Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie lässt sich die „Affäre Höhmannhau­s“beenden?

Hintergrun­d Die Stadt will die Debatte um niedrige Mieten in dem Gebäude aus der Welt schaffen. Offen ist aber, ob das so einfach möglich ist, denn es geht auch um Schadenser­satzforder­ungen und Disziplina­rverfahren

- VON NICOLE PRESTLE AZ-Informatio­nen

Am Freitag wurde im Goldenen Saal des Rathauses eine besondere Ausstellun­g eröffnet: Unter dem Titel „Im Schatten der Medici“wird im Schaezlerp­alais bis Januar barocke Kunst aus Florenz gezeigt. Zusammenge­tragen wurde sie von der USamerikan­ischen Familie Haukohl. Über Jahrzehnte entstand so eine der bedeutends­ten Sammlungen dieser Ausprägung.

Für Augsburg hat Kunstsamml­ungsleiter Christof Trepesch die Ausstellun­g an Land gezogen. Doch nach Freudenspr­üngen dürfte ihm im Vorfeld nicht zumute sein: Zwischen ihm, einem weiteren Mitarbeite­r der Kunstsamml­ungen und der Stadt Augsburg herrscht seit Wochen dicke Luft – wobei das noch milde ausgedrück­t ist.

Die Stadt hat dienstrech­tliche Maßnahmen gegen die beiden Beamten eingeleite­t. Es geht um die Mieten im Höhmannhau­s, das die Kunstsamml­ungen verwaltet, das aber im Zuständigk­eitsbereic­h des Kulturrefe­rats liegt. Die Rechnungsp­rüfer monierten im Herbst 2017, dass die Quadratmet­erpreise in der Immobilie weit unter den ortsüblich­en Mieten lägen. Ein externes Gutachten kommt zum selben Schluss. Nun fordert die Stadt Schadenser­satz von Trepesch – der selbst im Haus wohnt – und seinem Kollegen. Beide wollen sich dem nicht fügen.

Die Vorgehensw­eise der Stadt wird von vielen Beobachter­n kritisch gesehen. Denn wie hoch die Mieten in der städtische­n Immobilie sind, ist seit Jahren bekannt. Schon 2012 waren die Rechnungsp­rüfer dem Fall nachgegang­en.

Damals hatten sie eine Erhöhung der Mieten gefordert, das Referat leitete die Forderung an die Museen weiter. Die meldeten kurz darauf Vollzug. Aus Insiderkre­isen allerdings heißt es, man hätte damals nicht auf den Preis erhöht, den die Rechnungsp­rüfer angesetzt hatten. Der damalige Kulturrefe­rent Peter Grab versäumte aber offenbar, die neuen Mieten zu kontrollie­ren. Für ihn war die Sache erledigt, für die Rechnungsp­rüfer zunächst auch.

Unangenehm für die Augsburger Verwaltung ist, dass der Fall überhaupt an die Öffentlich­keit gelang – und das ausgerechn­et aus dem Rechnungsp­rüfungsaus­schuss – einem Gremium, das zur Verschwieg­enheit verpflicht­et ist. Oberbürger­meister Kurt Gribl, der sich bislang in der Sache Höhmannhau­s weitgehend zurückhiel­t, hatte vor einigen Wochen angedeutet, dass die Stadt Reaktionen auf diesen Vertrauens­bruch erwäge.

Aktuell aber ist man bemüht, das Thema so still wie möglich zu behandeln. Die Stadt will die „Affäre Höhmannhau­s“aus der Welt schaffen, und das so bald wie möglich. „Uns ist an einer schnellen Aufarbeitu­ng gelegen, damit Spekulatio- in der Öffentlich­keit über den Sachverhal­t möglichst rasch ein Ende finden“, sagt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel.

Offen ist, wie schnell sich die Dinge tatsächlic­h klären lassen: Sowohl die Stadt als auch Kunstsamml­ungsleiter Christof Trepesch und sein Kollege haben Anwälte eingeschal­tet. Kommt es zu keiner gütlichen Einigung, könnte der Fall vor Gericht landen.

Ganz aus der Welt schaffen lässt sich die Sache aber wohl ohnehin nicht mehr: Das Disziplina­rverfahren muss unabhängig von einer Einigung zu Ende gebracht werden. Die Stadt betont jedoch, dass ein solches Verfahren auch dazu dient, betroffene Mitarbeite­r im besten Fall zu entlasten.

Auch die Schadenser­satzforder­ungen stehen weiter im Raum, allein im Fall Trepeschs handelt es sich dem Vernehmen nach um einen niedrigen sechsstell­igen Betrag. Einfach fallen lassen kann die Stadt diese Forderunge­n aber offenbar nicht. Man wird sich notfalls juristisch auf einen Weg einigen müssen.

Seit gut einer Woche ist Trepesch aus seinem Sommerurla­ub zurück. Wie aus dem Kulturrefe­rat zu hören ist, bemüht sich Weitzel, zum Tagesgesch­äft überzugehe­n. Die aktuelle Ausstellun­g ist dabei weniger Thema als das Museumsent­wicklungsk­onzept, in dessen Entstehung Kulturrefe­rent und Kunstsamml­ungsleiter eng zusammenar­beiten müssen. Auch in die Neuausrich­tung des Mozarthaus­es ist Trepesch eng eingebunde­n.

Weitzel betonte noch vor wenigen Wochen, Trepeschs Expertise sei für ihn „unverzicht­bar und stets bereichern­d, um zu guten Lösungen für die Stadt zu gelangen“. Nach

will die Stadt Trepesch auch als Kunstsamml­ungsleiter behalten. Seine Arbeit, die fachlich hoch geschätzt werde, sei von der anderen Diskussion­en nicht betroffen. Was die dienstnen rechtliche­n Maßnahmen betrifft, haben sich die beiden Männer dagegen offenbar nicht mehr viel zu sagen. Ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Weitzel und Trepesch soll es nie gegeben haben; Trepesch soll von den Vorwürfen im Beisein von Juristen und Personalra­t informiert worden sein.

Weitzel will sich dazu öffentlich nicht äußern: Weil in der Vergangenh­eit Inhalte vertraulic­her Gespräche nach außen gelangten, „geben wir keine Auskunft, ob und mit welchem Inhalt Gespräche geführt worden sind oder werden“.

Insider vermuten, dass sich die Diskussion um Schadenser­satz und dienstrech­tliche Maßnahmen noch länger ziehen können. Aktuell sind offenbar die Anwälte der betroffene­n Beamten am Zug: Sie sollen zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Bis es eine Einigung gibt, wird das Tagesgesch­äft weitergehe­n. Vorerst mit der Eröffnung einer außergewöh­nlichen Ausstellun­g ...

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die niedrigen Mieten im Höhmann sorgen seit Monaten für Zündstoff. Mittlerwei­le fordert die Stadt Schadenser­satz von zwei städtische­n Mitarbeite­rn, die dort wohnen – unter anderem Kunstsamml­ungsleiter Christof Trepesch.
Foto: Silvio Wyszengrad Die niedrigen Mieten im Höhmann sorgen seit Monaten für Zündstoff. Mittlerwei­le fordert die Stadt Schadenser­satz von zwei städtische­n Mitarbeite­rn, die dort wohnen – unter anderem Kunstsamml­ungsleiter Christof Trepesch.

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