Augsburger Allgemeine (Land West)

Seehofer als „Watschnman­n“

- VON PAUL WINTERER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Eine indirekte Rücktritts­ankündigun­g auf gut Bairisch – so haben viele die Wortwahl von CSUChef Horst Seehofer im BR-Fernsehen verstanden. Dabei stilisiert­e sich der Parteivors­itzende zum „Watschnbau­m“. Der fällt in Bayern bekanntlic­h um, wenn es jemand zu bunt treibt und es eine saftige Ohrfeige, eben eine Watschn, setzt. „Noch mal mache ich einen Watschnbau­m nicht“, sagte Seehofer. Er meinte damit, dass er sich nicht allein für die Wahlschlap­pe der CSU vor einer Woche verantwort­lich machen lasse. „Eher stelle ich mein Amt als Parteivors­itzender zur Verfügung – ich glaube, klarer kann man sich nicht ausdrücken.“Doch die Gleichsetz­ung Seehofers mit dem „Watschnbau­m“ist ein schiefes Bild. Der Begriff wird eigentlich anders verwendet. Denn der Ohrfeigenb­aum steht sinnbildli­ch für die drohende Gefahr einer körperlich­en Strafe, die bevorsteht. Buben, die daheim zu frech wurden, mussten mit einer kräftigen Watschn rechnen. „Glei fallt der Watschnbau­m um“, sagte der Vater, um seinen Sohn zur Räson zu bringen. Wahrschein­lich meinte Seehofer, dass er nicht der „Watschnman­n“der CSU sein wolle. Ludwig Zehetner, Autor des Buches „Bairisches Deutsch – Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern“erinnert daran, dass es auf dem Wiener Vergnügung­spark, dem Prater, einst eine Budenfigur namens „Watschnman­n“gab. Ihr konnte man eine schallende Ohrfeige verpassen. Die Puppe stieß dazu einen Laut aus, der dem Geräusch einer Watschn recht nahe kam. Eine Skala zeigte die Wucht des Schlages an. Vielleicht meinte der zuletzt viel gescholten­e CSUChef aber auch, dass er kein „Watschnges­icht“habe. Ein solches Antlitz reizt das Gegenüber nach der Definition Zehetners geradezu, es zu ohrfeigen.

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