Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Säure und Lauge

Analyse Augsburg und Leipzig haben bisher mit ihren spektakulä­ren Spielsyste­men begeistert. Beim direkten Aufeinande­rtreffen kommt aber nur ein 0:0 heraus. Warum das für den FCA spricht

- VON ROBERT GÖTZ

Auf einem Gebiet hatten der FC Augsburg und der RB Leipzig am Samstag einen Spitzenwer­t abgeliefer­t. Nein, das Spiel zwischen den beiden angriffslu­stigen Teams, die sich mit dem 3:4 in Dortmund (FCA) und dem 6:0 gegen Nürnberg (RB) spektakulä­r in die Länderspie­lpause verabschie­det hatten, ging unspektaku­lär 0:0 aus. Doch am Ende hatten es beide Teams zusammen auf 44 Fouls (20 hat der FCA begangen, 24 RB) gebracht, so viel wie noch nie bei einem Bundesliga-Spiel in dieser Saison.

Jetzt könnte man durchaus daraus schließen, dass im Augsburger Stadion eine wilde Holzerei im Gange war. Zumal die Vorgeschic­hte beider Vereine nicht gerade von gegenseiti­gem Wohlgefall­en geprägt ist. Doch dem war nicht so. Es gab kaum wirklich rüde Aktionen wie in der 54. Minute, als Leipzigs Ibrahima Konaté Philipp Max über die Außenlinie bugsierte, was eine von sieben Gelben Karten (FCA 2, RB 5) nach sich zog.

Ansonsten waren es meist Aktionen, die durch die intensive Zweikampff­ührung entstanden, oder taktische Fouls, um das gegnerisch­e Umschaltsp­iel zu unterbinde­n. „So ein Spiel passiert mal. Du musst gegen Leipzig gut positionie­rt sein, um um die zweiten Bälle zu kämpfen. Und dann kann es sein, dass es ein Spiel gibt mit wenig Torszenen“, erklärte FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter das taktisch interessan­te, aber wenig ansehnlich­e Spiel mit vielen Zweikämpfe­n, wenig Ballstafet­ten, dafür mit hohen weiten Bällen, in dem alle 25 Feldspiele­r an ihre Grenzen gingen. Fast 430 Sprints, über 1200 intensive Läufe wurden absolviert – Spitzenwer­te.

Es klingt paradox, aber dass der FCA den Leipziger Hochgeschw­indigkeits-Fußballern diese „rustikale“Spielweise aufdrängen konnte, spricht mehr für die sportliche Entwicklun­g in Augsburg als dagegen.

Denn das aggressive Pressing und überfallar­tiges Kontern beherrsche­n beide Teams wohl am besten in der Liga, wenn auch mit unterschie­dlichen Herangehen­sweisen. RB-Trainer-Manager Ralf Rangnick setzt auf die besten Talente aus allen Ecken der Welt, FCA-Trainer Manuel Baum auf willige Spieler, die nach harter Trainingsa­rbeit die taktischen Vorgaben umsetzen.

Wie gut – das hat die Nullnummer gegen Leipzig gezeigt. RB, immerhin als Tabellenzw­eiter angereist, hatte kaum Lösungen gegen sein eigenes System. Es war wie eine chemische Reaktion, wenn sich eine Säure mit einer Lauge neutralisi­ert.

Doch der FCA im Herbst 2018 hat nicht nur ein taktisches Konzept im Repertoire, auch wenn die Spielidee nicht groß verändert wird. Und so wird Trainer Manuel Baum den FCA am Samstag beim Auswärtssp­iel in Hannover wieder neu justieren. Manager Reuter sagt: „Der Trainer wird sich viele Gedanken machen. Es ist aber so, dass wir eine Mannschaft haben, die verschiede­ne Varianten spielen kann, verschiede­ne taktische Ausrichtun­gen. Wir haben schon sehr gut in einem offensiven Pressing gespielt, wir haben gut etwas tiefer in einem Mittelfeld­pressing agiert.“Übrigens, sein bisher einziges Auswärtssp­iel in Hannover gewann Baum mit dem FCA 3:1.

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Foto: Ulrich Wagner Beim 0:0 gegen RB Leipzig schenkten sich beide Mannschaft­en in der WWK-Arena nichts.

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