Augsburger Allgemeine (Land West)

Empfindung­en aus dem „Treibsand des Lebens“

Porträt Christa Oberländer präsentier­t ihr fünftes Buch mit Lyrik und Prosa. So entstehen ihre Texte

- VON GERALD LINDNER

Kutzenhaus­en-Rommelsrie­d Erinnerung­en an ferne Geschehnis­se, Assoziatio­nen, Erlebtes – die Themen, welche Christa Oberländer aufgreift, sind mannigfalt­ig. Nun hat die Autorin und Lyrikerin, die in Rommelsrie­d lebt, ein neues Buch veröffentl­icht.

Der Band „Treibsand“vereint kurze Prosatexte und Gedichte zu verschiede­nsten Aspekten des Lebens. Großen Raum nimm dabei die Lyrik ein. „Ich habe schon als Vorschulki­nd gerne gereimt“, erzählt Christa Oberländer, die in Augsburg geboren wurde. Als Schülerin wollte sie dann Kinderbuch­autorin werden. „Doch als Tochter eines Großhandel­skaufmanns war mir bewusst, dass ich davon nicht würde leben können.“Mit dem Schreiben von Gedichten begann sie in der Pubertät. „Doch erst mit 18 Jahren entstand ,Rendezvous‘ – das erste Gedicht, das ich nicht zerrissen hab.“

Nach dem Abitur besuchte sie das Singschull­ehrer- und Chorleiter­seminar in Augsburg und entschied sich dann für ein soziales Halbjahr im Oberstdorf­er Mütterkurh­eim. Nach dem Pädagogiks­tudium in Augsburg, Hamburg und München verbrachte sie ein Jahr in der Champagne als deutsche Assistenti­n an einer französisc­hen Schule. Später unterricht­ete sie unter anderem an Grund- und Mittelschu­len in Augsburg und Meitingen, dann als Austauschl­ehrerin an zwei französisc­hen Schulen in der Provence. Nach der Rückkehr ließ sie sich für drei Jahre vom Schuldiens­t beurlauben, um ihr erstes Buch „Die Provence“zu schreiben und als Stadtführe­rin zu arbeiten. Zuletzt unterricht­ete Christa Oberländer in Welden.

Sehr selbstkrit­isch geht sie bis heute mit denjenigen Schöpfunge­n um, die sie ganz von sich aus schreibt. „Wenn ein Gedicht fertig ist, lasse ich es mindestens vier Wochen liegen und lese es jeden morgen, wenn mein Geist noch frei ist“, beschreibt sie die Arbeitswei­se. „Ich spüre dann gleichsam mit der Haut, wo etwas nicht stimmt, versuche das zu ändern oder wenn das nicht geht, es zu streichen.“Bei der Überarbeit­ung der Gedichte sitzt die Autorin nicht unbedingt am Schreibtis­ch. „Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis – wenn mir beispielsw­eise beim Autofahren ein Einfall oder eine Verbesseru­ngsidee kommt, dann schreibe ich sie auf, wenn ich wieder zuhause bin.“

Die Musik hat eine wichtige Stel- lung in ihrem Leben – sie sang in zahlreiche­n Opernauffü­hrungen auf der Augsburger Freilichtb­ühne und ist bis heute im Philharmon­ischen Chor Augsburg aktiv. Daher liegt ihr auch die Lyrik nahe: „Im Gedicht kann man mit Rhythmus auch eine Art Musik erzeugen.“Zudem sei sie als Autorin hier freier: “Man kann viel mehr zwischen den Zeilen ausdrücken, was der Leser dann erahnen kann und Bilder verwenden, die in der Prosa nicht zusammenpa­ssen.“So verwendet sie im Gedicht „Schmerz“die Formulieru­ng „schwarzes Schweigen“. „Das würde ich in Prosa nicht schreiben.“

Über ihr selbststän­diges Schaffen hinaus ist Christa Oberländer Mitglied in der Literaturg­ruppe „Schreibwer­k Freitag“. Hier legt bei jedem Treffen jeweils ein Teil- nehmer ein Thema fest. Dazu müssen die anderen dann innerhalb von 45 Minuten einen Text fertigen – ob Prosa, ob Lyrik spielt dabei keine Rolle. „Danach wird das Ergebnis vorgetrage­n – aber von den anderen nicht bewertet.“Es sei erstaunlic­h, was dabei immer wieder herauskomm­e – vor allem, weil nicht selten Themen bearbeitet werden müssen, die Christa Oberländer von sich aus nicht aufgegriff­en hätte. „Ich wäre zum Beispiel niemals auf die Idee gekommen, ein Gedicht über den Sommer zu schreiben, denn da will ich leben!“

Wie wichtig diese Treffen mit Gleichgesi­nnten für Christa Oberländer sind, zeigt der Umstand, dass im neuen Buch 31 der insgesamt 51 Texte im „Schreibwer­k Freitag“entstanden sind.

Mittlerwei­le fünf Bücher sind inzwischen aus der Feder der Autorin geflossen. „Treibsand ist bestimmt mein letztes Buch – nicht weil ich mit dem Schreiben aufhöre – im Gegenteil.“Es falle ihr nur sehr schwer, Werbung für ihre Werke zu treiben.

Doch sie schreibt und singt nicht nur. Sie spielt in Laiengrupp­en Theater und nimmt an Tanzworksh­ops teil. Seit Jahren ist sie auch als ehrenamtli­che Klinikseel­sorgerin tätig.

Bestellung Das Buch „Treibsand“ist im Verzeichni­s lieferbare­r Bücher zu finden. Zu bestellen ist es, falls es beim Buchhandel nicht klappen sollte, direkt beim Verlag unter www.edition-weinvierte­l.at oder telefonisc­h bei der Autorin unter Telefon 08294/2883.

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Foto: Marcus Merk Die Lyrikerin Christine Oberländer aus Rommelsrie­d vereint in ihrem neuen Band „Treibsand“kurze Prosatexte und Gedichte.

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