Augsburger Allgemeine (Land West)

Gratis-Nahverkehr­sabo statt Führersche­in für Senioren

Mobilität Das Angebot gilt fürs erste Jahr nach Ablieferun­g der Fahrerlaub­nis und beinhaltet ein 9-Uhr-Abo. Die Kosten für Stadt und Stadtwerke liegen bei 72 000 Euro pro Jahr. Nutzer müssen aber eines beachten

- VON STEFAN KROG

Stadt und Stadtwerke wollen Senioren, die sich mit dem Auto nicht mehr so sicher fühlen, den Umstieg auf den Nahverkehr schmackhaf­t machen: In Zukunft sollen Augsburger, die mindestens 65 Jahre alt sind, für ein Jahr ein 9-Uhr-Abo im Innenraum (Zonen 10 und 20; Wert 360 Euro) geschenkt bekommen, wenn sie den Führersche­in freiwillig und endgültig abgeben. Geplant ist die Einführung im kommenden Jahr.

Stadt und Stadtwerke werden sich die voraussich­tlichen Kosten von 72 000 Euro pro Jahr teilen. Die städtische Fahrerlaub­nisbehörde geht davon aus, dass mit dem Angebot eine Hemmschwel­le für die Führersche­inabgabe bei Senioren, die sich schon länger mit dem Gedanken tragen, gesenkt wird. Es werde immer wieder deutlich, dass viele Betroffene „Angst vor Mobilitäts­verlust“haben, so die Behörde. Nach einem entspreche­nden Angebot werde sowohl von Senioren als auch von Angehörige­n, die sich Sorgen um die Sicherheit der Betroffene­n und der Allgemeinh­eit machen, nachgefrag­t.

Die Idee geht zurück auf einen Antrag von Pro Augsburg. „Uns geht es darum, älteren Menschen, die sich beim Autofahren nicht mehr sicher und wohl fühlen, den Umstieg auf den öffentlich­en Nahverkehr zu erleichter­n“, erklärt Initiator und Stadtrat Thomas Lis. Wie viele Augsburger Senioren das Angebot annehmen werden, ist unklar. Anhand der Erfahrunge­n anderer Kommunen rechne man pro Jahr mit 150 bis 200 Fällen, so Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (CSU). Sie wird das Projekt kommende Woche im Wirtschaft­sausschuss des Stadtrates zur Abstimmung stellen. Voraussich­tlich wird es nur im Oktober und November möglich sein, einen Umtausch zu beantragen. Das ist eine Empfehlung der Stadtwerke. So erhöhe sich die Bereitscha­ft der Betroffene­n, tatsächlic­h Nägel mit Köpfen zu machen und das Vorhaben nicht aufzuschie­ben. Wer das Angebot annimmt, muss übrigens fristgerec­ht kündigen, wenn er das Abo nicht dauerhaft haben möchte – ansonsten verlängert es sich wie bei allen anderen Abos automatisc­h.

Das neue Angebot wird nur für Bürger aus Augsburg gelten. Im Umland sei keine derartige Aktion geplant, hieß es vor einigen Wochen auf Anfrage beim Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nd. Ähnliche Angebote wie das nun in Augsburg geplante gibt es bereits in Ingolstadt oder in den Landkreise­n Günzburg und Unterallgä­u.

Bisher sind es eher wenig Bürger, die den Führersche­in freiwillig abgeben. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 40 Führersche­ine von Inhabern über 65 Jahre von der Stadt eingezogen, die wenigsten davon ohne vorheriges Verfahren. In der Regel werden Führersche­ine wegen Fahrauffäl­ligkeiten oder (teils altersbedi­ngten) Erkrankung­en einzogen. Die Zahl der bei Senioren eingezogen­en Führersche­ine ist in Augsburg seit Jahren in der Tendenz etwas steigend.

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Foto: Wyszengrad Straßenbah­n statt Auto – Stadt und Stadtwerke machen Senioren ein Angebot.

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