Augsburger Allgemeine (Land West)
Gefahr für die Bürger durch Betriebserweiterung?
Gemeinderat Die Gablinger Firma Silbermann will eine Ammoniakanlage vergrößern. Das Projekt wirft aber Fragen auf, obwohl der Sicherheitsabstand zur Wohnbebauung eingehalten wird
Gablingen Besteht durch einen Antrag der Firma Staub & Co. – Silbermann GmbH Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Bürger? Der ungewohnte Besucherandrang bei der jüngsten Sitzung des Gablinger Gemeinderates bewies das große Interesse der Bürger an dieser Frage. Mit einem Flugblatt hatten die Bürgervereine Gablingen Siedlung und Stettenhofen auf ihre Bedenken aufmerksam gemacht und offenbar einen Nerv bei ihren Mitbürgern getroffen. Bei Ammoniak handle es sich um ein giftiges Gas, bei dem bereits geringe Mengen zu einer lebensbedrohlichen Vergiftung führen könnten, wurde gewarnt.
Betriebsleiter Matthias Scherr stellte dem Gemeinderat die Pläne des Chemieunternehmens vor. Die Anlage zur Abfüllung und Lagerung von Ammoniak soll vergrößert werden. Bisher hatte das Unternehmen die Genehmigung, 29,9 Tonnen der Chemikalie zu lagern, künftig sollen es 99 Tonnen sein. Bei der Lagermenge für Ammoniakwasser soll es keine Änderung geben. Davon dürfen 45 Tonnen vorgehalten werden.
Der Antrag, der bereits im Landratsamt eingereicht wurde, umfasst auch die Errichtung eines weiteren Fassabfüllplatzes und die Änderung der Anlagen- und Sicherheitstechnik. Im Landratsamt wird nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz geprüft, ob die Erweiterung den rechtlichen Vorgaben entspricht. Die Gemeinde wird als Träger öffentlicher Belange im Verfahren gehört werden. Bei der öffentlichen können alle Bürger Einwendungen geltend machen.
„Wir wollen die Bürger mitnehmen“, versprach Matthias Scherr Offenheit im Umgang mit den Fakten. Die Geschäftsentwicklung erfordere die Erhöhung der Lagermenge. Dies sei auch eine weitere Investition in die Sicherung des Standorts mit über 100 Mitarbeitern. Dazu gehöre auch die anstehende Erweiterung der Gleisanlage, die Erweiterung der Anlage für Glycolmischungen und des Lagers für frostempfindliche Flüssigkeiten.
Ammoniak aus Gablingen wird an die metallverarbeitende Industrie und überall hin geliefert, wo Kühlung wichtig ist. Als Kältemittel nutzen es Brauereien, auch Eisstadien, die bis zu zehn Tonnen im Kühlkreislauf benötigen.
Bei der Erweiterung werde der vorgeschriebene Sicherheitsabstand zu Wohngebieten und schutzwürdigen Objekten problemlos eingehalten, erläuterte der Betriebsleiter. Rund um das Chemikalienlager seien es 80 Meter und 180 Meter rund um die Rohrleitungen der Abfüllanlage. Ein Großteil der Abstandsflächen liege auf dem eigenen BetriebsAuslegung gelände. Bei einem angenommenen Störfall sammelt sich Ammoniak als Flüssigkeit auf dem Boden und würde dort mit einem Schaumteppich gebunden, erklärte Scherr auf die Fragen der Gemeinderäte nach der Sicherheit für die Bevölkerung.
„Ist die Feuerwehr dafür gerüstet?“, wollte Walter Wörle (SPD/ BU) wissen. Eine entsprechende Einweisung sei geplant, und es stehe zusätzlich ein eigener Betriebsfeuerwehr-Trupp zur Verfügung, der, mit Atemschutz ausgerüstet, sofort eingreifen könne, so Scherr. Die Zündtemperatur liegt bei rund 630 Grad, beantwortete der Unternehmensvertreter Albert Edings (SPD/ BU) Frage nach der Brennbarkeit des Stoffs.
Der Eilantrag eines Bürgers, der eine Bürgerversammlung zum Thema gefordert hatte, wurde nicht behandelt. Bürgermeister Karl Hörmann kündigte an, kommunalrechtlich prüfen zu lassen, ob der Antrag relevant ist. Eine Veranstaltung zur Bürgerinformation regte Johannes Smola (Lützelburger Liste) an. Dafür stehe man grundsätzlich zur Verfügung, signalisierte Betriebsleiter Mattias Scherr.