Augsburger Allgemeine (Land West)

So hat der Amateurfuß­ball keine Zukunft

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Spieler, Trainer und Vereinsfun­ktionäre müssen sich Gedanken machen, ob der Amateurfuß­ball in den unteren Klassen eine Zukunft hat. Allein sie beeinfluss­en, ob weiterhin ein geregelter Spielbetri­eb möglich ist. Die Entwicklun­gen rund um das Spiel, in dem Spaß im Vordergrun­d stehen sollte, sind alarmieren­d. Es ist höchste Zeit, auf und neben dem Rasen verbal abzurüsten. Verantwort­liche beschweren sich über schlechte Schiedsric­hterleistu­ngen und sorgen durch Boykott für Spielabbrü­che, stellen selbst aber keine eigenen Unparteiis­chen. Der Umgang ist geprägt von gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen, die mancherort­s in körperlich­er Gewalt ausarten. Dass Vereine mit höherem Ausländera­nteil verhältnis­mäßig oft in Vorfälle verwickelt sind, wird niemand bestreiten. Ihnen allein die Schuld für Eskalation­en zu geben, greift allerdings zu kurz. Auf dem Platz werden Beleidigun­gen gezielt eingesetzt, um Gelbe und Rote Karten zu provoziere­n. Das ist grob unsportlic­h. Anderersei­ts werden vorschnell Rassismus-Vorwürfe laut und es fehlt an Souveränit­ät, mit Aussagen, die aus der Emotion heraus entstehen, besonnen umzugehen. Dass der Ton rauer wird, dass Aggression­en zunehmen und dass die Reizschwel­le sinkt, ist ein gesellscha­ftliches Problem. Erschweren­d kommt hinzu, dass andere Meinungen nicht mehr akzeptiert werden. Wer immer den Schiedsric­hter für eigenen Misserfolg verantwort­lich macht, macht es sich zu leicht. Steuern die Amateurfuß­baller nicht schleunigs­t dagegen, bedeutet das mittelfris­tig ihr Ende. Das Schiedsric­hterwesen wird in den unteren Klassen aussterben und Ressentime­nts werden dafür sorgen, dass Vereine nicht mehr gegeneinan­der antreten wollen.

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