Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie hieß sie noch gleich?

Warum Schlafentz­ug für die berüchtigt­e Stilldemen­z verantwort­lich ist

- VON TANJA WURSTER

Er heißt Thomas. Da bin ich mir ganz sicher. Und sie? Mir will ihr Name partout nicht einfallen! Eigentlich ist es ja völlig unwichtig. Das Paar – Thomas und Wieauch-immer – sind Freunde von Freunden, die ich kaum kenne. Aber ihr Sohn heißt so wie unserer und daher musste ich gerade an die beiden denken.

Ich zermartere mir das Hirn und ärgere mich. Ich hatte immer ein blendendes Gedächtnis, vor allem ein irre gutes Namensgedä­chtnis. Und jetzt? Ich bin mir sicher: Ich leide an Stilldemen­z! Namen entfallen mir, die richtige Wortwahl will mir einfach nicht in den Sinn kommen und was mein Mann mir gestern erzählt hat, ist heute schon wieder weg.

Es ist einfach furchtbar. Ich hoffe, der Zustand hört bald wieder auf. Im Gegensatz zur richtigen Demenz sollte Stilldemen­z ja nicht von Dauer sein. Es ist – zum Glück! – auch kein Krankheits­bild, sondern beschreibt hübsch, wie Frauen wie ich gerade drauf sind: übernächti­gt und daher verplant und etwas neben der Spur.

Auch wenn ich nichts von Schuldzuwe­isungen halte, hier habe ich einen Schuldigen: meinen Sohn. Mit knapp neun Monaten könnte man(n) ja durchschla­fen, aber nein, der junge Herr präferiert­e das Schlafen in Etappen. Bis circa zwei Uhr nachts herrscht meist noch Ruhe. Aber dann geht es los! Das kleine Bündel neben mir meckert und ist kurz davor, wach zu werden. Dann heißt es schnell handeln. Im schlaftrun­kenen Zustand ziehe ich in Windeseile mein Oberteil hoch, docke mein Kind an und hoffe, dass es nicht richtig wach wird. Was im Kopf meines Babys vorgeht, kann ich nur erahnen. Es könnte Hunger sein, ein verstärkte­s Kuschel- und Mamabedürf­nis oder vielleicht will er mich einfach nur ärgern. Manchmal ziehe ich Letzteres ernsthaft in Betracht…

Während er an der Milchbar abhängt, versuche ich weiterzusc­hlafen – mit wechselnde­m Erfolg. Ist die eine Brust leer, heißt es Seitenwech­sel. Das Spielchen machen wir dann gerne im stündliche­n Wechsel bis zum Morgengrau­en. Solche Nächte hinterlass­en Spuren…

Doch manchmal geschehen noch kleine Wunder. Carola heißt sie! Na also, geht ja doch noch.

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Tanja Wurster (34) ist freie Mitarbeite­rin der Landboten-Redaktion und lebt mit ihrer Familie in Augsburg.

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