Augsburger Allgemeine (Land West)
Ja zur heimischen E-Auto-Ladestation
Energiestammtisch Der Fachmann plädiert für die Installation einer eigenen Ladesäule
Mittelneufnach Für viele Elektroautobesitzer macht es Sinn, ihr Fahrzeug zu Hause über Nacht aufzuladen, um damit am nächsten Tag zur Arbeit zu fahren. Der Stopp an einer Ladestation entfällt dann. Allerdings hat diese Vorgehensweise sowohl Vorteile als auch Nachteile. Darauf machte der jüngste Energiestammtisch Mittelneufnach im Gasthof Zum Adler aufmerksam. Der Treff, zu dem auch einige Teilnehmer mit E-Autos wie Renault Zoe, BMW i3 und Tesla angereist waren, stand vor allem im Zeichen der häuslichen Lademöglichkeiten für E-Autos.
Den Auftakt des Vortragsabends machte zunächst Thomas Gansler. Er berichtete über eine Urlaubsreise mit seinem E-Auto an die holländische Nordseeküste. Dabei verdeutlichte er, dass er die Wegstrecke mit den Ladestationen akribisch geplant habe. Der Weg sei das Ziel, stellte er fest. Mit dieser Devise sei er sehr entspannt ans Urlaubsziel gelangt. Zudem habe er beim Anfahren der Ladesäulen das Umfeld mit seinen Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten entdeckt, die er sonst nie registriert hätte. Weiterer positiver Nebeneffekt: Da derzeit viele Ladestationen in Deutschland kostenfrei seien, habe er für die rund 2000 Kilometer lange Fahrtstrecke lediglich 15 Euro „Sprit“berappt, resümierte Gansler.
Thomas Scharpf von der Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu (ifeu) ging anschließend detailliert auf den Energieverbrauch von E-Autos und das Thema „Ladestation in der eigenen Garage“ein. „Ein E-Fahrzeug der Mittelklasse benötigt etwa 180 Wh/km“, betonte er. Das entspreche dem stündlichen Verbrauch von drei Glühbirnen. „So kosten 100 Kilometer für ein E-Auto mit 200 PS nur 4,50 Euro an Stromkosten.“Der Gesamtenergieverbrauch eines E-Autos während einer jährlich konstanten Nutzung von monatlich 2000 Kilometern betrage also 1080 Euro.
Nachdrücklich plädierte Scharpf für die Ladestation in der eigenen Garage. Öffentliche Ladesäulen seien nur dafür gedacht, unterwegs zu laden, falls weite Strecken zurückzulegen seien. „Der Strom ist dort doppelt so teuer“, lautete sein Fazit. Zudem gebe es an den öffentlichen Ladestationen noch kein einheitliches Bezahlsystem. Man benötige deshalb verschiedene Ladekarten der Stromanbieter, monierte er. Natürlich koste auch die eigene Ladestation in der Anschaffung und Installation, pflichtete er bei. Hinzu komme, dass sich einige E-Automobilhersteller diese hauseigene Ladestation teuer bezahlen ließen. Doch hier hatte Scharpf eine Lösung parat: „Die ifeu bietet Kurse zum Bau einer eigenen Ladestation an.“Diese gebe es zum Selbstkostenpreis. Als Qualifikation dazu sei nur der Umgang mit Schraubenzieher, Bohrer und Feile notwendig. Zudem sei sie mobil und könne somit im E-Auto mitgenommen werden.
Die Verwendung der Batterie des E-Autos als Hausbatterie sei dagegen noch nicht umsetzbar, meinte er. Da gebe es noch ein paar gesetzliche und rechtliche Hürden zu nehmen. Positiv nannte er, dass das E-Auto mit der eigenen PV-Anlage geladen werden könne. Doch nachts sei dies nicht möglich. „Eine Batterie dazwischenzuschalten rechnet sich nicht“, bedauerte Scharpf.
Oliver Strahl, Initiator des Energiestammtischs, sah die E-Mobilität nicht nur unter dem Aspekt CO2. Er forderte auf, verstärkt den P-Faktor für Peace (Frieden) in den Fokus zu rücken. „Wie viele Kriege in der Welt wurden in den letzten 20 Jahren um Strom, egal ob aus erneuerbarer Energie, Kohle oder Braunkohle, geführt?“, fragte er. Die Antwort darauf gab er gleich selbst: „Kein einziger.“
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Termin Der nächste Energiestammtisch findet am Donnerstag, 25. Oktober, um 20 Uhr im Gasthof Zum Adler in Mittelneufnach, Kirchweg 2, statt. Er steht unter dem Motto „Erfahrungsaustausch, Information und Anregungen“.