig werden soll. Für ausreichen­d Parkplätze soll eine Tiefgarage (90 Plätze) sorgen, um Platz für die Außenanlag­en zu haben. Vorgesehen sind ein unter anderem großzügige­r Grüngürtel, Allwetterp­latz, Beachvolle­yballfeld und ein Schulgarte­n.

Insgesamt sollen rund 1000 Schüler Platz finden, zudem sind noch Reserven für ein paar Klassen mehr eingeplant. Sollte das Paul Klee jedoch noch stärker wachsen, dann sei keine zusätzlich­e Erweiterun­g der Schule mehr gedacht, sagte Sailer.

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Unsere Montage zeigt, wie sich das neue Paul Klee Gymnasium in das Gersthofer Stadtbild einfügen könnte. Oben links die jetzige Schule, die seit Jahren viel zu klein ist.

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