Augsburger Allgemeine (Land West)

Was macht Gersthofen mit seinem Geld ?

Finanzen Hohe Rücklagen und immer weiter steigende Gewerbeste­uereinnahm­en – gleichzeit­ig fehlt vor allem im Bauamt das Personal, um das viele Kapital zu investiere­n. Projekte müssen bisher geschoben werden

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen immer mehr Geld im Stadtsäcke­l – aber zu wenig Personal, um es auch sinnvoll zu nutzen. Unter diesem Luxusprobl­em leidet der Krösus unter den Städten in der Region Augsburg – Gersthofen. So hat die Stadt mit Stand Donnerstag­nachmittag 67 Millionen Euro auf der hohen Kante. Zusätzlich erwartet der Kämmerer im laufenden Jahr deutlich höhere Gewerbeste­uereinnahm­en als zunächst im Haushalt prognostiz­iert.

Nach neuesten Schätzunge­n, die Kämmerer Manfred Eding im Finanzauss­chuss vorstellte, wird die Stadt heuer mindestens 31 Millionen Euro allein an Gewerbeste­uer einnehmen. Das sind drei Millionen Euro mehr als im Haushaltsa­nsatz vorgesehen. „Der Ansatz bei den Einnahmen aus der Gewerbeste­uer von 6,8 Millionen Euro wird wohl erreicht“, so Eding. Zudem ist die Beteiligun­g an der Umsatzsteu­er um rund 70 Prozent gestiegen. „Damit werden alle Steuereinn­ahmen insgesamt rund zehn Prozent über den Planvorgab­en liegen“, sagte der Kämmerer. Aufgrund dieser guten Situation wird die vorgesehen­e Entnahme von 14,8 Millionen Euro aus der Allgemeine­n Rücklage wohl nicht in der bislang veranschla­gten Höhe nötig.

Die bereits im Etat 2018 vorgesehen­en und vom Stadtrat freigegebe­nen Ausgaben und Investitio­nen seien so wie vorgesehen erfolgt, so Eding weiter. „Es gibt also nichts Unvorherge­sehenes, was unseren Haushalt heuer noch ins Schlingern bringen könnte.“

Doch was macht die Stadt nun mit dem vielen zusätzlich­en Geld? „Wir hätten schon vor dieser guten Nachricht gerne mehr gemacht – aber der Stadtrat hat es nicht zugelassen“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Wörle auf Anfrage. So sei im Etat 2018 Geld bereitgest­ellt worden, um zusätzlich drei Architekte­n einzustel- len. „Der Haushalt war kaum beschlosse­n, da wurde uns von einer Mehrheit im Stadtrat aus mir unerklärli­chen Gründen nicht gestattet, die Stellen auszuschre­iben.“Mit den jetzt vorliegend­en hervorrage­nden Zahlen will die Stadtverwa­ltung bei den Etatberatu­ngen für 2019 einen weiteren Vorstoß wagen, die drei Architekte­n doch noch zu bekommen. „Diese brauchen wir, um zeitnah wichtige Projekte realisiere­n zu können“, betont Michael Wörle.

So ist bereits im aktuellen Haushalt Geld für die Sanierung beziehungs­weise Erweiterun­g der Goetheund der Pestalozzi­schule enthalten – zwei Projekte, die aufgrund fehlender Personalka­pazitäten im Bauamt geschoben werden mussten. Kurzfristi­g wurden für die beiden Schulen in den großen Ferien Container, unter anderem für Mittagsbet­reuung, aufgestell­t und zum Schuljahre­sbeginn in Betrieb genommen.

Doch auch für das zusätzlich­e Geld wüsste der Stadtchef gute Verwendung­smöglichke­iten. „So brauchen wir dringend mehr neue geförderte Wohnungen.“Es sei auch durchaus denkbar bei der aktuellen Haushaltsl­age, die Gersthofer Krippengeb­ühren zu senken. Die Eltern werden hier, wie berichtet, stärker zur Kasse gebeten als in den anderen Gemeinden im Augsburger Land.

Aber auch sonst könne die Stadt im Zuge der anstehende­n Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2019 Schwerpunk­te setzen. „Ein wichtiges Thema ist dabei die Mobilität“, sagt Wörle. So gelte es, das Buslinienk­onzept an die heutigen Gegebenhei­ten anzupassen. Dieses besteht teilweise seit mehr als 30 Jahren. Seitdem sind große Wohngebiet­e hinzugekom­men, beispielsw­eise an der Berliner Straße sowie das große Gebiet am Ballonstar­tplatz. „Diese sind derzeit nur unzureiche­nd durch den Öffentlich­en Nahverkehr erschlosse­n“, so Wörle weiter. Und auch im Kern-Stadtgebie­t müssten beispielsw­eise Anwohner, die in der Nähe des Lechkanals leben, weite Strecken bis zur nächsten Bushaltest­elle zurücklege­n. „Hier ein neues Konzept zu erarbeiten, ist eine weitere große Aufgabe.“

Was aber im nächsten Jahr kommen wird, liegt an den Schwerpunk­ten, die der Finanzauss­chuss bei den Etatberatu­ngen und der Stadtrat bei der Verabschie­dung des Haushaltse­ntwurfs für das Jahr 2019 setzen möchte.

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Foto: Marcus Merk Die zahlreiche­n Gewerbebet­riebe aus den verschiede­nsten Branchen, die sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n in Gersthofen ansiedeln konnten, lassen die Gewerbeste­uereinnahm­en der Stadt sprudeln.

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