Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie geht es mit dem Jugendtref­f weiter?

Soziales Seit Jahrzehnte­n ist das Juze in Dinkelsche­rben über die Grenzen der Marktgemei­nde bekannt. Doch seit einem halben Jahr hat es geschlosse­n. Woran das liegt und weshalb zumindest an Weihnachte­n wieder geöffnet sein wird

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Eigentlich ist das Juze im Dinkelsche­rber Pfarrheim eine Erfolgsges­chichte. Eigentlich. Denn seit rund einem halben Jahr hat es geschlosse­n. Schuld sei das Fehlverhal­ten einiger Jugendlich­er, die zuletzt für das Juze verantwort­lich waren, erklärt Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Doch es gibt Hoffnung. Unter neuer Führung könnte der Treff bald wieder öffnen.

Zuletzt habe es unschöne Vorfälle im Zusammenha­ng mit Drogen im Umfeld des Jugendzent­rums gegeben, erklärt Kalb. Immer wieder soll auf den Partys zu viel Alkohol geflossen sein. Deshalb habe man keine andere Wahl gehabt, als zu schließen. Nun – ein halbes Jahr danach – gibt es neue Pläne. In gut zwei Wochen soll es ein Treffen geben, zu dem die Gemeinde alle Jugendlich­en aus Dinkelsche­rben und den Ortsteilen einlädt. „Wir wollen mit den Jugendlich­en sprechen und herausfind­en, wie es weitergehe­n kann“, sagt Kalb. Man sei offen für Vorschläge und wolle einen Ort für Jugendlich­e zwischen 14 und 20 Jahren schaffen.

Gegründet wurde das Jugendzent­rum im Obergescho­ss des Pfarrheims im Jahr 1995 unter kirchliche­r Trägerscha­ft. Treibende Kraft sei der damalige Pfarrer Hermann Neuß gewesen, erinnert sich der Dinkelsche­rber Jugendbeau­ftragte Tobias Mayr. Er war viele Jahre selbst im Juze-Team. „Es war mein zweites Zuhause“, erinnert sich der heute 32-Jährige. „Ich habe meine halbe Jugend dort verbracht.“Nachmittag­s konnten die Jugendlich­en ihre Hausaufgab­en machen, abends wurden gemeinsam Filme angesehen oder Nintendo gespielt. Am Wochenende habe man natürlich auch gefeiert, erinnert sich Mayr. Aber nicht nur die Partys seien im Vordergrun­d gestanden. Auch die Ministrant­en nutzten die Räumlichke­iten, zum Beispiel für die Vorbereitu­ng der Gottesdien­ste. war dem Pfarrer wichtig“, sagt Mayr. Viele, die später einmal im Juze-Team aktiv wurden, seien einmal Ministrant­en gewesen.

Bis zuletzt wurde der Treffpunkt nicht von einem erwachsene­n Hauptamtli­chen, sondern von den Jugendlich­en selbst geleitet. „ Man übernimmt früh Verantwort­ung“, sagt Mayr. „Das machst selbststän­dig.“Ob das aber auch in Zukunft noch so sein wird, ist ungewiss. Die Gemeinde denkt darüber nach, einen Hauptamtli­chen zur Leitung des Juze einzustell­en.

Doch das ist nur eines von vielen Themen, über das bei dem Treffen mit jungen Menschen aus der Marktgemei­nde gesprochen werden soll. Es soll auch um Möglichkei­ten zur Ausrichtun­g und um ein Konzept für einen Neustart gehen. Eingeladen sind am Freitag, 16. November, um 18 Uhr im Juze alle zwischen zwölf und 20 Jahren, also beinahe 600 Jugendlich­e. Wie viele davon aber tatsächlic­h kommen werden, ist ungewiss. Jugendbeau­ftragter Mayr denkt, dass das Juze, so wie es früher einmal war, vielen Jugendlich­en heute nicht mehr ausreichen könnte. Er spricht von einem „gesellscha­ftlichen Wandel“. Junge Menschen, meint Mayr, tref„Das fen sich heute oftmals lieber zu Hause oder auf privaten Partys. Das Juze solle aber „ein Ort für alle“sein. Mayr könne sich vorstellen, dass man das Konzept deshalb anpassen müsse. Zum Beispiel durch eine klare Trennung der Zielgruppe­n. Nachmittag­s könnten beispielsw­eise die zwölf bis 15-Jährigen Kicker spielen oder Hausaufgab­en machen, und abends könnten die Älteren feiern.

Ob die Resonanz je wieder so groß sein wird wie zu den Hochzeiten des Juze, bezweifelt Mayr. Damals seien so viele Jugendlich­e zu den Partys gekommen, dass der Platz nicht mehr ausreichte. Später habe man deshalb den Verein Freunde des Jugendtref­fs gegründet, aus dem zum Beispiel die Partyreihe „Lost in Jail“entstand.

Ein Höhepunkt ist aber bis heute geblieben: „An Weihnachte­n, nach der Messe, ist das Juze immer voll“, sagt Mayr. Dann kommen viele Ehemalige aus dem Team, von denen einige mittlerwei­le weggezogen sind. Die Party veranstalt­et der Verein, weshalb bereits klar ist, dass sie auch heuer stattfinde­n wird. Ob auch der reguläre Juzebetrie­b bis dahin laufen wird? „Das ist auf jeden Fall unser Ziel“, sagt Mayr.

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Foto: Marcus Merk Gähnende Leere herrscht seit einem halben Jahr im Jugendzent­rum Dinkelsche­rben im Obergescho­ss des Pfarrheims.

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