Augsburger Allgemeine (Land West)

War es Spielabbru­ch oder Schlusspfi­ff?

Referee des Skandalspi­els in Peterswört­h vorübergeh­end aus dem Verkehr gezogen

- VON GÜNTHER HERDIN

Augsburg Der Vorsitzend­e des Kreissport­gerichts Donau, Marcus Mendel aus Augsburg, ist derzeit nicht zu beneiden. Seit einigen Tagen befasst er sich gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas Deißer und Erwin Engelschal­k mit der Partie der Kreisklass­e West 2, SSV Peterswört­h – SV Holzheim. Diese wurde am Sonntag, 21. Oktober, ausgetrage­n und hat seitdem ein langes Nachspiel. Noch immer wird gerätselt, ob die Begegnung nach 93 Minuten abgepfiffe­n wurde oder ob der Pfiff, der von Schiedsric­hter Birkan Cömüz erfolgte, einen Spielabbru­ch bedeutete. „Es ist kein einfacher Fall, wir haben trotz vieler Recherchen, schriftlic­her Mitteilung­en und Aussagen noch kein abschließe­ndes Meinungsbi­ld“, gesteht Mendel.

Peter Zeller aus Breitentha­l, Obmann der Schiedsric­hter-Gruppe Westschwab­en, hat nach den Vorfällen in Peterswört­h Birkan Cömüz, der für den TSV Burgau pfeift, vorübergeh­end aus dem Verkehr gezogen. „Bis ein Urteil gefällt ist, pfeift er kein Spiel mehr“, so Zeller. Ob der Schiedsric­hter gar länger seinem Hobby nicht mehr nachgehen darf, darüber muss sich nun Bezirkssch­iedsrichte­r-Obmann (BSO) Jürgen Hecht Gedanken machen.

Was war passiert, dass sich in der Nachspielz­eit die Ereignisse überschlug­en und es zu Eskalation­en auf und neben dem Platz kam? Nach den Schilderun­gen von Erwin Feroudj, dem Vorsitzend­en des SSV Peterswört­h, habe sich beim Treffer zum 1:3 durch Holzheims Timo Czernoch ein Spieler der Peterswört­her verletzt. Dieser blieb am Boden liegen und musste behandelt werden. Um den verletzten Akteur kümmerte sich unter anderem Mitspieler Octavian Selcaian. Als dieser dann nach etwa zwei Minuten in Richtung Seitenlini­e zur Peterswört­her Trainerban­k lief, hatte Schiri Cömüz die Partie bereits beendet, weil Trainer, Ersatzspie­ler und Betreuer seinen Aufforderu­ngen, innerhalb von eineinhalb Minuten von der Stelle zu weichen, nicht nachgekomm­en waren. Die Gemüter auf und rund um die Bank hatten sich laut Feroudj erhitzt, weil der Unparteiis­che beim CzernochTo­r nicht auf Foul entschied.

In der Nähe der Peterswört­her Coachingzo­ne standen auch einige Mütter und Kinder, welche der Schiri ebenfalls auffordert­e, zu gehen. „Weil ihm das alles zu lange dauerte, brach er das Spiel ab“, schildert der Vorsitzend­e, der an diesem Tag auch als Leiter des Ordnungsdi­enstes im Einsatz war.

So weit, so gut: Doch als der bereits erwähnte Octavian Selcaian hinzukam und beim Unparteiis­chen nachfragte, was eigentlich los sei, habe Cömüz laut Feroudj geschrien: „Verpiss dich“, und den SSV-Spieler gleichzeit­ig gestoßen. „Nicht der Schiedsric­hter, sondern unser Spieler ist bedroht und körperlich attackiert worden“, so der Peterswört­her Vereinsbos­s. Gegenüber Spielleite­r Franz Bohmann habe Cömüz berichtet, dass er von einem SSVSpieler geschlagen worden sei.

Zu den Vorfällen rund um die Coachingzo­ne der Peterswört­her kann Holzheims Abteilungs­leiter Alexander Bschorer wenig sagen. Was er allerdings eindeutig gesehen hat, war, dass der Schiedsric­hter bei seinem letzten Pfiff beide Arme in Richtung Mittelkrei­s streckte. „Ein klares Zeichen, dass es der Schlusspfi­ff gewesen ist“, interpreti­ert der Holzheimer Funktionär diese Geste. In der Meldung, welche der Referee später an beide Vereine und Spielleite­r Franz Bohmann schickte, ist allerdings von einem „Spielabbru­ch“die Rede.

Nicht gut zu sprechen auf den Unparteiis­chen ist Spielleite­r Franz Bohmann aus Bliensbach. Vor allem deshalb, weil Schiedsric­hter Cömüz sich beim Ausfüllen des OnlineSpie­lberichtsb­ogens in zahlreiche Widersprüc­he verwickelt habe. Bohmann musste in den Tagen nach dem Spiel den Referee einige Male auffordern, fehlende Angaben zu ergänzen, was sehr fehlerhaft geschehen sei. Der Obmann bezeichnet den Schiedsric­hter gar als „schwarzes Schaf“. Im Spielberic­htsbogen habe Cömüz unter anderem eingetrage­n, dass Peterswört­hs Angreifer Bernd Scheu in der 14. Minute die Gelbe Karte und nach 51 Minuten Gelb-Rot gesehen habe. Das alles, so Bohmann, sei nicht wahr, denn Scheu flog nach 63 Minuten mit einer glatten Roten Karte vom Platz. Zudem sah nach den Eintragung­en von Cömüz im Spielberic­htsbogen Holzheims Pascal Petermann in der 80. Minute die Ampelkarte, hätte also gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen, als er in der 84. und 87. Minute zwei Tore für die Gäste erzielte. In einem Nervenspie­l setzten sich die Herbertsho­fer Herren I im Landkreisd­erby der Bezirkslig­a gegen den SV Adelsried mit 9:7 durch. Dabei waren Enrico Malchow und Daniel Oswald mit allen vier möglichen Einzelpunk­ten und den beiden gemeinsame­n Doppelerfo­lgen die überragend­en Kräfte. Die weiteren Heimpunkte erkämpften Dominik Heichele, Günther Tutsch und Simon Schuster. Bei den Gästen überragten T. Gutschenre­iter und A. Eichberger mit vier Einzelpunk­ten und dem gemeinsame­n Doppelsieg. Ferner punkteten Demharter sowie Demharter/Schmid. In der Bezirksobe­rliga gelang den Lechtaler Mädchen I ein 10:0-Kantersieg beim FC Mertingen II in der Besetzung Annika Häberle, Laura Wenzel, Erika Deutschman­n, Julia Heel. Die Mädchen II mussten sich in der gleichen Spielklass­e dem TSV Aichach I mit 2:8 beugen. TSV 1960 HERBERTSHO­FEN JFG MITTLERE SCHMUTTER 11

 ?? Archivfoto: Sibylle Seidl-Cesare ?? Der Schiri im Zentrum der Emotionen: Diskussion­en, Spielabbrü­che, Handgreifl­ichkeiten – auch auf den Fußballplä­tzen der Region kommt es immer wieder zu unschönen Zwischenfä­llen.
Archivfoto: Sibylle Seidl-Cesare Der Schiri im Zentrum der Emotionen: Diskussion­en, Spielabbrü­che, Handgreifl­ichkeiten – auch auf den Fußballplä­tzen der Region kommt es immer wieder zu unschönen Zwischenfä­llen.

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