Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Klänge sichtbar machen
Festival Wenn am Donnerstag das Lab30 beginnt, steht ein japanischer Künstler im Mittelpunkt. Tadashi Yonago arbeitet mit Schwingungen und Tönen
Japanische Zurückhaltung: Hier müsste sein Auftreten schüchtern genannt werden, aber ganz sicher würde dieses Wort nicht den Kern treffen. Gerade hält sich der Multimedia-Künstler Tadashi Yonago in Augsburg auf. Der zurückhaltende 38-Jährige kommt aus Augsburgs Partnerstadt Amagasaki. Die Städte arrangierten in diesem Jahr erstmals ein Austauschprogramm für Medienkünstler. Nachdem die Augsburger Fotografin Sarah Hendrysiak sich Mitte Mai mit der Reise nach Japan einen Lebenstraum erfüllen konnte, kommt Yonago nun passend zum Lab30-Festival nach Augsburg. Beim Lab30 ist er innerhalb der Medienkunst-Ausstellung mit einer Arbeit zu sehen, außerdem wird Yonago mit einer Improvisation auf einem selbst gebauten Instrument das Medienkunst-Festival eröffnen.
Das Instrument hat er samt einer Dolmetscherin zum Gespräch mitgebracht. Eine Eigenentwicklung, wie er sagt. Zum Vorschein kommen ein Lautsprecher, an den Yonago einen lichtempfindlichen Sensor angebracht hat, und eine Taschenlampe,
Ein Sensor wandelt Lichtimpulse in Töne um
die Yonago mit einem speziellen Mechanismus versehen hat. Die Lampe kann er damit in verschiedenen Frequenzen blinken lassen. „Bis zu einer Frequenz von 20 Hertz können wir noch die einzelnen Lichtimpulse sehen“, sagt Yonago. Spätestens ab 30 Hertz nimmt das Auge nur noch ein durchgehendes Leuchten wahr. Der Lichtsensor des Lautsprechers kann auch höhere Frequenzen unterscheiden. Fällt Licht auf diesen, wandelt er die Frequenz der Lichtimpulse in einen Ton mit entsprechender Frequenzhöhe um. Ein langsames Blinken wird zu einem tiefen Ton, ein schnelles Blinken zu einem Hohen. „Ich möchte, dass die Klänge sichtbar werden“, sagt er dazu.
Seine Tage in Augsburg bis zum Festival Lab30 hat Yonago auch damit verbracht, Geräusche in der Stadt mit einem Aufnahmegerät zu sammeln. Zurück in Japan möchte er dieses Ton-Material dann für eine neue Arbeit verwenden. Im Vergleich zu Amagasaki sei Augsburg eine ruhige Stadt, sagt er. „Ich kann zum Beispiel das Glockenläuten oder das Zwitschern der Vögel hier in Augsburg sehr gut hören.“In Amagasaki sei der Verkehr um ein vielfaches lauter, würden die Klimaanlagen ständig arbeiten und würden die Geschäfte die Straßen mit Hintergrundmusik beschallen. „Die gibt es hier Gott sei Dank nicht.“
Im Rahmen des Lab30 wird Yonago auch seine Klanginstallation „Motions“präsentieren. Im Dachboden des Abraxas wird das Zusammenspiel von verschiedenen Objekten wie Pendel, Licht und Wasser zu sehen sein. Die Schwingungen dieser Objekte übersetzt Yonago in Töne, die dann zu der Klanginstallation verschmelzen.
Noch bis zum 1. November ist Yonago in Deutschland. Den anfänglichen Kulturschock hat er hinter sich gelassen. In die Berge möchte er noch einmal, erzählt er, vielleicht klappt es dann auch mit einem Besuch von Schloss Neuschwanstein, das bei vielen seiner Landsleute ja eine begehrte Touristentrophäe ist.