Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Haus mit Bad für die Elefanten
Bauvorhaben Das größte Projekt in der Geschichte des Zoos hat einen engen Zeitplan. Parallel zum Baufortschritt müssen genügend Spenden gesammelt werden. Noch sind nicht alle Probleme gelöst
Burma und Targa baden für ihr Leben gerne, auch jetzt im Herbst. Bislang können sich die beiden Augsburger Elefantinnen nur in einem relativ kleinen Wasserbecken im Freien erfrischen. Bald werden sie komfortabler planschen – in einem großen Badeteich draußen und einem kleineren Badebecken mit Wasserfall drinnen im neuen Elefantenhaus des Augsburger Zoos. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren, das Tempo auf der Baustelle ist rasant. Bleibt die Frage: Können die Spendensammler für die neue Anlage da noch mithalten?
Rund sechs Millionen Euro soll das weitläufige und moderne Elefantengehege kosten. Es ist das größte Projekt in der Geschichte des Zoos. Die Anlage entsteht auf einer derzeit nicht genutzten Fläche neben dem bisherigen Elefantenhaus. Insgesamt wird das Areal mit rund 7000 Quadratmetern rund viermal so groß sein wie bisher. Es wird auch wesentlich abwechslungsreicher für die Tiere gestaltet. Der bundesweit tätige Zooarchitekt Frank Kirsten hat die Anlage geplant. Grundsteinlegung war im April. Inzwischen ist der Rohbau des neuen Elefantenhauses weit fortgeschritten.
Im mächtigen Baukörper sind schon viele Details zu erkennen. Unten entstehen gerade die künftigen Stallboxen samt Versorgungsgang, der große Laufstall mit Wasserbecken und der Besucherbereich. Im ersten Stock kann man bereits das „Grüne Klassenzimmer“für die Zoopädagogik, die Kommandozentrale für die Gebäudesteuerung und den Bereich für die Tierpfleger sehen. Zookurator Thomas Lipp sagt, die Arbeiten lägen im Zeitplan. „Der Rohbau soll möglichst noch vor dem ersten Schnee fertig werden. Ich hoffe, dieser Schnee kommt nicht vor Ende Dezember.“Anschließend geht es witterungsunabhängig mit dem Innenausbau weiter. Bis Ende 2019 soll die Anlage fertig sein – so weit die Planung.
Auch mit der Finanzierung des Projekts sieht es derzeit gut aus, obwohl sie für den Zoo ein Kraftakt ist. Lipp zufolge gab es bei der Ausschreibung der Bauaufträge bislang keine unvorhergesehenen Kostensteigerungen. „Bis jetzt sind alle Arbeiten finanziert“, sagt er.
Der Zoo alleine hätte die Investitionen für die neue Anlage allerdings nicht stemmen können, auch nicht mit Krediten. Erst die Entscheidung der Stadt über einen Zuschuss von zwei Millionen Euro ermöglichte den Bau. An dem Projekt beteiligen sich aber auch weite Teile der Bevölkerung, viele Unternehmen, Sponsoren und der Freundeskreis des Augsburger Zoos. 1,5 Millionen Euro müssen an Drittmitteln eingesammelt werden, um das Vorhaben zu finanzieren. Die Restsumme – rund 2,5 Millionen Euro – muss der Zoo unter anderem über Darlehen tragen.
Spenden sammeln kann mühsam sein. Doch beim Freundeskreis des Zoos gilt das Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Rosmarie Braun organisiert zusammen mit weiteren Frauen beispielsweise den „Elefantenbasar“. An schönen Wochenenden verkaufen sie im Zoo regelmäßig gehäkelte Kuscheltiere, Strickmützen, Socken und viele andere handgefertigte Waren. „Unterstützt werden wir von rund einem Dutzend fleißiger Handarbeiterinnen, die wir außerhalb unseres Kreises gewonnen haben“, erzählt die 77-Jährige. In den vergangenen Monaten sei es schwieriger geworden, Zoobesucher zu überzeugen, ihren Teil zum neuen Elefantenhaus beizutragen. „Es gibt aber immer sehr viele nette Spender und der schnelle Baufortschritt spornt uns an.“
Der Freundeskreis hatte sich zu Beginn der Sammlung 2017 ein finanzielles Ziel gesteckt: Er wollte bis zur Fertigstellung des neuen Elefantenhauses 750 000 Euro aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen zusammenbringen. Diese Summe könnte nun schneller zusammenkommen als gedacht. Zoogastronom Klaus Schwenk ist beim Freundeskreis für die Elefanten-Kampagne zuständig. Nach seinen Angaben wird das Ziel voraussichtlich schon zum Jahreswechsel 2018/19 erreicht. Beim Freundeskreis glauben allerdings auch einige, dass am Ende sechs Millionen Euro für das Bauvorhaben nicht reichen werden. „Wir bleiben beim Sammeln am Ball, so lange es möglich ist“, sagt Rosmarie Braun. „Die Leute sollen bitte nicht aufhören zu spenden“, appelliert auch Zookurator Lipp.
Die neue Anlage ist vor allem auch deshalb nötig, damit der Zoo alle Auflagen erfüllen und in Zukunft weiter Asiatische Elefanten halten kann. Verbessert wird die Sicherheit für die Tierpfleger. Sie sind beim Kontakt mit den mächtigen Dickhäutern künftig ständig durch Gitter geschützt. Diese Haltung ist heute in Zoos üblich, denn Elefanten werden generell als sehr gefährliche Großtiere eingestuft.
Und was machen Targa und Burma, bis das neue Domizil fertig ist? Lipp sagt, es werde alles getan, um die beiden betagten Elefantinnen fit zu halten. Sie bekommen Futter, das speziell mit Mineralstoffen angereichert ist, und täglich eine Fußpflenoch ge. Die beiden sollen auch als Erste und in aller Ruhe in die große Anlage umziehen dürfen. Dort ist Platz für eine Herde von fünf erwachsenen Tieren mit Jungtieren. Wann neue Dickhäuter kommen und wie eine passende Gruppe zusammengestellt werden kann, sei aber noch völlig offen, sagt Lipp. Er schaut auf Burma und Targa und sagt: „Das hängt auch von unseren beiden alten Damen ab.“