Augsburger Allgemeine (Land West)
Diese Orgel geht auf eine weite Reise
Stille herrscht im großen, lichtdurchfluteten Kirchenraum von St. Martin in Lagerlechfeld – noch. Das wird sich schon bald ändern: In einer Woche werden tagsüber Geräusche von Akkuschraubern, leichten Hammerschlägen und vielleicht dem ein oder anderen sanften Fluch eines Arbeiters durch den quadratischen Raum mit dem Spitzdach schallen. Mitarbeiter der Orgelbauwerkstätte Georg Weishaupt werden die in der Kirche 1977 eingebaute Orgel der Firma Sandtner in alle Einzelteile zerlegen und versandfertig für ihre 1600 Kilometer lange Reise nach Jessheim, 40 Kilometer nordöstlich der norwegischen Hauptstadt Oslo, machen.
Die St. Gudmund-Gemeinde in Lagerlechfeld hatte 2016 der Umgestaltung der Kirche zugestimmt. „Als erster Schritt wurde die Orgel verkauft“, berichtet Kirchenpfleger Erwin Merz. Zum Abschied wird das knapp 7,5 Meter hohe Kircheninstrument zum letzten Mal am Sonntag, 28. Oktober, in einem Konzert zu hören sein. Die Nutzung des Kirchenraumes werde bis auf Weiteres möglich sein, der Umbau beginne frühestens Ende 2019, schätzt Merz. Der Kirchenraum wird horizontal geteilt und im Erdgeschoss das Diözesan-Depot für sakrale Kunst untergebracht. Im neuen ersten Stock wird der Kirchenraum installiert.
Der Abbau der Orgel soll voraussichtlich gut zwei Wochen dauern. Die 1284 Pfeifen (172 Holz, 1112 Zinn) werden von einem zweimanualigen und mit Pedal versehenen Spieltisch aus angesteuert. Die 18 Register, an den Seiten des Spieltisches angebracht, decken den üblichen Klangcharakter einer Sakralorgel ab.
Zum Abschiedskonzert am kommenden Sonntag, 28. Oktober, um 18 Uhr präsentiert Werner Zuber, Theologe und Kirchenmusiker im Amt für Kirchenmusik des Bistums Augsburg, zusammen mit Jazzmusiker Stephan Holstein ein geistliches Abendkonzert zu Gesängen der heiligen Hildegard von Bingen. Weitere Stücke werden das Programm ergänzen. Der Eintritt zum Abschlusskonzert ist frei.