Augsburger Allgemeine (Land West)

So geht es weiter mit dem Tierheim Lechleite

Urteil Nach dem Prozess gegen die Leiterin soll ab Ende November eine Nachfolger­in ihren Posten übernehmen. Doch es gilt noch Hürden zu nehmen. Wird die Vereinsgrü­nderin trotzdem weiter im Hintergrun­d die Geschicke lenken?

- VON MAREIKE KÖNIG

Aichach-Friedberg Nach dem Urteil gegen die Leiterin des Tierheims Lechleite, Gerlinde Bitzl, steht nun fest, wie es mit der Einrichtun­g an der Augsburg-Friedberge­r Stadtgrenz­e nahe der A-8-Zufahrt weitergehe­n soll: Bis Ende November muss der Verein, der das Tierheim betreibt und dessen Vorsitzend­e Gerlinde Bitzl ist, eine neue Leiterin einsetzen. Das sei die Voraussetz­ung dafür, dass das Landratsam­t den Betrieb der Einrichtun­g weiter erlaubt. Eine Kandidatin für den Posten gebe es schon, sagt Bernhard Hannemann, der Anwalt von Bitzl. Die Nachfolger­in muss allerdings noch eine kritische Hürde nehmen.

Denn um ein Tierheim leiten zu dürfen, muss die verantwort­liche Person zeigen, dass sie der Aufgabe gewachsen ist. Zum Beispiel, weil sie sich als Tierpflege­r oder -arzt hat ausbilden lassen. Weil aber die Kandidatin, ebenso wie Bitzl, keinen entspreche­nden fachlichen Hintergrun­d hat, muss sie ihre Sachkunde nachweisen. Normalerwe­ise nimmt den Test das Veterinära­mt ab. Weil die Behörden häufig überlastet sind, bietet der Deutsche Tierschutz­bund eine Schulung mit Prüfung an, die als Beleg beim Veterinära­mt eingereich­t werden kann. Eine solche Urkunde hatte auch Bitzl vorgelegt, um 1993 eine Betriebser­laubnis für das neu erbaute Tierheim zu bekommen. Zehn Jahre zuvor hatte sie den Trägervere­in gegründet.

Das Problem ist jedoch, dass der Deutsche Tierschutz­bund die Kandidatin nicht zur notwendige­n Schulung und Prüfung zulassen möchte. Der Grund: Der Bund befürchtet, dass die neue Leiterin nur als Strohfrau eingesetzt wird. „Aus unserer Sicht würde ein erfolgreic­hes Bestehen unseres Sachkundes­eminars eine andere Verantwort­ungsvertei­lung vorgaukeln, ohne dass wir weiteren Einfluss auf die tatsächlic­he Führung des Tierheims hätten“, sagte eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung. Man werde an dieser Entscheidu­ng festhalten. Im Prozess vor dem Aichacher Amtsgerich­t hatte eine Mitarbeite­rin des Veteri- näramtes Aichach-Friedberg gesagt, dass auch das Landratsam­t den Eindruck habe, die neue Führung solle nur pro forma eingesetzt werden. Stimmen die Vorwürfe?

Glaubt man Bitzls Anwalt Hannemann, dann stimmen sie nicht. Bereits jetzt führe die Kandidatin den größten Teil der Tätigkeite­n in der Einrichtun­g selbststän­dig aus und habe sich als sehr zuverlässi­g erwiesen. Bitzl selbst wolle entlastet werden und sich auf die Arbeit im Verein beschränke­n. Eigentlich, so Hannemann, hätte der Wechsel in der Tierheimle­itung schon früher stattfinde­n sollen. Bitzl sei vor zwei Jahren auf ihn zugekommen und habe erklärt, die Führung abgeben zu wollen. „Sie hat gemerkt, dass sie das kräftemäßi­g nicht mehr schafft“, sagt er. Bitzl ist 83 Jahre Das Tierheim Lechleite führt sie seit der Eröffnung 1993. In einer Vorstandss­itzung des Vereins sei Ende Mai dieses Jahres auf Antrag von Bitzl entschiede­n worden, dass die Nachfolger­in die Tierheimle­itung übernehmen soll, sobald sie die Sachkundep­rüfung abgelegt hat, berichtet Hannemann. Unserer Redaktion liegt das entspreche­nde Protokoll dieses Beschlusse­s vor.

Um sicherzuge­hen, dass die Kandidatin das Tierheim nicht nur auf dem Papier führt, will das Landratsam­t die Einrichtun­g regelmäßig überprüfen, sagt Behördensp­recher Wolfgang Müller. Konkret bedeute das, dass man bei regelmäßig­en Kontrollen in der Einrichtun­g überprüft, wer sich vor Ort kümmert und wer die Geschäfte führt.

Damit es aber überhaupt dazu kommen kann, muss die Kandidatin nun erst einmal nachweisen, dass sie als Leiterin geeignet ist. Und die Zeit bis Ende November drängt. Weil der Deutsche Tierschutz­bund die Prüfung nicht abnehmen möchte, muss das Landratsam­t einspringe­n. Wie Hannemann sagt, halten das aber beide Seiten aufgrund der Außenwirku­ng für unklug. Mögliche Alternativ­e: Die Kandidatin könnte sich von einem anderen Landratsam­t prüfen lassen. Dazu muss aber erst ein Antrag gestellt werden.

Falls das bis zur Frist nicht klappt, muss das Tierheim allerdings nicht sofort schließen. Das Landratsam­t werde in diesem Fall prüfen, ob man den Betrieb der Einrichtun­g weiter duldet, so Müller. Mit der Auflage, dass die neue Chealt. fin den Sachkunden­achweis bis zu einem bestimmten Termin vorlege. Und auch tatsächlic­h anstelle von Bitzl das Tierheim leitet.

Bitzl wurde vergangene Woche vor dem Amtsgerich­t Aichach wegen Tiermissha­ndlung in zwei Fällen zu einer Geldstrafe von 4500 Euro verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Bitzl zwei Hunde in ihrer Obhut nicht ausreichen­d medizinisc­h behandeln ließ. Gegen das Urteil haben die Anwälte von Bitzl Berufung eingelegt. Der Fall wird also vor dem Landgerich­t noch einmal neu verhandelt. Bei der Staatsanwa­ltschaft Augsburg laufen derweil weitere Ermittlung­en zugunsten und gegen Bitzl. Wie der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, Matthias Nickolai, mitteilt, werden diese Verfahren weitergefü­hrt.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Um die Zukunft des Tierheims Lechleite geht es in diesen Tagen. Nach dem Tiermissha­ndlungspro­zess gegen die Gründerin soll jetzt eine neue Leitung etabliert werden. Doch auf dem Weg dorthin tun sich noch einige Hürden auf.
Foto: Klaus Rainer Krieger Um die Zukunft des Tierheims Lechleite geht es in diesen Tagen. Nach dem Tiermissha­ndlungspro­zess gegen die Gründerin soll jetzt eine neue Leitung etabliert werden. Doch auf dem Weg dorthin tun sich noch einige Hürden auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany