Augsburger Allgemeine (Land West)

„Das waren tolle Jahre“

Was macht eigentlich ... Helmut Grob spielte in der Tischtenni­s-Bundesliga. Höhepunkt war für ihn die Teilnahme an der WM 1989. Heute konzentrie­rt er sich auf andere Dinge (Serie / Teil 18)

- Interview: Herbert Schmoll u. a. Sielenbach – Gersthofen (Sa., 16 Uhr), u. a. Nürnberg II – FC Augsburg II (Sa., 12 Uhr) u. a. Passau – TSV Schwaben (So., 13 Uhr)

Herr Grob, Sie haben über ein Jahrzehnt den Tischtenni­ssport in Augsburg als Trainer und Spieler geprägt. Welche Erinnerung­en haben Sie an diese Zeit?

Helmut Grob: Positive, es war eine schöne Zeit. Wir haben etwas aufgebaut und mit dem Post SV in der zweiten Bundesliga vorne mitgespiel­t. Wir konnten Talente wie Gerd Richter oder Florian Kaindl formen. Im Sport muss man auch mit negativen Erlebnisse­n wie einem Abstieg leben. Auch das erlebte ich in Augsburg mit.

Ihre ersten Schläge an der Platte haben Sie in Donauwörth gemacht. Wer hat ihr Talent entdeckt?

Grob: Ich habe in Donauwörth als Neunjährig­er angefangen, durfte mit 13 Jahren schon in der ersten Mannschaft mit Koryphäen wie Erich Natterer, Franz Ried oder Günter Menzel spielen. Mein Talent haben Verbandsfu­nktionäre erkannt. Ich wurde in die Jugend-Nationalma­nnschaft berufen und bin ins deutsche Tischtenni­szentrum in

„Tischtenni­s ist eine Breitenspo­rtart. In der öffentlich­en Wahrnehmun­g gehören wir zu den Randsporta­rten.“

Helmut Grob

Duisburg-Wedau gezogen. Dort waren spätere Weltklasse­spieler wie Jörg Roßkopf oder Steffen Fetzner. 1985 gewann ich die deutsche Jugendmeis­terschaft im Einzel und Doppel. In Duisburg habe ich auch das Abitur gemacht.

Sie sind dann zum ATSV Saarbrücke­n, einem deutschen Spitzenver­ein, gewechselt. Wie wurden die Saarländer auf Sie aufmerksam?

Grob: Durch das Tischtenni­szentrum und ein Freundscha­ftsspiel der Saarbrücke­r in Donauwörth. In Duisburg habe ich bis zum Abitur gelebt und trainiert, in Saarbrücke­n gespielt. Zunächst ein Jahr in der zweiten Mannschaft, dann fünf Jahre in der ersten Liga.

Sie waren Profi, spielten mit und gegen Weltklasse­spieler.

Grob: Das waren tolle Jahre. Ich konnte mit Spitzenspi­elern wie dem Schweden Jan-Ove Waldner, dem chinesisch­en Superstar Xie Saike oder Georg Böhm trainieren und spielen. Mit dem ATSV feierten wir den deutschen Titelgewin­n und holten den Pokalsieg.

Sie wurden für die denkwürdig­e Weltmeiste­rschaft 1989 in Dortmund in die Nationalma­nnschaft berufen. War dies der Höhepunkt Ihrer Karriere? Grob: Klar. Ich kam im Einzelwett­bewerb unter die besten 64. Hautnah erlebte ich in der ausverkauf­ten Westfalenh­alle den sensatione­llen Doppelgewi­nn von Roßkopf/Fetzner mit. Das war der Beginn des deutschen Höhenflugs Sportart. in dieser

Dann zog es Sie nach Augsburg. Warum?

Grob: In Saarbrücke­n hatte ich mit einer schweren Erkrankung, der Hepatitis A, zu kämpfen, bin einige Wochen in Quarantäne gelegen und war anschließe­nd wiederholt verletzt. Da reifte der Plan, den Verein zu wechseln. Mich zog es dann 1991 wieder in die Heimat, zumal ich in Augsburg Studium und Tischtenni­s unter einen Hut bringen konnte.

Damals spielte der Post SV in der Regionalli­ga und zweiten Bundesliga. Jetzt geht der Verein mit seiner ersten Männermann­schaft in der Verbandsli­ga (früher Landesliga) an den Start. Wo sehen Sie Gründe für diesen Niedergang?

Grob: Der Abstieg des Post SV ist ja kein Einzelfall. Zu meiner Zeit unterstütz­te uns noch die Telekom, da hatte der Verein wirtschaft­lich andere Möglichkei­ten. Natürlich ist diese Entwicklun­g schade.

In Deutschlan­d gibt es viele Tischtenni­sspieler, doch nur wenige interessie­ren sich für den Spitzenspo­rt. Wo sehen Sie dafür die Gründe? Grob: Sportlich gehört Deutschlan­d zu den führenden Nationen auf der Welt. Tischtenni­s ist zudem eine echte Breitenspo­rtart. Doch in der öffentlich­en und medialen Wahrnehmun­g ist das nicht der Fall, da gehören wir zu den Randsporta­rten. Leider. Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Dabei hatten und haben wir außergewöh­nliche Akteure wie Jörg Roßkopf oder Timo Boll.

Sie haben den Tischtenni­sschläger vor mehr als einem Jahrzehnt in die Ecke gelegt. Reizt es Sie nicht mehr, den Schläger in die Hand zu nehmen? Grob: Wenn ich ehrlich bin, nicht. Es gab immer wieder Anfragen von Vereinen. Sogar noch im vergangene­n Jahr. Doch das kam nicht infrage. Ich müsste wieder trainieren und dafür fehlt mir einfach die Zeit. Allerdings, in unserer Firmenspor­tgruppe stand ich sporadisch immer wieder mal an der Platte.

Was machen Sie beruflich?

Grob: Ich bin bei der Commerzban­k beschäftig­t. Auch da hatte ich immer wieder mal Bezug zum Tischtenni­ssport. Wir haben einige Jahre den Skiverband und den Bayerische­n Tischtenni­sverband bei Veranstalt­ungen unterstütz­t. Sie wohnen im oberbayeri­schen Raisting. Gibt es zu früheren Weggefährt­en noch Kontakt?

Grob: Zumindest telefonisc­h. Kürzlich habe ich wieder mal mit Dieter Voigt (stellvertr­etender Abteilungs­leiter, d. R.) vom Post SV gesprochen, auch mit dem früheren Donauwörth­er Ingo Hodum telefonier­e ich ab und zu. ● Helmut Grob, 50, ist verheirate­t, hat zwei Töchter und wohnt in Raisting (Kreis Weilheim-Schongau). Der gebürtige Augsburger hat Ökonomie studiert und arbeitet in der Geschäftsl­eitung BayernSüd bei der Commerzban­k. Als Tischtenni­sspieler war er für den VSC Donauwörth, ATSV Saarbrücke­n und Post SV Augsburg aktiv. Mit Saarbrücke­n wurde er deutscher Mannschaft­smeister und Pokalsiege­r. Zudem nahm er 1989 an der WM teil und wurde 1995 bayerische­r Einzelmeis­ter. (oll) » Mehr Informatio­nen zum Amateurfuß­ball unter fupa.net/schwaben

 ?? Foto: Hosemann ?? Fünf Jahre spielte Helmut Grob für Saarbrücke­n in der ersten Tischtenni­s-Liga, ehe es ihn in seine Heimat Augsburg zog. Für den Post SV spielte er in der zweiten Bundesliga und in der Regionalli­ga. Das Bild stammt aus dem Jahr 2000.
Foto: Hosemann Fünf Jahre spielte Helmut Grob für Saarbrücke­n in der ersten Tischtenni­s-Liga, ehe es ihn in seine Heimat Augsburg zog. Für den Post SV spielte er in der zweiten Bundesliga und in der Regionalli­ga. Das Bild stammt aus dem Jahr 2000.
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