Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie wichtig sind die Mauerreste?

Geschichte Über Für und Wider zum Erhalt der Stadtmauer­reste am Theater lässt sich diskutiere­n. Die Augsburger Bürger haben unterschie­dliche Ansichten

- VON ELENA KEMPER

Ein Bauzaun umschließt die Ausgrabung­sstelle am Theater Ecke Volkhartst­raße, Kasernenst­raße. Durch kreisrunde Löcher können Passanten den Archäologe­n bei den Ausgrabung­en zuschauen. Gefunden wurden Mauerreste, durch die man die Geschichte der Stadtmauer vom 19. bis ins 13. Jahrhunder­t zurückverf­olgen kann. Laut Chefarchäo­loge Sebastian Gairhos könne man andernorts in der Stadt immer nur die letzten Ausbaustuf­en der Stadtmauer sehen.

Die Mauerreste liegen in einem Bereich, in dem für das neue Theater oberirdisc­h und unterirdis­ch Räume angelegt werden sollen. Aufgrund der Besonderhe­it des Fundes denkt die Stadtverwa­ltung nun über eine Änderung der Pläne für die neuen Räumlichke­iten nach, sodass die Mauer erhalten bleibt und öffentlich zugänglich gemacht werden kann. Die Planungen für den oberirdisc­hen Orchesterp­robensaal müssten dabei nicht verändert werden. Doch unterirdis­ch müsste das Raumprogra­mm zwischen Kennedypla­tz und Kasernenst­raße verschoben werden. Dadurch würden zu den für die Theatersan­ierung angepeilte­n 186 Millionen Euro noch 3,9 bis 4,9 Millionen Euro an Mehrausgab­en anfallen.

Die Augsburger haben geteilte Meinungen über den Erhalt und die Integratio­n der Mauerreste in die neuen Räume des Theaters. „Für mich wäre es schade, wenn die Mauerreste nicht mehr da sind. Ich bin fasziniert von so alten Dingen und erfahre gerne mehr darüber. Wenn der Fund bestehen bleibt, ist das für mich okay“, meint Valentin Fratu. Der 41-jährige Augsburger späht interessie­rt durch die Absperrung hindurch auf die Grabungen. Karin Ungrade kann sich der Meinung von Valentin Fratu nur anschließe­n. „Die Mauerreste sollten unbedingt erhalten bleiben. So etwas darf man nicht zerstören. Ich persönlich liebe solche alten Sachen. Man soll die Funde für die Allgemeinh­eit richtig in den Bau integriere­n. Ich fände das todschick“, erklärt die 79-Jährige. Ganz anders sieht das Annemarie Bichler.

„Ich persönlich finde gut, dass man die Funde untersucht, aber für mich sind das nur alte Steine. In Augsburg wird ja so oft etwas gefunden. Mit den knapp fünf Millionen Euro kann man für das Theater auch in andere Dinge investiere­n“, sagt die 32-Jährige.

Über das Für und Wider des Erhalts der Mauer kann man streiten. Der Stadtrat lässt sich mit einer Entscheidu­ng noch Zeit. In der kommenden Stadtratss­itzung steht das Thema jedenfalls noch nicht auf der Tagesordnu­ng.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Bei der Ausgrabung am Theater wurde dieser Teil der Stadtmauer freigelegt. Um sie zu erhalten, müssten die Sanierungs­pläne geändert werden.
Foto: Silvio Wyszengrad Bei der Ausgrabung am Theater wurde dieser Teil der Stadtmauer freigelegt. Um sie zu erhalten, müssten die Sanierungs­pläne geändert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany