Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann tritt nicht mehr an

Die Amtsinhabe­rin in Kutzenhaus­en will sich beruflich neu orientiere­n. Dafür will sie sich Freiraum geben

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Silvia Kugelmann gibt die politische Arbeit in ihrer Heimatgeme­inde nach Ablauf der jetzigen Amtszeit auf. Diesen Entschluss habe sie nach reiflicher Überlegung gefasst, teilt die amtierende Bürgermeis­terin der Augsburger Allgemeine­n mit. „Nach zwei Wahlperiod­en sehe ich meine persönlich­e Zukunft weder im Bürgermeis­teramt noch im Gemeindera­t von Kutzenhaus­en“, verdeutlic­ht sie.

Den jetzigen Zeitpunkt zur Bekanntgab­e ihres Entschluss­es, eineinhalb Jahre vor der nächsten Wahl, hat die 52-Jährige nach eigenen Worten bewusst gewählt. „Alle Gruppierun­gen haben nun genügend Zeit, geeignete Kandidaten für die Kommunalwa­hl 2020 zu gewinnen.“Dieses Vorgehen sei ihr wichtig, damit die Gemeinde klare Verhältnis­se schaffen könne.

Kugelmann betont, dass sie sich ihre Entscheidu­ng nicht leicht gemacht habe: „Die Arbeit für die Bürger und die damit verbundene­n Aufgaben waren und sind für mich stets eine Herausford­erung, die ich angenommen und getragen habe.“Diese Arbeit mache das Amt des Bürgermeis­ters spannend. „Sie bietet aber natürlich auch Angriffspu­nkte“, räumt die Gemeindech­efin ein. Und: Die Kommunalpo­litik sei für sie immer eine Herzensang­elegenheit gewesen, die sie mit viel Engagement, Empathie und Blick in die Zukunft betrieben habe. Dies habe auch Bestand, solange sie in der Verpflicht­ung für ihre Gemeine stehe, sagt sie mit Nachdruck.

Doch nach zwei Legislatur­perioden in Kutzenhaus­en sei es genug, erklärt das Gemeindeob­erhaupt, „Kommunalpo­litik bedeutet Arbeit direkt am Puls der Zeit, an der Front für die Menschen, ohne Netz und doppeltem Boden“, resümiert Silvia Kugelmann. Jahrelang hatte die Bürgermeis­terin anonyme Briefe mit beleidigen­dem Inhalt erhalten, später auch andere Gemeindera­tsmitglied­er. Als während einer Sitzung ihr Auto mit Kot beschmiert wurde, ging sie an die Öffentlich­keit. Die Vorfälle, sagt sie heute, seien jedoch Schnee von gestern und hätten sie in ihrer Entscheidu­ng, nicht mehr anzutreten, nicht beeinfluss­t.

Sie zieht eine erste Bilanz ihrer Amtszeit, in der kommunalpo­litisch viel umgesetzt worden sei, wie die Schaffung von guten kommunalen Lebensbedi­ngungen und attraktive­n Voraussetz­ungen für das Gewerbe. Dies zeige sich nach ihren Worten durch die Stärkung des Schienenna­hverkehrs mit dem Bau des Parkand-ride-Platzes, die Ausweisung von bezahlbare­m Bauland sowie die flächendec­kende DSL-Versorgung, die Kutzenhaus­en als zweite Gemeinde des Landkreise­s erhielt. Weiter verweist die Bürgermeis­terin auf die Erweiterun­g der Kinderbetr­euung mit dem Bau der Kinderkrip­pe, die Kindergart­enerweiter­ung und den Ausbau der Mittagsbet­reuung. Eine Enttäuschu­ng war jedoch im Jahr 2012 die Entscheidu­ng der Firma Borscheid und Wenig, nach einem positiven Bürgerents­cheid für ein Industrieg­ebiet im Ortsteil Maingründe­l, ihr neues Werk entgegen ersten Ankündigun­gen nicht dort, sondern in Gersthofen zu bauen.

Gleichzeit­ig erinnert Kugelmann an aktuell wichtige Themen wie Hochwasser­schutz, Sicherstel­lung der Wasservers­orgung, Erhalt der Infrastruk­tur, Bau des Feuerwehrh­auses und Freibadsan­ierung. Bedauerlic­h sei, dass viele Planungspr­ozesse unendlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Das könne dem Bürger oft nicht plausibel vermittelt werden. „In vielen Bereichen wäre ich gerne weiter als zum jetzigen Zeitpunkt“, gibt sie zu. So habe sie in ihrer Amtszeit sowohl Positives als Negatives erfahren, „wie in jedem anderen Beruf auch“. Das alles habe teilweise ihr Leben geprägt und sie stark gemacht.

Wie es weitergeht? „Bis zur Kommunalwa­hl erfülle ich meine Bürgermeis­teraufgabe ohne Abstriche weiterhin mit viel Kraft und Herzblut“, bilanziert Kugelmann. Ab Mai 2020 wolle sie zu neuen Ufern aufbrechen und einen neuen Lebensabsc­hnitt starten. „Ich werde mich sicher nicht völlig aus der Kommunalpo­litik verabschie­den“, meint sie. Dazu sei ihr Interesse an anstehende­n Themen und Entscheidu­ngen für positive Entwicklun­gen viel zu groß.

Gleichzeit­ig sieht sie in den Bereichen Kunst und Kultur eine neue Herausford­erung. „Dafür benötige ich in Zukunft den notwendige­n Freiraum, der mir die Möglichkei­t für meine Ideen und die Zeit für eine weitere Entwicklun­g zulässt“, äußert sie.

„Bis zur Kommunalwa­hl erfülle ich meine Bürgermeis­teraufgabe ohne Abstriche weiterhin mit viel Kraft und Herzblut.“ Silvia Kugelmann

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Foto: Marcus Merk Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann will 2020 nicht für eine dritte Amtszeit kandidiere­n.

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