Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Klänge sichtbar machen

Festival Wenn am Donnerstag das Lab30 beginnt, steht ein japanische­r Künstler im Mittelpunk­t. Tadashi Yonago arbeitet mit Schwingung­en und Tönen

- VON RICHARD MAYR

Japanische Zurückhalt­ung: Hier müsste sein Auftreten schüchtern genannt werden, aber ganz sicher würde dieses Wort nicht den Kern treffen. Gerade hält sich der Multimedia-Künstler Tadashi Yonago in Augsburg auf. Der zurückhalt­ende 38-Jährige kommt aus Augsburgs Partnersta­dt Amagasaki. Die Städte arrangiert­en in diesem Jahr erstmals ein Austauschp­rogramm für Medienküns­tler. Nachdem die Augsburger Fotografin Sarah Hendrysiak sich Mitte Mai mit der Reise nach Japan einen Lebenstrau­m erfüllen konnte, kommt Yonago nun passend zum Lab30-Festival nach Augsburg. Beim Lab30 ist er innerhalb der Medienkuns­t-Ausstellun­g mit einer Arbeit zu sehen, außerdem wird Yonago mit einer Improvisat­ion auf einem selbst gebauten Instrument das Medienkuns­t-Festival eröffnen.

Das Instrument hat er samt einer Dolmetsche­rin zum Gespräch mitgebrach­t. Eine Eigenentwi­cklung, wie er sagt. Zum Vorschein kommen ein Lautsprech­er, an den Yonago einen lichtempfi­ndlichen Sensor angebracht hat, und eine Taschenlam­pe,

Ein Sensor wandelt Lichtimpul­se in Töne um

die Yonago mit einem speziellen Mechanismu­s versehen hat. Die Lampe kann er damit in verschiede­nen Frequenzen blinken lassen. „Bis zu einer Frequenz von 20 Hertz können wir noch die einzelnen Lichtimpul­se sehen“, sagt Yonago. Spätestens ab 30 Hertz nimmt das Auge nur noch ein durchgehen­des Leuchten wahr. Der Lichtsenso­r des Lautsprech­ers kann auch höhere Frequenzen unterschei­den. Fällt Licht auf diesen, wandelt er die Frequenz der Lichtimpul­se in einen Ton mit entspreche­nder Frequenzhö­he um. Ein langsames Blinken wird zu einem tiefen Ton, ein schnelles Blinken zu einem Hohen. „Ich möchte, dass die Klänge sichtbar werden“, sagt er dazu.

Seine Tage in Augsburg bis zum Festival Lab30 hat Yonago auch damit verbracht, Geräusche in der Stadt mit einem Aufnahmege­rät zu sammeln. Zurück in Japan möchte er dieses Ton-Material dann für eine neue Arbeit verwenden. Im Vergleich zu Amagasaki sei Augsburg eine ruhige Stadt, sagt er. „Ich kann zum Beispiel das Glockenläu­ten oder das Zwitschern der Vögel hier in Augsburg sehr gut hören.“In Amagasaki sei der Verkehr um ein vielfaches lauter, würden die Klimaanlag­en ständig arbeiten und würden die Geschäfte die Straßen mit Hintergrun­dmusik beschallen. „Die gibt es hier Gott sei Dank nicht.“

Im Rahmen des Lab30 wird Yonago auch seine Klanginsta­llation „Motions“präsentier­en. Im Dachboden des Abraxas wird das Zusammensp­iel von verschiede­nen Objekten wie Pendel, Licht und Wasser zu sehen sein. Die Schwingung­en dieser Objekte übersetzt Yonago in Töne, die dann zu der Klanginsta­llation verschmelz­en.

Noch bis zum 1. November ist Yonago in Deutschlan­d. Den anfänglich­en Kulturscho­ck hat er hinter sich gelassen. In die Berge möchte er noch einmal, erzählt er, vielleicht klappt es dann auch mit einem Besuch von Schloss Neuschwans­tein, das bei vielen seiner Landsleute ja eine begehrte Touristent­rophäe ist.

 ?? Foto: Lab30, Yonago ?? Der Medienküns­tler Tadashi Yonago bei der Arbeit. Er eröffnet das diesjährig­e Lab30-Festival.
Foto: Lab30, Yonago Der Medienküns­tler Tadashi Yonago bei der Arbeit. Er eröffnet das diesjährig­e Lab30-Festival.

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