Augsburger Allgemeine (Land West)

Römische Kaiser sind in Augsburg präsent

Augusta Vindelicum Antike Herrscher blicken nicht nur im Rathaus von den Wänden. Es gibt zahlreiche Huldigunge­n an die frühen Stadtherre­n. Beim Umbau des alten Hauptkrank­enhauses tauchten Münzen auf

- VON FRANZ HÄUSSLER

Augsburg Der bronzene Augustus über dem Brunnen auf dem Rathauspla­tz ist der in Augsburg populärste römische Kaiser. Wenige Meter davon entfernt sind im Rathaus weitere Herrscher des Römischen Reiches mit Büsten und Fresken präsent. Sie erinnern daran, dass Augusta Vindelicum zum Römischen Reich gehörte. Im unteren Fletz sind über Portalen und in Nischen zehn mit Namen versehene Kaiserbüst­en angebracht, in den Treppenauf­gängen vier weitere. Stadtgieße­r Wolfgang Neidhard goss sie zwischen 1620 und 1626. Sie überstande­n 1944 die Bombardier­ung und den Brand. Erst danach wurden sie abgenommen und im Keller des Maximilian­museums verwahrt.

Im rekonstrui­erten Goldenen Saal des Rathauses malte der Augsburger Hermenegil­d Peiker an die Nordwand überlebens­große römische Kaiser in Freskomani­er. Ihre Gesichter könnten ebenso authentisc­h sein wie Plastiken: Kaiserport­räts sind auf Münzen aus der Lebenszeit der Herrscher des Römerreich­es überliefer­t. Diese winzigen Abbildunge­n dienten in späterer Zeit als Vorlagen für Bilder und Büsten.

Die antiken Münzen waren Zahlungsmi­ttel und zugleich Werbeträge­r. Jeder römische Kaiser brachte Geldstücke mit seinem Porträt in Umlauf, um sich im gesamten römischen Herrschaft­sgebiet und darüber hinaus bekannt zu machen. Man erfuhr so seinen Namen und wie er aussah. Fundmünzen bilden längst eine wichtige Quelle für die Forschung. Schon die Fugger und der Humanist Konrad Peutinger sammelten sie. In Augsburg werden in den archäologi­schen Sammlungen und Depots in der ehemaligen AKS über 10 000 Bronze-, Kupfer-, Messing-, Silber- und Goldmünzen aus römischer Zeit verwahrt. Bei jeder Grabung im Bereich der Römerstadt kommen weitere zutage.

Die römische Frühgeschi­chte in Augsburg erzählen 380 Münzen aus dem Militärlag­er an Wertach und Hettenbach. Die jüngste dort gefundene Münze wurde in den Jahren 15 oder 16 nach Christus in den Verkehr gebracht. Aus den Anfängen der Römersiedl­ung auf der hochwasser­sicheren Hochterras­se stam- men Münzen aus der Regierungs­zeit von Kaiser Augustus (27 vor Christus bis 14 nach Christus).

Der Schatzfund von 52 Goldmünzen, geborgen am 6. September 1978 an der Stephansga­sse, enthält Prägungen der Kaiser Nero (54-68) bis Marcus Aurelius (161-180). Auch vom Ende der römischen Provinzhau­ptstadt Augusta Vindelicum künden Münzen. Ein Fundkomple­x von 260 Bronzemünz­en wurde 1981 am Springergä­sschen 8 gehoben. Diese antiken Zahlungsmi­ttel wurden überwiegen­d unter den Kaisern Valentinia­n II. (375-382), Theodosius I. (379-395) sowie seinen Söhnen Arcadius (383-408) und Honorius (393-423) geprägt. Um 400 nach Christus waren sie deponiert und vom Besitzer nicht mehr aus dem Versteck geholt worden.

In Brunnen und Zisternen, in den Überresten römerzeitl­icher Straßen, Befestigun­gen und Häuser sowie in antiken Friedhöfen bergen die Archäologe­n nach wie vor Münzen. 216 Geldstücke waren es allein im Bereich des „Römermarkt­es“bei St. Stephan. Etwa 3000 römerzeitl­iche Kleinmünze­n lagen im Kies und Schwemmsan­d eines Lecharms unterhalb des einstigen Kastells. Beim Umbau des ehemaligen Hauptkrank­enhauses kamen sie vor wenigen Jahren ans Tageslicht. Höchstwahr­scheinlich wurden sie als Opfergaben an Reiseschut­zgötter beim Überqueren der Brücke ins Wasser geworfen.

Nur wenige Münzen sind als antike Zeitzeugen im derzeitige­n Römerlager im Zeughaus ausgestell­t. Einige der auf den Zahlungsmi­tteln abgebildet­en Kaiser sind dort als Großplasti­ken präsent: Der Gipsabguss einer Marmorstat­ue von Kaiser Augustus empfängt die Besucher. Römischen Kaisern begegnet man in Augsburg nicht nur in Museen und im Rathaus. Im Treppenhau­s des städtische­n Verwaltung­sgebäudes, Rathauspla­tz 1, sind sieben auf Glas gemalte Kaiserköpf­e als „Großdias“in Fenster eingefügt.

Im Köpfhaus am Fuggerplat­z blicken ebenfalls sieben römische Kaiser auf die Gäste im Kaffeehaus „anno 1578“herab. Sie sind identifizi­ert und mit Namen versehen. Die Antike ist auch im Innenhof des Antoniusho­fs, Maximilian­straße 57, präsent. Hier schmückten ursprüngli­ch acht Kaisermeda­illons die Arkaden. Sie waren im 16. Jahrhunder­t angebracht worden. Drei der plastische­n Porträts sind noch erhalten. Caligula (er regierte 37-41 nach Christus), Galba (68-69) und Otho (69) blicken lädiert, aber noch erkennbar in den Hof.

Büsten von fünf Römerkaise­rn befinden sich im Tonnengewö­lbe der Durchfahrt des HöhmannHau­ses neben dem Schaezlerp­alais. Sie sind dort unübersehb­ar. Versteckt hinter einem Baum dagegen ist an der Nordmauer des Hofgartens der einstigen fürstbisch­öflichen Residenz „Julius Caesar“, ein steinernes Porträtmed­aillon mit diesem Namen. Der im Jahr 44 vor Christus ermordete römische Diktator wird von Porträts der Kaiser Maximilian I. (1459- 1519) und Karl V. (1500-1558) flankiert. Diese drei historisch­en Relikte aus dem 16. Jahrhunder­t befanden sich ursprüngli­ch an dem 1976 abgebroche­nen Gebäude Kohlergass­e 5.

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Frühere Folgen des Augsburg-Albums zum Nachlesen finden Sie im OnlineAnge­bot unserer Zeitung unter www.augsburger-allgemeine.de/ augsburg-album

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Fotos: Sammlung Häußler In sieben Treppenhau­sfenstern des Verwaltung­sgebäudes am Rathauspla­tz sind Porträts römischer Kaiser eingefügt. Die Glasbilder wirken wie Großdias.
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Augustus im „Römerlager“in der Toskanisch­en Säulenhall­e des Zeughauses.
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