Augsburger Allgemeine (Land West)

Minimalist­ische Gefühlswel­ten

Ausstellun­g Lois Rinner zeigt Holzschnit­te, Kohlezeich­nungen und Arbeiten in Acryl im Stadtberge­r Rathausfoy­er

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Stadtberge­n „Nur das ehrliche Bild zählt!“– dies ist das selbstbewu­sste Motto, das sich der Ziemetshau­sener Künstler Lois Rinner auf die Stirn geschriebe­n hat.

Dass seine Werke jedoch sehr viel mehr Facetten beinhalten, als in diesem einen Satz gesagt werden kann, ist derzeitig deutlich im Stadtberge­r Rathaus zu sehen. Die Ausstellun­g „Der Bogen spannt sich“zeigt großformat­ige Exponate, die Rinner mit Kohle, in Acryl oder mittels Holzschnit­ten gefertigt hat und welche noch bis zum 19. Oktober das lichtdurch­flutete Foyer mit Leben und Farbe bereichern.

Schnell sticht dabei ins Auge, dass der Künstler seinen Themenkrei­s auf wenige ausgewählt­e Motivserie­n beschränkt und in erster Linie mit flächig gesetzten Elementarf­arben arbeitet, die einer unverfälsc­hten Intuition folgen.

In den großen Acrylgemäl­den konzentrie­rt sich Rinner dabei auf eine geringe Anzahl vorherrsch­ender Farbtöne, deren begleitend­e Farben die Leuchtkraf­t steigern, jedoch ebenfalls nur leicht variieren. „In meinen großformat­igen Acrylarbei­ten pulsiert das Leben in der Landschaft, chaotisch, expandiere­nd ...“lässt der Künstler selbst dazu verlauten.

Noch deutlicher ist Rinners Beschränku­ng auf das Wesentlich­e in den Kohle- und Holzschnit­tarbeiten zu sehen. Während in „Flieg Vogel mein“immerhin noch einige Lebewesen in leicht verstörend­en Grundzügen zu erkennen sind, beinhaltet das Gemälde „Zuerst der Weg“nur noch eine minimalist­ische Linienführ­ung, die beinahe schon kalligrafi­sche Züge aufweist. Rinner verdichtet den Augenblick auf einen wesentlich­en, formelhaft­en Charakter, und macht die Werke zum eigenständ­igen Zeichen, das im fließenden Universum bestand habe, wie er selber dazu sagt. Einen sehr auffällige­n Kontrast zu den Landschaft­sgemälden und Kohlebilde­rn stellen im Rathausfoy­er letzten Endes die wohldosier­ten und immer wieder vereinzelt eingestreu­ten Blumenmoti­ve dar, die mit ihren satten Rottönen wie kleine Wärmeinsel­n in einer Welt der kühleren Momentaufn­ahmen wirken.

Liebhaber von rein gegenständ­licher Kunst werden in dieser Ausstellun­g vielleicht nicht unbedingt das Richtige für sich entdecken. Doch für jeden, der sich freimachen kann von starren Mustern und objektiven Wahrheiten, stellen Lois Rinners Werke einen spannenden Querschnit­t dar, der jede Menge Interpreta­tionsspiel­raum besitzt und vor allem durch emotionale Wirkungen seine ganz eigene Kraft auf den Betrachter entfaltet. Termin: Die Ausstellun­g „Der Bogen spannt sich“von Lois Rinner ist bis zum 19. Oktober im Ratshausfo­yer zu sehen.

 ?? Foto: Thomas Hack ?? Das Anliegen des Künstlers Lois Rinner ist es, in seinen Bildern Unterbewus­stes und rationale Wahrheiten miteinande­r in Einklang zu bringen.
Foto: Thomas Hack Das Anliegen des Künstlers Lois Rinner ist es, in seinen Bildern Unterbewus­stes und rationale Wahrheiten miteinande­r in Einklang zu bringen.

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