Augsburger Allgemeine (Land West)
Linien als Nervensystem für Kunst
Gisela Frank macht Striche in vielfältiger Form zum Zentrum ihrer Schau „Das Unbekannte und sein Lockruf“im Stadtberger Rathausfoyer. Dahinter verbergen sich Aspekte des Lebens
Stadtbergen Wer möchte sich schon immer wieder nur im Althergebrachten, lang Gewohnten tummeln? Es kann doch so viel spannender sein, sich Unbekanntem auszusetzen, sich mit Neuem zu befassen. Eine Reihe von Anstößen gibt dazu Gisela Frank im Stadtberger Rathausfoyer. Unter dem Motto „Das Unbekannte und sein Lockruf“präsentiert sie darin Zeichnungen, Grafiken und Objekte und schickt dabei feine Linien auf einen Weg durch den Raum, aber auch durch Aspekte des Lebens.
Diese bildet die Künstlerin überwiegend aus fragilen Materialien, die durch ihren oftmals weißen oder gebrochen weiten Ton die Zartheit der Arbeiten noch unterstreichen. Als Leitmotiv dienen ihr in dieser Ausstellung Linien im weitesten Sinne. Wie die Lebenslinien ziehen diese sich durch nahezu alle Arbeiten.
Sie werden gebündelt dargestellt, aber können auch ein Geflecht bilden. Gerade die Arbeiten mit Japanpapier greifen Echos von japanischer Kunst auf: Das „Geschehen“auf dem Bild wird sehr stark reduziert – wieder auf Linien, die sich allerdings hier zu gut einen Zentimeter breiten flachen Streifen verbreitern können.
Wie stark sie das Leben bestimmen, zeigt die Werkfolge „Puls“. Schritt für Schritt löst sich Gisela Frank in der Bilderfolge von den anfänglichen, an EKG-Ausschläge erinnernden Auf- und Abfolgen. Die Linien greifen mehr und mehr Raum in den Bildern, bleiben immer in geschwungenen Formen und gipfeln letztendlich in „665 Schlaufen“, die sich über die ganze Fläche erstrecken.
Sie können aber auch wie gehäkelt erscheinen wie in dem Wandbehang „Luft-(Maschen)“. Die gehärtete Wolle ist Schmuck, kann aber bei Bedarf locker einhüllen und wärmen.
In mehreren, dreidimensionalen Objekten setzt die Künstlerin zuckerhutförmige Strukturen zueinander in Beziehung. Dabei fängt sie klein an, mit rund 20 Zentimeter hohen, filigranen zuckerhutförmigen Kegeln, die aus feinem Eisendraht geflochten wurden („Geformte Linien“) – gleichsam aus Linien im Raum gebildet werden.
Kegel führt Gisela Frank in weiteren Arbeiten, wie der aus anthrazitfarbenem Stoff, Garn, Leder und Füllstoff gestalteten „Hose“aus: Hier schaffen die spitz zulaufenden Gebilde gleich vier „Hosenbeine“. „Neun sanfte Spitzen“ragen wie stilisierte Gletscherberge aus quadratischer Grundfläche.
Die Kulmination bildet ein „Großes Objekt“. Über einen Meter hoch und geschätzt einen halben Meter dick, zeigt es gleichsam die Struktur einer immens vergrößerten Linie. Dünne, abgeschnittene Röhren ragen oben aus der Fläche – die äußere Form ist also ebenfalls das Produkt von Strichen – welche die Arbeiten der ganzen Ausstellung ähnlich einem Adern- oder Nervensystem durchziehen.
Gisela Frank wurde in Rostock geboren und lebt in Augsburg. Seit 1995 intensivierte sie ihre AuseinanDiese dersetzung mit der Bildenden Kunst, nahm an verschiedenen Kursen und Workshops namhafter Künstler teil. Seit 2007 ist sie freischaffend künstlerisch tätig und erhielt unter anderem 2017 den Kunstförderpreis der Kreissparkasse Augsburg.
Dauer Der Bunte Kreis veranstaltet am Freitag, 9. November, in Stadtbergen einen Martinsumzug für die ganze Familie. Treffpunkt ist ab 17 Uhr an der Ecke zwischen Eibenweg und Eugen-Rauner-Weg. Von dort aus begleiten Teilnehmer mit Laternen und Liedern Sankt Martin auf seinem Pferd zum Therapiezentrum Ziegelhof des Bunten Kreises. Dort können Eltern und Kinder bei einem Lagerfeuer mit heißem Punsch und Lebkuchen den Abend ausklingen lassen. Bitte Laternen mitbringen.