Augsburger Allgemeine (Land West)
Gratis-Nahverkehrsabo statt Führerschein für Senioren
Mobilität Das Angebot gilt fürs erste Jahr nach Ablieferung der Fahrerlaubnis und beinhaltet ein 9-Uhr-Abo. Die Kosten für Stadt und Stadtwerke liegen bei 72 000 Euro pro Jahr. Nutzer müssen aber eines beachten
Stadt und Stadtwerke wollen Senioren, die sich mit dem Auto nicht mehr so sicher fühlen, den Umstieg auf den Nahverkehr schmackhaft machen: In Zukunft sollen Augsburger, die mindestens 65 Jahre alt sind, für ein Jahr ein 9-Uhr-Abo im Innenraum (Zonen 10 und 20; Wert 360 Euro) geschenkt bekommen, wenn sie den Führerschein freiwillig und endgültig abgeben. Geplant ist die Einführung im kommenden Jahr.
Stadt und Stadtwerke werden sich die voraussichtlichen Kosten von 72 000 Euro pro Jahr teilen. Die städtische Fahrerlaubnisbehörde geht davon aus, dass mit dem Angebot eine Hemmschwelle für die Führerscheinabgabe bei Senioren, die sich schon länger mit dem Gedanken tragen, gesenkt wird. Es werde immer wieder deutlich, dass viele Betroffene „Angst vor Mobilitätsverlust“haben, so die Behörde. Nach einem entsprechenden Angebot werde sowohl von Senioren als auch von Angehörigen, die sich Sorgen um die Sicherheit der Betroffenen und der Allgemeinheit machen, nachgefragt.
Die Idee geht zurück auf einen Antrag von Pro Augsburg. „Uns geht es darum, älteren Menschen, die sich beim Autofahren nicht mehr sicher und wohl fühlen, den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern“, erklärt Initiator und Stadtrat Thomas Lis. Wie viele Augsburger Senioren das Angebot annehmen werden, ist unklar. Anhand der Erfahrungen anderer Kommunen rechne man pro Jahr mit 150 bis 200 Fällen, so Wirtschaftsreferentin Eva Weber (CSU). Sie wird das Projekt kommende Woche im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates zur Abstimmung stellen. Voraussichtlich wird es nur im Oktober und November möglich sein, einen Umtausch zu beantragen. Das ist eine Empfehlung der Stadtwerke. So erhöhe sich die Bereitschaft der Betroffenen, tatsächlich Nägel mit Köpfen zu machen und das Vorhaben nicht aufzuschieben. Wer das Angebot annimmt, muss übrigens fristgerecht kündigen, wenn er das Abo nicht dauerhaft haben möchte – ansonsten verlängert es sich wie bei allen anderen Abos automatisch.
Das neue Angebot wird nur für Bürger aus Augsburg gelten. Im Umland sei keine derartige Aktion geplant, hieß es vor einigen Wochen auf Anfrage beim Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund. Ähnliche Angebote wie das nun in Augsburg geplante gibt es bereits in Ingolstadt oder in den Landkreisen Günzburg und Unterallgäu.
Bisher sind es eher wenig Bürger, die den Führerschein freiwillig abgeben. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 40 Führerscheine von Inhabern über 65 Jahre von der Stadt eingezogen, die wenigsten davon ohne vorheriges Verfahren. In der Regel werden Führerscheine wegen Fahrauffälligkeiten oder (teils altersbedingten) Erkrankungen einzogen. Die Zahl der bei Senioren eingezogenen Führerscheine ist in Augsburg seit Jahren in der Tendenz etwas steigend.