Augsburger Allgemeine (Land West)

Diesel-Plan kommt schnell ins Kabinett

Abgas-Affäre Die Regierung will Fahrverbot­e mit zügigen Maßnahmen verhindern

- VON JENS REITLINGER

Die Bundesregi­erung drängt im Abgas-Streit auf schnelle Lösungen. Mit einem neuen „Eckpunktep­apier“soll die Luftqualit­ät in den aktuell 15 stark belasteten Innenstädt­en verbessert werden, ohne Fahrverbot­e zu verhängen. Bereits ab November will das Kabinett über entspreche­nde Änderungen im Straßenver­kehrsund Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz diskutiere­n, wie Kanzleramt­sminister Helge Braun am Mittwoch bekannt gab.

„Wir glauben, dass Fahrverbot­e bei geringfügi­gen Überschrei­tungen der EU-Grenzwerte unverhältn­ismäßig sind“, erklärte der Minister. Das Immissions­schutzgese­tz solle dahingehen­d umformulie­rt werden, dass die Summe anderer Maßnahmen Fahrverbot­e ersetzen könne. So will die Regierung noch in diesem Jahr die Grundlagen für das Umrüsten von großen kommunalen Fahrzeugen wie Müllautos schaffen. An den Kosten will sich der Bund dem Kanzleramt­sminister zufolge mit 80 Prozent beteiligen. Für Hardware-Nachrüstun­gen von privaten Autos in den besonders belasteten Städten sehen die Eckpunkte vor, dass das Bundesverk­ehrsminist­erium bis Anfang des kommenden Jahres neue technische Vorschrift­en und damit die Grundlagen für Nachrüstun­gen schafft.

Zudem wird ein neuer Grenzwert für das einzelne Fahrzeug festgelegt: Diesel-Fahrzeuge, die pro Kilometer 270 Mikrogramm Stickoxid ausstoßen, sollen weiter in deutschen Innenstädt­en fahren dürfen. Hierbei sieht die Bundesregi­erung die Autoindust­rie in der Pflicht: Zum Schutz der Verbrauche­r sollen die Hersteller die Nachrüstun­gen auf eigene Kosten tragen. Nachdrückl­iche Worte kamen dazu von der Regierungs­chefin Angela Merkel: Sie sehe es nicht ein, dass „die Autoindust­rie in Amerika viel Geld bezahlt, aber bei uns nun wegen ein paar hundert Euro ein Riesenthea­ter macht“, sagte die Bundeskanz­lerin.

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