Augsburger Allgemeine (Land West)
Wer das Loch ins Strohdach biss
Staudenhaus Handwerker von weither arbeiten in Oberschönenfeld
Das Dach des Staudenhauses in Oberschönenfeld ist undicht – und schuld sei ein Marder, sagt Kreisheimatpflegerin Claudia Ried. Vor Kurzem konnte sie ihn auf frischer Tat im Dachboden ertappen und sogar fotografieren. „Ich weiß nicht, wer überraschter war, der Marder oder ich“, sagt sie. Auf jeden Fall hatte das Tier zu dieser Zeit schon ein Loch ins Dach gebissen. Und seitdem regnet es rein.
Doch weil Herbst und Winter ganz sicher noch kommen, ist die Kreisheimatpflegerin erleichtert, dass sich im Moment drei Handwerker um das Strohdach kümmern. Die sind freilich gar nicht so leicht zu bekommen. Strohgedeckte Dächer, die gibt es nämlich ihres Wissens nach in Schwaben nur noch im Frei- lichtmuseum Illerbeuren und eben beim Staudenhaus des Landkreises Augsburg, das am Waldrand bei der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld ein eigenes kleines Museum ist.
Woanders freilich gehören Reetdächer noch zum fast alltäglichen Anblick: in Norddeutschland nämlich. Von dort kommen die Handwerker auch. Anfang der Woche waren sie in Illerbeuren tätig, jetzt sind sie auf dem Heimweg noch in dem Gessertshauser Ortsteil vorbeigekommen. Neben dem Loch im Dach mache auch das Moos auf der Eindeckung Sorgen, beschreibt Claudia Ried. Auch der First, gemeinhin die Schwachstelle bei Strohdächern, muss überprüft werden. Das letzte Mal war das Dach 2011 renoviert worden, „aber das hält eben nicht so lange“, sagt die Kreisheimatpflegerin.
Gar nicht so einfach ist es übrigens auch, das passende Baumaterial zu finden. Das schwäbische Strohdachhaus ist mit Roggenstroh gedeckt, während in Norddeutschland zumeist Schilfrohr, also Reet, verwendet wird. „Aber heute ist Roggen so gezüchtet, dass vor allem die Ähren groß werden, die Halme aber kürzer“, beschreibt Claudia Ried. Tatsächlich gibt es Felder, wo extra für den Denkmalschutz Roggen mit langen Strohhalmen von etwa 1,40 Meter Länge angebaut wird. „Wir haben noch einen Vorrat von der letzten Sanierung“, so die Kreisheimatpflegerin. Nun muss bald wieder nachgekauft werden.