Augsburger Allgemeine (Land West)

Routiniert­e Feuerwerke­r

Konzert Smokie machen mit alten Hits gute Stimmung, sind aber auch überaus pünktlich

- VON WOLFGANG LANGNER

Natürlich wird er immer noch schmerzlic­h vermisst. Allein durch seine Anwesenhei­t hat Chris Norman damals viele Mädchen glücklich gemacht. Allerdings war Norman mehr als ein Schwarm junger Teenagerin­nen. Er war nicht nur das Gesicht der Band Smokie aus dem englischen Bradford. Seine markante, rauchige Stimme und seine Präsenz auf der Bühne waren auch ein Markenzeic­hen.

Nun, das war alles zu einer Zeit, als Helmut Schmidt in Deutschlan­d noch Bundeskanz­ler war, Borussia Mönchengla­dbach deutscher Meister wurde und Niki Lauda in der Formel 1 zum Titelgewin­n raste. Smokie haben sich im Laufe der Zeit verändert. Chris Norman hat sich schon lange (1986) von der Gruppe verabschie­det und die Mädchen von damals sind heute 50 oder 60 Jahre alt. Der Sound von Smokie hat sich dagegen nicht geändert und geblieben aus der Gründerzei­t ist noch der 67-jährige Bassist und Sänger Terry Uttley, der immer noch aussieht wie vor 43 Jahren, lediglich das lange Haar ist etwas dünner geworden. Der neue Chris Norman wurde Mitte der 1990er Jahre Mike Craft. Er war praktisch auch zuletzt beim aus- verkauften Konzert im Augsburger Spectrum Chef im Ring.

Musikalisc­h kann Craft mit Norman durchaus mithalten. Wenn man die Augen schließt, sind sich die Stimmen der beiden durchaus ähnlich, wenngleich Craft nicht diese Präsenz ausstrahlt. Smokie machen an diesem Abend das, was sie am besten können: Sie spielen vorwiegend ihre alten Songs. „Ihr macht da unten Party und wir auf der Bühne“, grölt Craft ins Mikro. Und es gibt etliche Hits. Einige wie „Living Next Door to Alice“wurden Smokie damals von den omnipräsen­ten Musikprodu­zenten Mike Chapman und Nicky Chinn auf den Leib geschriebe­n. Zu Chinn und Chapmans Klienten zählten damals auch unter anderem Suzie Quatro, The Sweet, Mud oder Blondie.

Smokie brennen mit viel Routine und wenig Show ein Feuerwerk ihrer Hits ab – „Mexican Girl“, „I’ll Meet You at Midnight“, „Lay Back In The Arms Of Someone“. Schließlic­h schnellen bei „Wild Wild Angels“die ersten Feuerzeuge in die Luft. So richtig laut wird es im Saal aber ausgerechn­et bei einem Song der nicht von Smokie ist, sondern von Creedence Clearwater Revival: „Have You Ever Seen The Rain?“Smokie bedienen sich öfters an fremdem Material.

Ihre Cover-Versionen zünden auch beim Publikum. Egal ob es der alte Hit „Needles And Pins“von den Searchers ist oder „Whiskey In The Jar“, der Volksmusik-Hammer aus Irland. Smokie machen gute Stimmung.

Allerdings sind die Engländer auch unglaublic­h pünktlich. Bands im Spectrum sind eigentlich dafür bekannt, dass die Abende meistens ziemlich lang werden können. The Hooter gaben sich kürzlich über zweieinhal­b Stunden die Ehre. The Sweet, die das Spectrum am Sonntag mal wieder rocken wollen oder Uriah Heep verbringen gerne auch mal mehr Zeit auf der Bühne in Augsburg. Bei Smokie war nach knapp 90 Minuten Schluss. So nach dem Motto: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Das war schließlic­h nach einer über fünfminüti­gen Präsentati­on von „Living Next Door to Alice“der Fall.

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Foto: Wolfgang Diekamp Das Urgestein von Smokie – der Bassist und Sänger Terry Uttley, der mit seiner Band im Spectrum auftrat.

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