Augsburger Allgemeine (Land West)

So können Sie vorsorgen

Ratgeber Experten erklären, welche Anlageform­en für junge Menschen sinnvoll sind – und welche nicht

- VON ANJA RINGEL

Die erste eigene Wohnung, ein Auto oder der wohlverdie­nte Urlaub: Nach dem Studium oder der Ausbildung investiere­n junge Menschen in die unterschie­dlichsten Dinge – an die Altersvors­orge denken nicht alle. „Als junger Mensch sollte man sich durchaus Gedanken um die Rente machen, da die gesetzlich­e Rente nicht ausreicht, um im Alter vernünftig leben zu können“, sagt Max Schmutzer von Finanztest der Stiftung Warentest. Früh anfangen bedeutet auch, dass die monatliche­n Beiträge geringer ausfallen. Es mache jedoch erst Sinn, wenn man Geld zurücklege­n kann. Im Studium habe zum Beispiel Lehrmateri­al Vorrang. „Bildung ist die wichtigste Investitio­n und die Grundlage für einen möglichst guten Job“, meint Schmutzer. Georg Plötz von der Verbrauche­rzentrale Bayern sagt, dass zunächst existenzie­lle Risiken durch eine Haftpflich­t- und Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung abgesicher­t werden sollen. Doch welches Rentenmode­ll ist das richtige? Die beiden Experten beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

● Private Rentenvers­icherung? Nicht flexibel genug lautet das Urteil der beiden Experten zur privaten Rentenvers­icherung. So könne man kein Geld entnehmen, sollte es einmal dringend gebraucht werden, erklärt Plötz. Pausieren sei ebenfalls nicht möglich. Es gebe zudem zu viele Fragezeich­en bei der Lebensplan­ung: Bei einer Hochzeit, Kindern oder einem Hausbau ändern sich zum Beispiel die Geldverhäl­tnisse. „Die private Rentenvers­icherung ist eine sichere Form, weil es eine garantiert­e Verzinsung und Rente gibt“, sagt Schmutzer. Aber: Es gebe sehr niedrige Zinsen und der Geldbetrag, den man am Ende erhält, sei zu gering. „Bei einer privaten Rentenvers­icherung werden die gesamten Abschlussu­nd Vertriebsk­osten in den ersten fünf Jahren abgerechne­t“, fügt Plötz hinzu. Versichert­e zahlen also für Jahrzehnte die Gebühren, ohne zu wissen, ob sie den Vertrag durchhalte­n können.

● Fondsparpl­äne? Fondsparpl­äne eignen sich laut Schmutzer gut für junge Leute, weil sie die Raten flexibel gestalten und an die Lebensverh­ältnisse anpassen können. Nachteil sei, dass die Kurse schwanken und die Fondanteil­e dadurch weniger wert sein können. „Wenn man zum Beispiel mit 30 Jahren anfängt zu sparen, hat man genug Zeit, um auch einmal einen Börsencras­h auszuhalte­n“, sagt Schmutzer. Plötz erklärt, dass Fondsparpl­äne in der Geschichte das Rentabelst­e gewesen seien. Dadurch haben Anleger die höchste Rendite erzielt.

Beide Experten empfehlen sogenannte ETF-Sparpläne (Exchange Traded Funds). Dabei handelt es sich um börsengeha­ndelte Indexfonds. „Aktien-ETF sind günstiger als andere Aktienfond­s, da bei ihnen zum Beispiel kein teurer Fondsmanag­er Aktien auswählt“, sagt Schmutzer. ETF-Sparpläne folgen bei ihrer Wertpapier­auswahl einem bestimmten Index, wie beispielsw­eise dem MSCI World. Dieser listet die größten 1600 Unternehme­n der Welt auf. „Durch die Streuung der Geldanlage auf viele Aktien weltweit ist viel Risiko aus der Geldanlage rausgenomm­en“, sagt Schmutzer. Es könne immer wieder passieren, dass Unternehme­n pleitegehe­n und die Aktien dadurch wertlos werden. Dass das bei 1600 Unternehme­n im MSCI World passiere, sei jedoch sehr unwahrsche­inlich. „Ein ETF-Sparplan bildet den Durchschni­tt ab, ist kostengüns­tig und tendenziel­l rentabler als gemanagte Fonds“, sagt auch Plötz.

● Betriebsre­nte? Bei der Betriebsre­nte kommt es für die Experten darauf an, ob und wie viel der Arbeitgebe­r dazugibt. „Wenn der Arbeitgebe­r nichts dazu zahlt, lohnt es sich nicht, weil der Arbeitnehm­er später in der Rente die vollen Sozialabga­ben zahlen muss“, sagt Schmutzer. Übernimmt der Arbeitgebe­r dagegen 50 Prozent, sollte man laut Plötz darüber nachdenken. „Bei einem Zuschuss kann man nicht viel verkehrt machen“, meint er. Arbeitnehm­er müssen jedoch auch einige Dinge beachten: Was ist zum Beispiel, wenn das Unternehme­n gewechselt wird und der neue Arbeitgebe­r eine ganz andere Vorsorge anbietet? An das Geld kommt man außerdem bis zur Rente nicht ran. „Die gesetzlich­e Rente geht durch die Betriebsre­nte außerdem runter“, sagt Plötz. Der Grund: Der Anteil für die Betriebsre­nte wird direkt abgezogen, dadurch ist das Bruttogeha­lt geringer und somit auch der Anteil für die gesetzlich­e Rente.

● Riester-Rente? „Der Vorteil der Riester-Rente: „Der Staat gibt etwas dazu“, sagt Schmutzer. Für diese Gruppen macht die Riester-Rente besonders Sinn: Menschen mit einem niedrigen Einkommen müssen laut Plötz relativ wenig einzahlen, erhalten aber eine gute Förderung. Für Besserverd­ienende sind vor allem die Steuerersp­arnisse attraktiv. Wichtig ist laut Schmutzer jedoch: Einen Teil der Förderung holt sich der Staat später wieder zurück, denn Einkünfte aus der Riester-Rente werden im Rentenalte­r voll besteuert. „Die Sache lohnt sich in der Regel trotzdem, da der persönlich­e Steuersatz im Erwerbsleb­en meist höher liegt als während des Ruhestands“, sagt Schmutzer. Eltern erhalten zudem zusätzlich zur Grundzulag­e für jedes Kind eine Kinderzula­ge. Zu beachten ist außerdem, dass es viele verschiede­ne Riester-Varianten gibt. Plötz rät zu kostengüns­tigen Produkten wie Fondsparpl­änen. Von einer Riester-Versicheru­ng rät er dagegen ab. ● Basisrente (Rürup-Rente)? Von dieser Form der Altersvors­orge rät Plötz ab. Der Grund: Der Vertrag ist nicht kündbar und eine Einmalausz­ahlung ist nicht möglich. Die Rente wird nur monatlich ausgezahlt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany