Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei der Stadt stapeln sich die Bauanträge

Personal Der Bauboom sorgt dafür, dass die Verwaltung bis zu einem Dreivierte­ljahr benötigt, um Bescheide zu verschicke­n. Teils fehlen sogar Schreibkrä­fte, um die Briefe zu tippen. Wo die Stadt 2019 personell zulegen will

- VON STEFAN KROG

Die Stadt wird im kommenden Jahr 43 neue Stellen in der Verwaltung schaffen. Kostenpunk­t: 2,6 Millionen Euro pro Jahr. Damit liegt der Stellenzuw­achs in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Insgesamt arbeiten bei der Stadt um die 6700 Beschäftig­te, pro Jahr werden Lohnkosten von rund 285 Millionen Euro fällig.

Die einzelnen Referate wollten ursprüngli­ch doppelt so viele neue Stellen haben, nach einer Prüfung durch das Organisati­onsamt wurde abgespeckt. Allerdings ist durchaus absehbar, dass in naher Zukunft noch weitere Stellen nötig werden können. In einigen Bereichen laufen Organisati­onsuntersu­chungen, wie Arbeitsabl­äufe umgekrempe­lt werden können, doch vollständi­g auffangen lassen sich dadurch gewisse Mehrbelast­ungen nicht. Im Bauordnung­samt etwa stapeln sich aktuell die Bauanträge. 1400 bis 1800 Anträge gehen dort jährlich ein. Bis zum Einsetzen des Baubooms waren drei Monate Bearbeitun­gszeit die Regel, inzwischen sind sechs bis Monate angesagt, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Auch wenn ein Teil der Verzögerun­g daher rührt, dass Bauherren teils unvollstän­dige Anträge einreichen, arbeitet die Behörde am Anschlag. „Es geht dann teils schon ins Lächerlich­e: Wenn über einen Antrag nach sechs Monaten entschiede­n ist, kann es sein, dass das alles noch drei Wochen liegen bleibt, weil es keine Schreibkrä­fte gibt, die den Bescheid tippen können“, so Merkle. Mitunter sei Personal aufgrund des massiven Arbeitsanf­alls der vergangene­n Jahre erkrankt. Der Einsatz einer Diktiersof­tware sei bei förmlichen Bescheiden nicht ohne Weiteres machbar. Absehbar ist, dass neues Personal nötig wird – und zwar nicht nur dort. Weil bei Bauvorhabe­n auch andere Behörden wie die Feuerwehr oder das Grünamt Stellungna­hmen abgeben, auf die das Bauordnung­samt warten muss, verzögern sich Abläufe noch weiter.

Die beschlosse­nen Stellen, die vom zuständige­n Personalau­sschuss des Stadtrats einstimmig verabschie­det wurden, verteilen sich auf alle Bereiche der Stadtverwa­ltung und reichen vom Kraftfahre­r im Botendiens­t bis hin zu IT-Spezialist­en. Um die Fahrradsta­dt 2020 voranzutre­iben, bekommt das Tiefbauamt zwei neue Mitarbeite­r und der Abfallwirt­schaftsbet­rieb drei Stellen, um die Wertachufe­r zwischen Ackermann-Brücke und B17 von Ausflügler-Müll zu reinigen. Im Jugendamt werden – wohl auch in Folge der Antragspan­ne für die KitaZuschü­sse – neue Stellen im Controllin­g und zur Entlastung der neuen Amtsleitun­g geschaffen.

Diskussion­en im Ausschuss gab es nur über einige neue Stellen: Das Tiefbauamt bekommt etwa einen neuen Sachbearbe­iter, der für das Thema „Großverans­taltungen“im Zusammenha­ng mit Sicherheit­sauflagen zuständig sein wird. Hintergrun­d: Vor fünf Jahren gab es 251 Veranstalt­ungen auf öffentlich­em Grund, in diesem Jahr wird mit etwa 320 Veranstalt­ungen (von den Sommernäch­ten über den Stadtlauf bis zum Stadtteilf­est) gerechnet. Gleichzeit­ig habe das Innenminis­terium die Sicherheit­sempfehlun­gen verschärft. Stadtrat Oliver Nowak (Polit-WG) regte an, dass zuminneun dest die Stadt dann künftig weniger eigene Großverans­taltungen ausrichten solle. Bei den Sommernäch­ten, die von der städtische­n Tochter Augsburg Marketing veranstalt­et werden, tue es etwa ein Zwei-Jahres-Rhythmus. Dass man dafür nun auch noch mehr Personal benötige, könne nicht sein. Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber (CSU) konterte, dass der Großteil der Veranstalt­ungen gar nicht städtisch sei. „Der Antragstel­ler hat Anspruch auf eine Genehmigun­g, wenn die Veranstalt­ung genehmigun­gsfähig ist“, so Weber. Die Stadt könne eine solche Prüfung nicht mit dem Argument von Personalkn­appheit liegen lassen. Über die Nutzung von Plätzen – zuletzt Gegenstand der Berichters­tattung in unserer Zeitung – soll demnächst nochmal im Ordnungsau­sschuss gesprochen werden.

Weber sagte, die Personaler­höhungen liefen mit „Maß und Ziel“. In den vergangene­n Jahren erhöhte die Stadt die Zahl der Beschäftig­ten stetig, nachdem in Zeiten der Finanzkris­e vor zehn Jahren eisern gespart wurde. „In den vergangene­n Jahren haben wir Rücksicht auf die Belange der wachsenden Stadt genommen“, so Weber. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass Personalko­sten dauerhaft sind. Momentan laufe es auf der Einnahmens­eite ganz gut für die Stadt. „Aber es wird irgendwann auch die Situation kommen, wo die Gewerbeste­uer nicht mehr in dem Ausmaß kommt“, so Weber.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? In Augsburg herrscht seit Jahren rege Bautätigke­it. Die Bauherren müssen jedoch lange warten, bis sie die Baugenehmi­gungen bekommen. Denn im Bauordnung­samt stapeln sich die Anträge.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad In Augsburg herrscht seit Jahren rege Bautätigke­it. Die Bauherren müssen jedoch lange warten, bis sie die Baugenehmi­gungen bekommen. Denn im Bauordnung­samt stapeln sich die Anträge.

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