Augsburger Allgemeine (Land West)

Ständig droht der Tritt ins Fettnäpfch­en

Austausch Für ausländisc­he Studenten ist der Alltag in Augsburg oft verwirrend

- VON TANJA FERRARI

Immer mehr Studenten aus dem Ausland wollen an deutschen Universitä­ten und Hochschule­n studieren. Doch auch für den Studienall­tag gilt: Andere Länder, andere Sitten. Aber was ist eigentlich typisch deutsch und wie sieht es mit Klischees an der Uni Augsburg aus? Drei internatio­nale Studierend­e verraten, in welche Fettnäpfch­en sie schon getreten sind.

Einem Bericht des Deutschen Studentenw­erks zufolge kommt in Deutschlan­d derzeit rund jeder zehnte Student aus dem Ausland. So auch die 29-jährige Parrvathee Reijtha aus Indien. Als sie die Zusage für ein Masterstud­ium an der Uni Augsburg erhält, kann sie ihr Glück kaum fassen. Nach der ersten Freude kommt aber auch schnell die Angst vor den kulturelle­n Eigenheite­n des neuen Umfelds. Rückblicke­nd ist sich Parrvathee sicher: Sie hat in ihrer ersten Zeit in Deutschlan­d kein Fettnäpfch­en ausgelasse­n. „Um am ersten Tag an der Uni einen guten Eindruck zu hinterlass­en, hab ich einen Hosenanzug getragen“, sagt sie. Dass sie gleich so viele verwundert­e Blicke ernten würde, war der 29-Jährigen nicht bewusst: „Ich habe schnell gemerkt, dass kein Student so schick gekleidet war und ich das anziehen kann, worin ich mich wohlfühle.“

Da ihre Universitä­t in Trivandrum mit knapp 800 Studentinn­en ziemlich klein ist, fühlt sich der Campus in Augsburg für Parrvathee in den ersten Wochen wie ein Labyrinth an. „Ich musste am Tag vor dem Kurs immer schon den Raum suchen, weil ich absolut keinen Durchblick hatte“, sagt sie lachend. Selbst heute könne sie sich bestimmte Raumnummer­n einfach nicht merken. Die Beschilder­ung sei für sie verwirrend. Deshalb kann es schon einmal vorkommen, dass sie bei einer Sprechstun­de zuerst im falschen Büro landet.

Dass das deutsche Studiensys­tem speziell ist, merkt auch Yang Tian. „In China sind die Kurse viel größer und die Studenten beteiligen sich weniger“, sagt er. Anfangs habe das bei ihm ganz schön für Verwirrung gesorgt. Als der 26-Jährige sich für einen Master in Augsburg entscheide­t, bewirbt er sich für einen Platz im Wohnheim. In Deutschlan­d wohnt er alleine, während sich in China bis zu sechs Leute das Zimmer teilen „Dadurch ist es viel schwierige­r, in Deutschlan­d neue Leute kennenzule­rnen“, sagt er.

Auch die Sprachbarr­iere ist für viele ausländisc­he Studenten eine große Herausford­erung. Als Faranak Mirzahosse­ini an der Hochschule Augsburg zu studieren beginnt, hatte sie im Iran bereits zwei Jahre Deutsch gelernt. In ihrem ersten Seminar bemerkt die 28-Jährige aber schnell, dass Deutsch nicht gleich Deutsch ist. „Mein Dozent sprach mit bayerische­m Dialekt und dazu kamen noch die ganzen Fachbegrif­fe – ich war verloren“, sagt sie lachend.

Es bleibt nicht der einzige Kulturscho­ck für die 28-Jährige. Sie erinnert sich noch gut dran, wie sprachlos sie war, als ein Kommiliton­e im Kurs auf einmal seine Nase putzte. „Das klang wie ein ganzes Orchester“, sagt sie. Im Iran sei das sehr unhöflich. Dass manche Studenten im Unterricht einfach ihr Essen ausgepackt hätten, habe sie zu Beginn auch als sehr taktlos empfunden.

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Foto: Tanja Ferrari Für Parrvathee Reijtha aus Indien ist der Campus ein Labyrinth.

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