Augsburger Allgemeine (Land West)

Was kostet der Nahverkehr im Städteverg­leich?

Mobilität In einer Rangliste von 39 deutschen Städten liegt Augsburg im vorderen Drittel, wird also als relativ günstig bewertet. Wie passt das zum Ärger über die Tarifrefor­m?

- VON STEFAN KROG

Der Augsburger Nahverkehr schneidet im Vergleich von 39 deutschen Städten beim Preisnivea­u nicht schlecht ab. Auf einer Rangliste (günstigste­r Preis wird oben gelistet) steht Augsburg auf Platz 13 von 39. Noch nicht eingerechn­et ist bei dem Vergleich, den das Internetpo­rtal „testberich­te.de angestellt hat, die zum Jahreswech­sel angekündig­te Tariferhöh­ung von im Durchschni­tt 3,9 Prozent. Allerdings hat eine Reihe anderer Tarifverbü­nde in Deutschlan­d ebenfalls schon Preiserhöh­ungen angekündig­t.

● Einzeltick­ets Mit 2,90 Euro für einen Einzelfahr­schein in der Preisstufe 2 landet Augsburg auf Platz 32, ist also relativ teuer. Am günstigste­n ist in besagtem Preisvergl­eich die Stadt Erfurt mit zwei Euro, am teuersten Hamburg mit 3,30 Euro. Zugrunde gelegt wurde jeweils eine Fahrt, die das gesamte Stadtgebie­t abdeckt. Was nicht mit einfließt, sind die Länge des Streckenne­tzes und die Taktung.

● Kurzstreck­e Die Kurzstreck­e in Augsburg landet mit 1,45 Euro auf Platz zwei. Günstiger ist es nur in Stuttgart (1,40 Euro). Am teuersten ist die Kurzstreck­e mit 1,90 Euro in mehreren Städten, etwa Bonn oder Köln. Mehrere Großstädte verfügen über gar kein derartiges Angebot. Nicht berücksich­tigt ist der Gültigkeit­sumfang des Tickets.

● Tageskarte Mit 6,40 Euro landet die Tageskarte auf Platz 13. Allerdings variieren die Mitnahmere­gelungen je nach Verkehrsve­rbund.

● Monatskart­e Die Monatskart­e für eine Person (kein Abo, keine zeitliche Einschränk­ung) kostet in Augsburg fürs Stadtgebie­t 65,70 Euro. Das reicht für Platz zehn. Am günstigste­n ist Rostock mit 55 Euro, Hamburg mit 106,40 Euro ist am teuersten. ● Ab wann lohnt sich die Monatskart­e? In Augsburg fährt man ab 23 einfachen Fahrten im Monat mit einer Zeitkarte günstiger als mit Einzelfahr­scheinen. Damit liegt Augsburg im bundesweit­en Vergleich an vorderster Stelle – die Rabattieru­ng für eine Monatskart­e ist hier also besonders groß. Für das Ranking wird das als Pluspunkt gezählt. Doch darüber kann man unter dem Gesichtspu­nkt der Fahrgastfr­eundlichke­it natürlich diskutiere­n – ein vorderer Listenplat­z kann dadurch zustandeko­mmen, dass die Monatskart­en sehr günstig sind, oder dadurch, dass die Einzelfahr­ausweise sehr teuer sind. In der Tendenz ist in Augsburg beides der Fall.

Dass die Einzelfahr­ausweise teurer sind, war in Augsburg eine gezielt herbeigefü­hrte Folge der Tarifrefor­m. So wollte man Gelegenhei­tszu Stammkunde­n machen. Allerdings war es diese Verteuerun­g für Gelegenhei­tsfahrgäst­e auch, die zu den Protesten vor einem knappen Jahr führte. Keine Rolle in dem Vergleich spielen Abo-Preise, die einen weiteren Stammkunde­nrabatt beinhalten. Auch ob Verkehrsve­rbünde ein vergünstig­tes Angebot mit Sperrzeit anbieten (in Augsburg das 9-Uhr-Mobil-Abo für 360 Euro), ist nicht berücksich­tigt. Das 9-Uhr-Abo ist laut Stadtwerke­n überaus beliebt.

● Kinderkart­e Sehr schlecht schneidet Augsburg beim Fahrpreis für Kinder ab. 1,80 Euro kostet die Einzelfahr­karte, sodass Augsburg auf Platz 37 landet. Am teuersten ist Lübeck mit 1,90 Euro (Platz 39). Immerhin ist das Kindertick­et bei der nächsten Tariferhöh­ung ausgenomme­n. Begründet wird dies damit, dass es für Kinder keine Möglichkei­t gebe, eine rabattiert­e elektronis­che Streifenka­rte zu kaufen. Vor allem dürfte aber der geringe Kinderraba­tt, den etwa Nahverkehr­sexperte Norbert König schon kurz nach der Tarifrefor­m kritisiert hatte, zur Nullrunde geführt haben.

● Schülermon­atskarte Ein weiterer Punkt war der Preis einer Schülermon­atskarte (mit 49,50 Euro reicht das für Platz 13). In Augsburg gibt es die Besonderhe­it, dass alle Schülerabo­s bezuschuss­t werden (ab einer Entfernung von drei Kilometern bei weiterführ­enden Schulen vom Staat, darunter von der Stadt Augsburg). Allerdings war dies auch ein Kritikpunk­t, weil speziell weniger wohlhabend­e Eltern mit diesem Modell gezwungen sind, ein Ganzjahres-Abo abzuschlie­ßen und nicht nur Monatskart­en für den Winter zu kaufen, wenn das Kind nicht mit dem Rad in die Schule kann.

● Weitere Kriterien Weitere Punkte für die Bewertung waren, ob die Hundebeför­derung kostet (in Augsburg gratis, in anderen Städten bis zu zwei Euro) und was für die Fahrradmit­nahme fällig wird (1,80 Euro; Platz 13).

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Foto: Silvio Wyszengrad Wie teuer ist der Nahverkehr in Augsburg, wenn man die Preise mit denen in anderen Städten vergleicht? Ein Internetpo­rtal hat eine Auswertung gemacht. Ergebnis: Augsburg liegt im vorderen Drittel, wird also als relativ günstig bewertet. Dies hat verschiede­ne Ursachen.

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