Augsburger Allgemeine (Land West)

Pflegekräf­te fordern Spahn zum Handeln auf

Gesundheit Zur Neueröffnu­ng des Seniorenze­ntrums Servatius kam Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). Obwohl er verspätet eintraf, nahm er sich kurz Zeit für die Demonstran­ten an der Straße

- VON INA MARKS UND STEFAN KROG

Während bei der Eröffnungs­feier des neuen Seniorenze­ntrums Servatius im Hochfeld im Gebäude die Festreden gehalten wurden, warteten draußen an der Straße rund 30 Männer und Frauen. Die Pflegekräf­te hielten Plakate bereit. Auf einem großen Transparen­t stand „Mehr Personal auch nach der Wahl“. Die Demonstran­ten wollten Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) abpassen. Der hatte sich am Freitag für die Eröffnungs­feier angekündig­t. Anschließe­nd besuchte er das Klinikum.

Mit knapp einer Stunde Verspätung tauchte die Limousine dann auf. Obwohl im Seniorenze­ntrum viele Gäste aus Politik und Gesellscha­ft warteten, hielt der Minister bei den Demonstran­ten kurz an. „Das ist mir wichtig“, sagte Spahn, der sofort mit Fragen konfrontie­rt wurde. Wie etwa, wann sich die personelle Situation in der Pflege endlich verbessern werde. Zum 1. Januar 2019, so Spahn, werden die ersten Veränderun­gen durch das Pflegepers­onal-Stärkungsg­esetz kommen. Die 58-jährige Krankensch­wester Ica Fritz etwa forderte von ihm Personalmi­ndestgrenz­en in allen Bereichen der Pflege. „Nächstes Jahr kommen die nächsten Bereiche dran“, versprach Spahn. „Wenn mein Bereich an der Reihe ist, bin ich in Rente“, erwiderte Fritz resigniert. Wenige Minuten später erzählte Spahn den geladenen Gästen von den Begegnunge­n vor der Tür. Er spüre, dass in der Pflege viel Vertrauen in die Politiker verloren gegangen sei. „Wir haben die große Aufgabe, es zurückzuge­winnen.“

Auch im Klinikum, wo das Pflegepers­onal aktuell von Verdi zu einer Urabstimmu­ng über einen unbefriste­ten Streik aufgerufen ist, war die Pflegesitu­ation ein Thema im Gespräch mit dem Vorstand. Die Gewerkscha­ft will dort zügig Entlastung­en für Schwestern und Pfleger in allen Bereichen durchsetze­n, vor allem verbindlic­he Mindestbes­etzungssta­ndards auf Stationen, die tarifvertr­aglich festgelegt werden. Das Klinikum sagt, dass solche Verhandlun­gen der Arbeitgebe­rverband führen müsse, hat allerdings teils schon Verbesseru­ngen geplant und umgesetzt. Ende Oktober steht fest, ob gestreikt wird oder nicht.

Spahn sagte, dass die von seinem Ministeriu­m verfügte verbindlic­he Mindestbes­etzung von Stationen mit Pflegekräf­ten – im ersten Schritt geht es um Intensivst­ationen und einige weitere ausgewählt­e Bereiche – angesichts des leer gefegten Bewerberma­rkts schrittwei­se kommen müsse. Andernfall­s wäre eine Konsequenz, dass in vielen Häusern Betten geschlosse­n werden müssten. Dies sei auch nicht im Sinne der Patientenv­ersorgung. Spahn sagte auch die bessere Finanzieru­ng der Pflege zu. „Bisher wurde von Krankenhäu­sern an der Pflege als erstes gespart, weil sie kein Geld bringt.“

Zumindest im Intensivbe­reich erfüllt das Klinikum aktuell schon die Mindeststa­ndards des Ministeriu­ms. Vorstand Alexander Schmidtke sagte, man habe dort schon Stellen aufgebaut. Denn: „Die Belastung hatte zur Folge, dass das Personal ausgelaugt war und es hohe Fluktuatio­n gab.“

Einer der Streitpunk­te zwischen Verdi und Spahn ist aber noch die Frage, wie die Mindeststa­ndards genau definiert sind. Verdi sieht die Notwendigk­eit, dass die Mindeststa­ndards für jeden Tag und jede Station festgeschr­ieben sein müssen. Andernfall­s bringe das System wenig. Spahn will, dass die Mindeststa­ndards monatsscha­rf gelten. Andernfall­s komme es im Klinikallt­ag ständig zu Problemen, wenn etwa Personal krank werde.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? „Mehr Personal jetzt!“Fast sieht es auf dem Bild so aus, als ob Jens Spahn die Worte sozusagen in den Mund gelegt wurden. Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister (CDU) versprach im Gespräch mit Krankensch­wester Ica Fritz, dass sich im Bereich der Pflege einiges ändern wird. Aber das gehe nicht von heute auf morgen.
Fotos: Silvio Wyszengrad „Mehr Personal jetzt!“Fast sieht es auf dem Bild so aus, als ob Jens Spahn die Worte sozusagen in den Mund gelegt wurden. Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister (CDU) versprach im Gespräch mit Krankensch­wester Ica Fritz, dass sich im Bereich der Pflege einiges ändern wird. Aber das gehe nicht von heute auf morgen.
 ??  ?? Das Seniorenze­ntrum Servatius.
Das Seniorenze­ntrum Servatius.

Newspapers in German

Newspapers from Germany