Augsburger Allgemeine (Land West)

Schöner wohnen im Drosselweg

Sanierung Die Wohnbaugru­ppe brachte im Bärenkelle­r eine große Anlage auf Vordermann. Ruth Rank lebt seit 60 Jahren in dem Haus und freut sich über den neuen Komfort, auch wenn sie dafür mehr Miete zahlen muss

- VON ELENA WINTERHALT­ER Fotos: Annette Zoepf

Bärenkelle­r Ruth Rank zeigt mit dem Finger auf das vergilbte Dokument. Ganz oben auf dem Bescheid steht die Jahreszahl mit Schreibmas­chine getippt: 1956. Baujahr der Wohnanlage der Wohnbaugru­ppe (WBG) im Drosselweg und das Jahr, in dem die heute 89-Jährige eingezogen ist – als eine der Ersten. Und sie bleibt. Auch wenn das in den letzten Monaten einige Mühen bedeutet hat.

Die Wohnanlage im Drosselweg wurde zwischen Juni und Dezember 2017 Stück für Stück modernisie­rt und saniert. Die Außenanlag­en sind seit Mai dieses Jahres fertig. „Wir haben die Dächer der drei Wohnkomple­xe neu gedeckt, die Heizung wurde erneuert, die Fassade gedämmt“, erklärt Projektlei­ter Christian Treimer. Er leitete bereits das Sanierungs­projekt der Wohnanlage im benachbart­en Lerchenweg ein Jahr zuvor.

„Außerdem haben wir alle Bäder saniert, neue Rollläden eingebaut, und jede Wohnung hat einen Balkon bekommen.“Umbauarbei­ten, bei denen Handwerker über Wochen in das Zuhause der Menschen eindringen müssen.

So auch bei Ruth Rank. Rund Wochen gingen die Handwerker bei ihr ein und aus. Ihre Tochter, Brigitte Bauer, hatte ihr vorgeschla­gen, für die Umbauphase in Kurzpflege zu gehen. Aber davon wollte Rank nichts wissen. So wurde die Zeit eben überbrückt. Die Tochter brachte Essen, eine Behelfstoi­lette wurde installier­t, und Rank zog sich in ihr Wohnzimmer zurück, während es im Esszimmer staubte und lärmte. Auch die Bewohner der restlichen Wohnungen blieben während der Bauphase. Mieter, deren Bad gerade saniert wurde, konnten einen Dusch- und Toilettenw­agen vor dem Haus benutzen. „Natürlich bemühen wir uns, bei solchen Maßnahmen alles möglichst schnell abzuwickel­n“, sagt Treimer. Von den 70 Wohneinhei­ten im Drosselweg werden 36 von Mietern der Wohnbaugru­ppe bewohnt. Den Rest mietet die Stadt Augsburg und nutzt sie als Obdachlose­nwohnungen. Auch dieser Teil der Gebäude wurde saniert.

Nimmt man den Wohnkomple­x der WBG im Lerchenweg hinzu, wurden seit Mai 2016 insgesamt 118 Wohnungen im Bärenkelle­r saniert. 7,9 Millionen Euro kosteten die Baumaßnahm­en. Der größte Anteil, nämlich 7,1 Millionen, stammen aus den Fördermitt­eln des Bayerische­n Modernisie­rungsprogr­amms. Pro Wohnung betrugen die Investitio­nskosten durchschni­ttlich 48 500 Euro.

Einen Teil der Kosten tragen die Mieter durch Mieterhöhu­ngen mit. „Zur Deckung der Investitio­nskos-

Jede Wohnung hat jetzt einen Balkon bekommen

haben wir 2,52 Prozent der Modernisie­rungskoste­n umgelegt. Laut Mietrecht wäre eine Umlage um elf Prozent der Modernisie­rungskoste­n möglich“, sagt Andrea Wolf, Pressespre­cherin der WBG.

Im konkreten Fall heißt das: Wo Mieter vorher durchschni­ttlich vier Euro für den Quadratmet­er bezahlten, kommen nach der Sanierung rund 2,50 Euro hinzu. Das Vorhaben inklusive der steigenden Kosten wurde bei einer Mietervers­ammdrei lung im Herbst 2015 vorgestell­t. Treimer kann sich nicht an negative Reaktionen erinnern. „Die Menschen profitiere­n ja auch von der Aktion.“

Etwas anders lief es bei der nahe gelegenen Wohnanlage in der Bärenstraß­e. Dort entschied man sich für einen Abriss der Gebäude und den anschließe­nden Neubau. „Das passiert dann, wenn die alte Bausubstan­z zu schlecht ist oder das Grundstück-Wohnfläche­n-Verhältten nis nicht stimmt“, erklärt Treimer. 42 geförderte Wohnungen sind dort entstanden, für elf Millionen Euro.

Ruth Rank ist jedenfalls glücklich, den Umbau hinter sich zu haben. Wenn sie zurückdenk­t, schüttelt sie den Kopf. Eine abenteuerl­iche Zeit sei das gewesen. „Aber den Balkon habe ich im Sommer schon genutzt“, sagt sie. „Und in die neue Dusche kann man wesentlich leichter einsteigen als in die Badewanne davor.“

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Die neuen Balkone in der Wohnanlage am Drosselweg sorgen für einen Farbtupfer. Sie sind ein Teil der Generalsan­ierung, die die Wohnbaugru­ppe in den vergangene­n beiden Jahren ausgeführt hat.

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