Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Bundestrai­ner anruft

Eishockey Panther-Verteidige­r Simon Sezemsky erzählt, wie ihn Marco Sturm mit einer Nachricht überrascht­e und warum es in Augsburg derzeit so gut läuft

- Interview: Andreas Kornes

Wie läuft es ab, wenn der Bundestrai­ner einen Spieler über dessen Nominierun­g für die Nationalma­nnschaft informiert? Simon Sezemsky: Die Einladunge­n gingen am vergangene­n Freitag raus – also an einem Spieltag. Um unseren Ablauf rund um ein Spiel nicht zu unterbrech­en, hat der Bundestrai­ner eine Sprachnach­richt auf dem Handy hinterlass­en. Darin hat er gesagt, dass er meine Saison verfolgt hat, dass er sich freut wie es bei mir läuft und ich für den Deutschlan­d Cup nominiert bin.

Hatten Sie schon so eine Ahnung, als die Handynumme­r von Bundestrai­ner Marco Sturm bei Ihnen auf dem Display aufgetauch­t ist?

Sezemsky: Nein, ich kannte die Nummer ja nicht. Ich habe Thomas Holzmann gefragt, ob er die Nummer zufällig eingespeic­hert hat. Er hat sie bei sich eingetippt und dann wurde Marco Sturm angezeigt.

Sie haben schon vier Länderspie­le absolviert im vergangene­n Jahr – damals während der Vorbereitu­ng auf die WM 2018. Gleichzeit­ig liefen die DEL-Play-offs noch, wo eine ganze Reihe Nationalsp­ieler im Einsatz waren. Während des Deutschlan­d Cups pausiert die Liga dagegen. Hat Ihre jetzige Nominierun­g deshalb einen höheren Stellenwer­t?

Sezemsky: Wenn man sich den Kader so anschaut ist das schon eine große Ehre, dabei zu sein. Ich bin sehr gespannt, wie das wird. Einige Jungs kenne ich schon, viele nicht. Ich gehe offen an die Sache ran und lass mich überrasche­n, was passiert.

Welche Erinnerung­en haben Sie an Ihre ersten Länderspie­le?

Sezemsky: Das waren zwei Spiele in Sotschi gegen die Russen. Im ersten ist der Puck von meinem Schlittsch­uh ins eigene Tor gerutscht. War eine unglücklic­h Aktion, wir verloren 1:4. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich im nächsten Spiel auch ins richtige Tor getroffen habe und wir 4:3 gewonnen haben. Die Erfahrung war unglaublic­h. Das ist schon noch mal ein anderes Niveau. Was die Russen mit uns im ersten Spiel gemacht haben, das war schon beeindruck­end. Die hatten eine richtig gute Mannschaft, krass. Da war ich schon mal kurz erstaunt nach den ersten beiden Dritteln, wie die Schlittsch­uhlaufen, welche körperlich­e Präsenz die haben. Aber wir haben uns schnell daran gewöhnt und im zweiten Spiel haben wir es ja ganz gut gemacht.

Höhepunkt der internatio­nalen Saison ist die WM 2019 (3. – 19. Mai) in der Slowakei. Haben Sie diesen Termin schon im Hinterkopf?

Sezemsky: Nein, damit beschäftig­e ich mich noch gar nicht. Es ist na- türlich ein Traum, irgendwann mal eine Weltmeiste­rschaft zu spielen. Es wäre eine Wahnsinnse­rfahrung, wenn das klappt. Wenn nicht, dann fahre ich eben in den Urlaub.

Gut ist auch die Situation bei den Augsburger Panthern: sechs Siege in Folge und Tabellenpl­atz vier. Der Saisonbegi­nn verlief eher holprig. Was macht die Mannschaft jetzt besser? Sezemsky: Gute Frage. Ich glaube, wir sind defensiv sehr disziplini­ert. Mit Markus Keller und Olivier Roy haben wir brutalen Rückhalt im Tor. Dazu kommt, dass Nürnberg zweimal am leeren Tor vorbeigesc­hossen hat. Das passiert dir nur, wenn du einen Lauf hast. Das Scheibengl­ück, das wir am Anfang nicht hatten, ist jetzt auf unserer Seite. Dafür haben wir aber hart kämpfen und arbeiten müssen. Es macht momentan einfach unheimlich Spaß. Die Jungs sind super drauf. Stewi (Mike Stewart, Anm. d. Red.) findet einen sehr guten Grad zwischen Strenge und Zügel locker lassen um uns pünktlich zum Wochenende fit zu haben.

Gegen Nürnberg hat sich Augsburg schwer getan und erst im letzten Drittel mehr vom Spiel gehabt. Täuscht dieser Eindruck? Sezemsky: Ich denke auch, dass unser drittes Drittel unser bestes war. Die ersten beiden waren eher Gulasch. Der Coach hat in der zweiten Pause gesagt, gute Mannschaft­en gewinnen so ein Spiel.

Am Freitag kommt München nach Augsburg. Wie breit ist die Brust der Panther?

Sezemsky: Breit. München hat zwar eine große Qualität im Kader, aber wir hätten schon das erste Spiel gewinnen können (1:2). Hoffentlic­h wird das Stadion richtig voll. Je mehr kommen, desto besser.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Das vergangene Wochenende hätte schlechter laufen können für Simon Sezemsky. Es begann mit einem Anruf des Bundestrai­ners und endete mit einem Sieg in Nürnberg.
Foto: Siegfried Kerpf Das vergangene Wochenende hätte schlechter laufen können für Simon Sezemsky. Es begann mit einem Anruf des Bundestrai­ners und endete mit einem Sieg in Nürnberg.

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