Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn das Navi zu viel weiß
Verkehr Die Geräte werden immer schlauer – was passiert mit den Daten?
Den Satz aus dem Off des Wagens hasst jeder Autofahrer: „Wenn möglich, bitte wenden.“Dann nämlich hat sich das Navi verfahren oder der unaufmerksame Mensch am Steuer die richtige Abfahrt verpasst. Mittlerweile jedoch lotsen die meisten Geräte nicht nur den Fahrer, sie sind auch Sicherheitsassistent, Unterhalter oder Reiseführer – und das ist erst der Anfang der Entwicklung. Längst werden Echtzeitdaten des Verkehrs mit anderen Informationen verknüpft. Mithilfe dieser Daten gibt das Navigationsgerät der Zukunft sogar Auskunft darüber, auf welcher Abbiegespur Staus entstehen, welche Straßen durch Baustellen verengt sind und wo in einer Stadt gerade Großveranstaltungen ein Verkehrschaos verursachen können oder wo der Straßenbelag glatt ist. Die neuen Navis lohnen sich allerdings nicht nur für die Autofahrer, weil sie Staus vermeiden. Die Hersteller konkurrieren um einen weltweiten Markt, der in den kommenden fünf Jahren auf über 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz geschätzt wird. Die größte Herausforderung für die Anbieter ist dabei, permanent und überall Echtzeitdaten über den Verkehr und den Straßenzustand zu sammeln. Dazu brauchen sie Zugriff auf die Bewegungsdaten ihrer Nutzer. Wann immer ein Nutzer sich per Handy von Punkt A nach B leiten lässt, übermittelt sein Telefon, anonymisiert oder nicht, seine Position an die Navi-Hersteller. Der Server sendet dann eine optimierte Route zurück.
Alles gut also? Nein, natürlich nicht. Bei so vielen Daten besteht durchaus die Gefahr, dass die Polizei anhand der vielen Bewegungsdaten künftig Radarfallen an strategisch günstigen Orten aufstellt.