Augsburger Allgemeine (Land West)

Wählen arn Meenschen wirklicher Afe?

Analyse Was das Einkommen der Büit ihrem Wahlverhal­ten zu tun hat. Wir haben alle 46 Städte und Gen im Augsburger Land verglichen

- VON MARIA HEINRICH

„Die Politik vermittelt nicht den Eindruck, dass sie an der Situation der weniger Wohlhabend­en etwas ändert.“

Prof. Alexander Kritikos

Landkreis Augsburg Bayern hat gewählt, und das Ergebnis wird oft mit dem Streit der Politiker in Berlin begründet. Aber es gibt noch andere Faktoren, die bei der Wahl eine Rolle spielen: objektive Daten wie Alter, geografisc­he Lage oder Vermögen. Besonders der letzte Aspekt hat uns interessie­rt. Denn auch im reichen Landkreis Augsburg, in dem nahezu Vollbeschä­ftigung herrscht, gibt es gewaltige Unterschie­de.

Die aktuelle Sozialraum­analyse zeigt, wie unterschie­dlich die Menschen im Landkreis verdienen. In Aystetten beispielsw­eise haben nur 1,5 Prozent aller Haushalte ein mittleres monatliche­s Nettoeinko­mmen von weniger als 1500 Euro. In Langerring­en sind es mehr als ein Viertel aller Haushalte. Genauso unterschei­den sich die Nachbarstä­dte Gersthofen und Neusäß mit 22,1 und 8,8 Prozent (siehe Grafik rechts).

1500 Euro sind für einen Haushalt mit ein oder zwei Personen nicht unbedingt wenig. Für die finanziell­e Situation entscheide­nd ist aber, ob sie zur Miete wohnen oder Eigentum besitzen. Zumal im Landkreis die Anzahl der Betroffene­n, die einen Minijob haben oder in Teilzeit- oder Leiharbeit­sverhältni­ssen eingestell­t sind, von Jahr zu Jahr steigt. Allein im Augsburger Land sind das mehr als 30 000 Menschen – ein Rekordwert. Gleichzeit­ig steigen Mieten und Lebenshalt­ungskosten stetig, das setzt Menschen immer weiter unter Druck.

Diese Beobachtun­gen haben wir mit den Wahlergebn­issen der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) verglichen. Gemeinsam mit Alexander Kritikos, Forschungs­direktor am Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) in Berlin, wurde analysiert, ob zwischen den Faktoren Einkommen und Wahlverhal­ten ein Zusammenha­ng besteht. Kritikos sagt: „Wie bereits nach der Bundestags­wahl die Menschen im dienen, ist die A kommen hoch si eher schwach.“scheint sich au Augsburg zu bes In Aystetten h Zweitstimm­en 8 ringen sind es 12 Nachbarstä­dten Prozent und Ne ist die populistis lich stark. In Sta zent der Haush Euro haben, hol In Königsbrun­n zent – liegt die (siehe Grafik li Der Durchschni Augsburg-Land zent, im Stimm Dillingen bei 11

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Lösungen an und richtet sich damit genau an die Menschen, die nicht an den Wohlstands­steigerung­en teilnehmen und frustriert sind.“

Auf dem Land wird diese Frustratio­n noch größer. Denn dort fühlen sich die Menschen von der Politik im Stich gelassen, wenn Schulen und Krankenhäu­ser geschlosse­n werden. „Auch dort wenden sich deshalb mehr Menschen der AfD zu.“Das fand Alexander Kritikos nach der Bundestags­wahl heraus. Vieles spricht dafür, dass sich dieses Wahlverhal­ten auch in den bayerische­n Landtagswa­hlen bestätigt hat. Zum Beispiel ist die AfD in den relativ weitgesied­elten Holzwinkel­gemeinden Emersacker, Welden und Heretsried – mit Ausnahme von Bonstetten – stark.

Dass immer mehr Menschen mit geringem Einkommen für die AfD stimmen, hält Armutsfors­cher Christoph Butterwegg­e aus Köln für bedenklich. „Ebenso problemati­sch ist, dass prekäre Lebensverh­ältnisse häufig sogar zur Wahlabstin­enz führen.“Laut Butterwegg­e kann das sogar die Demokratie gefährden: „Deren Sinn ist, dass alle Bevölkerun­gsschichte­n im politische­n Geschehen repräsenti­ert sind.“Wenn aber ein Teil der Bürger, zum Beispiel Arme und Alleinerzi­ehende, kaum vertreten sind, ist das politische System infrage gestellt. „Man kann es so sagen: Prekäre Lebensverh­ältnisse schaden der Demokratie. Denn wenn nicht alle wählen, die entscheidu­ngsbefugt sind, dann ist es nicht mehr gerecht, wie sich Deutschlan­d entwickelt.“

Doch Butterwegg­e fragt sich: Wie sollen sich Arme oder Alleinerzi­ehende in den Entscheidu­ngsprozess einbringen? „Solche Menschen plagen schließlic­h ganz andere Sorgen. Die arrivierte­n Politiker in Berlin oder München wissen doch gar nicht, wie es ist, wenig Geld zu haben. Sie sind weit entfernt von der direkten Lebenswirk­lichkeit der Armen.“

„Die Politiker in Berlin oder München wissen doch gar nicht, wie es ist, wenig Geld zu haben.“

Prof. Christoph Butterwegg­e

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