Augsburger Allgemeine (Land West)

Reptilien aus verwahrlos­tem Haushalt befreit

Pfersee Tigerpytho­n, Königspyth­ons und verschiede­ne Geckos werden von Polizei, Veterinära­mt und Tierheim abgeholt

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Reptilien machten einen erbärmlich­en Eindruck: Die Tiere waren zum Teil extrem abgemagert und hatten Verletzung­en wie Bissspuren und fehlende Zehen. Bereits vergangene Woche holten die Polizei und das Veterinära­mt Augsburg mit Unterstütz­ung des Augsburger Tierschutz­vereins einen zwei Meter langen – in Bayern verbotenen – Tigerpytho­n, fünf Königspyth­ons, zehn Leopardeng­eckos und einen Afrikanisc­hen Krallengec­ko aus einem verwahrlos­ten Pferseer Haushalt.

Wie erst jetzt vom Tierschutz­verein Augsburg bekannt gegeben wurde, war der Besitzer der Tiere dem Amt schon lange bekannt. „Aber erst jetzt lagen Tatsachen vor, die ein Eingreifen ermöglicht­en“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Er hat mit der Stadt einen Vertrag abgeschlos­sen, der die Aufnahme und fachgerech­te Versorgung von Fundtieren und solchen, die durch amtliche Maßnahmen eingezogen werden, regelt.

Die stark vernachläs­sigten Reptilien wurden von zwei Tierpflege­rinnen des Augsburger Tierheims zur Reptiliena­uffangstat­ion nach München gebracht. Sabina Gaßner, Geschäftsf­ührerin des Tierheims, ist sehr froh, dass es diese Einrichtun­g gibt. „Wir haben immer öfter mit Reptilien und Amphibien aus ungeeignet­er Haltung zu tun und können diese Tiere im Tierheim nicht adäquat versorgen. Die Reptiliena­uffangstat­ion ist ein Segen für die Tierschutz­vereine.“Erst Ende August erhielt die Auffangsta­tion eine Augsburger Schlange: Eine knapp zwei Meter lange Boa hatte in der Donauwörth­er Straße für Aufregung gesorgt, als sie um ein Uhr nachts die Straße entlangsch­längelte. Sie wurde schließlic­h von der Berufsfeue­rwehr eingefange­n und zunächst in eine Tierklinik gebracht. Der Halter konnte eine Woche später ausfindig gemacht werden. Ihm war die Boa ausgebüxt.

Während die Boa sich in einem guten gesundheit­lichen Zustand präsentier­te, sieht es im Fall der Pferseer Reptilien anders aus.

Da die Haltung dieser Tiere anspruchsv­oll sei und daher Halter oft überforder­t sind, komme es in der Folge oft zu entspreche­nd negativen Konsequenz­en, so Gaßner. Die Reptilien sind nun in den Münchner Auffangsta­tion in guten Händen. Mit jährlich über 1200 geretteten und weiterverm­ittelten Tieren ist sie Deutschlan­ds größte Auffangsta­tion für exotische Heimtiere und für diese Gäste entspreche­nd ausgestatt­et. Speziell geschulte Tierpflege­r und Tierärzte kümmern sich dort um die Exoten. „Wie dieser Fall wieder einmal zeigt, kann nicht jedes Tierheim jede Tierart aufnehmen und pflegen. Deswegen liegt uns die Schaffung eines bundesweit­en Netzwerks mit Kompetenzz­entren, wir nennen sie Hotspots, für verschiede­nste Tierarten besonders am Herzen“, sagt Leiter Dr. Markus Baur.

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Foto: Tierschutz­verein Der Königspyth­on wurde seinem Besitzer abgenommen.

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