Augsburger Allgemeine (Land West)

Novum in Bayern: Jugendarbe­it an allen Schulen

Angebot Der Landkreis Augsburg setzt auf Prävention. Bislang waren allerdings die Gymnasien ausgenomme­n. Das soll sich jetzt ändern, denn alle höheren Schulen sehen einen Bedarf – bis auf eine

- VON JANA TALLEVI

Landkreis Augsburg Einmal in der Woche nehmen sich die jungen Realschüle­r im Augsburger Land Zeit für sich. Statt einer Lehrkraft kommt dann eine Jugendarbe­iterin ins Klassenzim­mer. Gemeinsam lernen die Kinder, sich selbst zu verstehen, genau wie ihre Position an der neuen Schule oder wie sie als Klasse zusammenwa­chsen können. Wenn mal etwas nicht so gut klappt, kann unter Anleitung der Sozialpäda­gogin auch ein Klassenrat einberufen werden. Im Gespräch lernen die Kinder dann, Konflikte zu lösen – freilich ohne Gewalt.

So oder so ähnlich sieht die Jugendarbe­it an allen fünf Realschule­n im Landkreis Augsburg aus. Mit seinem Angebot „JaReal“nimmt der Landkreis seit Jahren eine Vorreiterr­olle in ganz Bayern ein. Eine halbe Stelle steht jeder Realschule zur Verfügung. Doch das reicht jetzt nicht mehr überall aus, hat Fachbereic­hsleiterin Doris Stuhlmille­r im Jugendhilf­eausschuss berichtet. Weil die Jugendarbe­iter der Schulen nicht nur im Unterricht mit den Kindern arbeiten, sondern auch Sprechstun­den anbieten, genügt die halbe Stelle vor allem in Meitingen nicht mehr: Dort gibt es mit 970 Schülern einfach zu viele Kinder und Jugendlich­e zu betreuen. „Die Sprechstun­den werden im Durchschni­tt von zwölf Prozent der Realschüle­r angenommen“, berichtet Doris Stuhlmille­r.

Höher ist der Bedarf auch an der Realschule Bobingen. Dort fanden im vergangene­n Jahr bei gut 630 Schülern mehr als 150 Beratungen statt. „Übrigens finden auch jene Schüler das Angebot gut, die noch nicht selbst in der Beratung waren. Denn sie wissen, es gibt eine Stelle, an die sie sich wenden können“, berichtet die Fachfrau. An den beiden Schulen soll es ab 2019 zusätzlich­e Stunden geben, hat der Jugendhilf­eausschuss beschlosse­n.

Und mit noch einem Angebot steht der Landkreis besser da als viele andere Kommunen in Bayern: Neben den Realschule­n profitiere­n inzwischen alle Grund- und Mittelschu­len von diesem Angebot der Jugendhilf­e, darüber hinaus auch die Förderzent­ren und das berufliche Schulzentr­um in Neusäß.

Für die Grund- und Mittelschu­len gibt es, wie der Ausschuss jetzt beschlosse­n hat, darüber hinaus auch die Möglichkei­t, ihr Kontingent an Stunden für Jugendarbe­it auch in Jugendsozi­alarbeit umzuwandel­n und umgekehrt. Der Unterschie­d besteht darin, dass sich Jugendarbe­it an alle Kinder richtet, wie in den Realschule­n. Bei der Jugendsozi­alarbeit profitiere­n vor allem Kinder, die einen individuel­len Bedarf haben.

Nur eine Schulgrupp­e war bislang vom Angebot der Jugendarbe­it ausgenomme­n: die Gymnasien. Das will der Jugendhilf­eausschuss jetzt ändern. Auf der Sitzung wurde im Grundsatz beschlosse­n, dass es dort in Zukunft ein Angebot ähnlich dem der Realschule­n geben soll.

Ab 2019 werden jedoch zunächst halbe Stellen für drei Gymnasien eingericht­et, die anderen beiden sollen dann ab 2020 versorgt werden. In einer Nachfrage des Landratsam­ts hatten fast alle LandkreisG­ymnasien einen Bedarf an Jugendarbe­it gesehen, berichtete Doris Stuhlmille­r. Allein das Gymnasium Schwabmünc­hen hatte auf die Nachfrage nicht reagiert. Das neue Angebot wird den Landkreis Augsburg rund 60000 Euro mehr pro Jahr kosten.

Alle Grund- und Mittelschu­len profitiere­n von dem Angebot

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