Augsburger Allgemeine (Land West)
Rindermast soll nun doch nicht nach Diedorf
Lindenstraße Neue Entwicklung: Nur die Pferdehaltung und der Laden bleiben. Das sagt der Gemeinderat zu den Verhandlungen
Diedorf Die geplante Rindermast an der Lindenstraße zwischen den Ortsteilen Diedorf und Lettenbach könnte nun doch nicht kommen. Wie Bürgermeister Peter Högg am Dienstag in der Gemeinderatssitzung berichtete, gibt es vonseiten der Investorenfamilie Rittel einen neuen Vorschlag: Bei dem landwirtschaftlichen Vorhaben soll nun die Rindermast wegfallen, stattdessen bleiben die bislang schon geplante Pensionspferdehaltung, die Pferdekoppeln, das Wohnhaus und auch der Hofladen. Die Rindermast, welche die Gemeinde und die Anwohner seit Langem umtreibt, solle nun in einer anderen Gemeinde in der Region verwirklicht werden.
Doch die Gespräche, die in diesen Wochen zwischen den Investoren und Gemeindevertretern sowie dem Planungsbüro Dehm laufen, haben noch eine zweite Komponente: Die Familie habe signalisiert, dass sie sich für den Fall, dass der Pferdestall wie gewünscht kommen kann, nicht mehr auf juristischem Weg gegen die Pläne der Gemeinde stellen wolle, an der Lindenstraße zwischen Lettenbach und Diedorf eine weitere Wohnbebauung zu realisieren.
Zur Erinnerung: Seit Jahren arbeitet die Gemeinde Diedorf an einem Bebauungsplan für die Lindenstraße. Neue Wohnmöglichkeiten sollen sowohl auf Lettenbacher als auch auf Diedorfer Seite vorgesehen werden. Der Eigentümer eines Großteils der Flächen, die Familie Rittel, hat jedoch ganz andere Pläne. Bereits vom Landratsamt genehmigt ist auf Lettenbacher Seite eine Maschinenhalle. Dann sollte der komplette landwirtschaftliche Betrieb hinzukommen. Die genauen Pläne hat der Investor seit Langem beim Landratsamt eingereicht, nach Auskunft dort steht einer Genehmigung nichts im Wege. Im Außenbereich einer Gemeinde sind landwirtschaftliche Vorhaben privilegiert. Nun hat der Gemeinderat eine Veränderungssperre erlassen. Denn Rindermast und alle Wohngebiete lassen sich nicht zusammen umsetzen. Dann hatte Alois Rittel der Gemeinde mitgeteilt, dass seine Flächen auf Diedorfer Seite nicht für eine Wohnbebauung zur Verfügung stünden. Dazu hatte sich der Gemeinderat selbst vorgenommen, die beiden Ortsteile Diedorf und Lettenbach nicht zusammenwachsen zu lassen und an dieser Stelle eine Schneise für Frischluft aus Richtung des Walds zu erhalten.
Darauf wiesen auch in der jetzigen Debatte um den Pferdestall und die anderen Gebäude WfD-Sprecher Daniel Fendt und Gemeinderat Frank Wasser (Bürgerunion) hin. Letzterem wäre es am Liebsten, wenn die Gemeinde die landwirtschaftlichen Flächen rund um den geplanten Pferdestall selbst kaufen könnte – damit das landwirtschaftliche Projekt nicht in Zukunft doch noch größer wird. Ähnlich sieht das auch Zweiter Bürgermeister Helmut Ritsch (WfD). „Ich bin grundsätzlich fürs Reden, aber das haben wir ja schon Jahre lang getan. Jetzt geht es um einen Pferde- statt um einen Bullenstall. Ansonsten bleiben die Gegenargumente gleich, da sehe ich nicht viel Unterschied.“
Eigentlich sollte der Bebauungsplan für die Lindenstraße bereits jetzt in einer modifizierten Variante ausgelegt werden, das hatte der Gemeinderat im Juli beschlossen. Doch nun solle man die Gelegenheit vor einer öffentlichen Auslegung ruhig noch zu weiteren Verhandlungen nutzen, fand Gemeinderätin Maria Prues (SPD). Das hat der Gemeinderat nun auch beschlossen. Aber: „Ich will das alles wasserdicht“, so Maria Prues. Daniel Fendt sagte, durch die neuen Verhandlungen komme man dem ursprünglichen Ziel wieder näher. Ihm geht es um die Erweiterung am Seniorenzentrum. Auch Gemeinderat Thomas Rittel (CSU) sprach sich für weitere Verhandlungen aus. Am besten wäre es, ein Gesamtpaket zu schnüren und jene Flächen, die die Gemeinde für den Hochwasserschutz in Lettenbach benötigt und welche der Familie Rittel gehören, in die Verhandlungen einzubeziehen.
Frank Wasser brachte noch eine weitere Variante ins Spiel: Vielleicht könnte der Pferdestall auch im Unterdorf in der Nähe des Gymnasiums entstehen, dort, wo der ursprüngliche Hof der Familie war.
Am Rande der Diskussion teilte Bürgermeister Peter Högg mit, dass zwischenzeitlich ein Gutachten zum Artenschutz rund um das geplante Baugebiet keine besonderen Vorkommnisse ergeben habe. Auch eine Untersuchung zum Verkehr geht nicht von einer problematischen Zunahme aus. Das Verkehrsaufkommen soll nun aber noch einmal unter der Vorgabe der Pferdehaltung und des Hofladens nachgerechnet werden.