Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie geht es mit dem Jugendtreff weiter?
Soziales Seit Jahrzehnten ist das Juze in Dinkelscherben über die Grenzen der Marktgemeinde bekannt. Doch seit einem halben Jahr hat es geschlossen. Woran das liegt und weshalb zumindest an Weihnachten wieder geöffnet sein wird
Dinkelscherben Eigentlich ist das Juze im Dinkelscherber Pfarrheim eine Erfolgsgeschichte. Eigentlich. Denn seit rund einem halben Jahr hat es geschlossen. Schuld sei das Fehlverhalten einiger Jugendlicher, die zuletzt für das Juze verantwortlich waren, erklärt Bürgermeister Edgar Kalb. Doch es gibt Hoffnung. Unter neuer Führung könnte der Treff bald wieder öffnen.
Zuletzt habe es unschöne Vorfälle im Zusammenhang mit Drogen im Umfeld des Jugendzentrums gegeben, erklärt Kalb. Immer wieder soll auf den Partys zu viel Alkohol geflossen sein. Deshalb habe man keine andere Wahl gehabt, als zu schließen. Nun – ein halbes Jahr danach – gibt es neue Pläne. In gut zwei Wochen soll es ein Treffen geben, zu dem die Gemeinde alle Jugendlichen aus Dinkelscherben und den Ortsteilen einlädt. „Wir wollen mit den Jugendlichen sprechen und herausfinden, wie es weitergehen kann“, sagt Kalb. Man sei offen für Vorschläge und wolle einen Ort für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren schaffen.
Gegründet wurde das Jugendzentrum im Obergeschoss des Pfarrheims im Jahr 1995 unter kirchlicher Trägerschaft. Treibende Kraft sei der damalige Pfarrer Hermann Neuß gewesen, erinnert sich der Dinkelscherber Jugendbeauftragte Tobias Mayr. Er war viele Jahre selbst im Juze-Team. „Es war mein zweites Zuhause“, erinnert sich der heute 32-Jährige. „Ich habe meine halbe Jugend dort verbracht.“Nachmittags konnten die Jugendlichen ihre Hausaufgaben machen, abends wurden gemeinsam Filme angesehen oder Nintendo gespielt. Am Wochenende habe man natürlich auch gefeiert, erinnert sich Mayr. Aber nicht nur die Partys seien im Vordergrund gestanden. Auch die Ministranten nutzten die Räumlichkeiten, zum Beispiel für die Vorbereitung der Gottesdienste. war dem Pfarrer wichtig“, sagt Mayr. Viele, die später einmal im Juze-Team aktiv wurden, seien einmal Ministranten gewesen.
Bis zuletzt wurde der Treffpunkt nicht von einem erwachsenen Hauptamtlichen, sondern von den Jugendlichen selbst geleitet. „ Man übernimmt früh Verantwortung“, sagt Mayr. „Das machst selbstständig.“Ob das aber auch in Zukunft noch so sein wird, ist ungewiss. Die Gemeinde denkt darüber nach, einen Hauptamtlichen zur Leitung des Juze einzustellen.
Doch das ist nur eines von vielen Themen, über das bei dem Treffen mit jungen Menschen aus der Marktgemeinde gesprochen werden soll. Es soll auch um Möglichkeiten zur Ausrichtung und um ein Konzept für einen Neustart gehen. Eingeladen sind am Freitag, 16. November, um 18 Uhr im Juze alle zwischen zwölf und 20 Jahren, also beinahe 600 Jugendliche. Wie viele davon aber tatsächlich kommen werden, ist ungewiss. Jugendbeauftragter Mayr denkt, dass das Juze, so wie es früher einmal war, vielen Jugendlichen heute nicht mehr ausreichen könnte. Er spricht von einem „gesellschaftlichen Wandel“. Junge Menschen, meint Mayr, tref„Das fen sich heute oftmals lieber zu Hause oder auf privaten Partys. Das Juze solle aber „ein Ort für alle“sein. Mayr könne sich vorstellen, dass man das Konzept deshalb anpassen müsse. Zum Beispiel durch eine klare Trennung der Zielgruppen. Nachmittags könnten beispielsweise die zwölf bis 15-Jährigen Kicker spielen oder Hausaufgaben machen, und abends könnten die Älteren feiern.
Ob die Resonanz je wieder so groß sein wird wie zu den Hochzeiten des Juze, bezweifelt Mayr. Damals seien so viele Jugendliche zu den Partys gekommen, dass der Platz nicht mehr ausreichte. Später habe man deshalb den Verein Freunde des Jugendtreffs gegründet, aus dem zum Beispiel die Partyreihe „Lost in Jail“entstand.
Ein Höhepunkt ist aber bis heute geblieben: „An Weihnachten, nach der Messe, ist das Juze immer voll“, sagt Mayr. Dann kommen viele Ehemalige aus dem Team, von denen einige mittlerweile weggezogen sind. Die Party veranstaltet der Verein, weshalb bereits klar ist, dass sie auch heuer stattfinden wird. Ob auch der reguläre Juzebetrieb bis dahin laufen wird? „Das ist auf jeden Fall unser Ziel“, sagt Mayr.