Augsburger Allgemeine (Land West)
War Christo in Wollbach?
Denkmal Warum die Pfarrkirche St. Stephan im Augenblick verhüllt ist und was dort passiert
Zusmarshausen-Wollbach Nicht der Verhüllungskünstler Christo, der 1995 den Deutschen Reichstag verhüllt hatte, steckt hinter dem ungewöhnlichen Anblick der Pfarrkirche St. Stephan in Wollbach. Es sind vielmehr Handwerker. Sie haben das gesamte Gotteshaus einschließlich Turm eingerüstet und eingehüllt. Außerdem hat die Kirche ein zweites Dach bekommen, damit die Handwerker witterungsunabhängig in den nächsten Monaten arbeiten können. Sie sanieren die Außenhaut und bringen sie statisch ins Lot.
Die alten Dachziegel und Dachlatten wurden bereits komplett entfernt. Die Sandstrahlarbeiten der gesamten Außenfassade zur Entfernung des alten Farbanstriches sind nahezu abgeschlossen. Anschließend werden die morschen und defekten Teile des historischen Dachstuhls aus dem Jahre 1763 erneuert. Eine besondere Herausforderung wird der Einbau eines sogenannten Sprengwerkes in den bestehenden Dachstuhl zur statischen Sicherung der zweiten Empore sein, berichtet Kirchenpfleger Hubert Kraus.
Apropos Sicherheit: Chor und Altarraum sind aus Sicherheitsgründen komplett eingerüstet. Es gibt eine geschlossene Deckenplattform etwa zwei Meter unter dem Deckengewölbe. Die sonntäglichen Gottesdienste können trotz der Hin- dernisse stattfinden, freut sich Pfarrer Pater Saji Chalil.
Das passiert außerdem: Im Bereich der Dachtraufe wird das Dach verschalt und mit einer Dampfsperre versehen. Anschließend wird das Dach mit neuen Dachlatten versehen und mit neuen Dachziegeln eingedeckt. Bei günstiger Witterung sollte das gesamte Dach bis Ende des Jahres wieder dicht sein. Für die gesamte Baumaßnahme ist ein Zeitraum von etwa einem Jahr eingeplant.
Eine Fledermauskolonie gibt übrigens das Zeitfenster der Sanierung vor. Denn sie sitzt im historischen Dachstuhl und will Ende März ihr Quartier wieder beziehen. „Das verpflichtet uns, den Dachstuhl über die Wintermonate zu sanieren“, berichtet Kirchenpfleger Hubert Kraus.
Auch die Kirchturmuhr wird generalsaniert. Sie wurde inzwischen komplett demontiert und wird in der Werkstatt der beauftragten Firma instand gesetzt. Im Frühjahr 2019 bekommt der Kirchturmzwiebel eine neue Kupferblechverkleidung. Um Rissbildungen, die durch die Schwingungen der Kirchenglocken verursacht werden, künftig zu vermeiden, werden im Kirchturm zusätzliche Verankerungen montiert. Zum Abschluss erhält die Kirche einen mehrmaligen neuen Au- ßenanstrich mit atmungsaktiver
Farbe.
Für eine relativ kleine Pfarrgemeinde wie Wollbach mit etwa 430 Katholiken ist die Großbaustelle eine riesige finanzielle Herausforderung, denn die Baukosten liegen knapp über einer Million Euro. Die Diözese bezuschusst Dreiviertel der förderfähigen Kosten. „Ohne die Hilfe wäre eine solche Maßnahme nicht zu stemmen“, sagt Kraus. Weitere Zuschussgeber sind der Landkreis Augsburg, der Bezirk Schwaben, das Landesamt für Denkmalpflege und der Markt Zusmarshausen. Auch für die gesamte Kirchenverwaltung und den Pfarrgemeinderat ist so eine Baustelle eine besondere Herausforderung. Dies gilt auch für den Kirchenpfleger Hubert Kraus. Denn der zusätzliche Zeitaufwand ist enorm. Er steht in ständigem Kontakt mit dem beauftragten Ingenieurbüro aus Dinkelscherben-Breitenbrunn und ist fast täglich auf der Baustelle. Kraus: „Eine solche, nicht alltägliche Maßnahme begleiten zu dürfen, nehme ich als sportliche Herausforderung, die mit Blick auf eine erfolgreiche Fertigstellung auch Freude bereitet und zur Motivation anregt.“